Der designierte Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann von den Grünen, ist der Überzeugung, dass die deutschen Hersteller wie Daimler und Porsche in Zukunft weniger und nicht mehr Autos herstellen und exportieren sollten. "Die große grüne Vision ist es, aus dieser starken Industrieregion ein Land mit grünen Produktlinien zu machen."
Der designierte Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann von den Grünen, ist der Überzeugung, dass die deutschen Hersteller wie Daimler und Porsche in Zukunft weniger und nicht mehr Autos herstellen und exportieren sollten. Kretschmann sagte in einem Interview mit "Bild am Sonntag": "Weniger Autos sind natürlich besser als mehr. Wir müssen in Zukunft Mobilitätskonzepte verkaufen und nicht nur Autos. Dazu gehören Laufen, Fahrradfahren, Autofahren, Eisenbahnfahren. Das müssen wir so klug vernetzen, dass man gut voran kommt und die Umwelt schont".
Kretschmann sieht in dem ökologischen Umbau der Autoindustrie ein Kernprojekt seiner künftigen Arbeit: "Wir wollen grüne Produkte und Dienstleistungen exportieren. Wir müssen zeigen: Wohlstand ist möglich, ohne Lebensgrundlagen zu zerstören. Darin besteht unsere spezielle Verantwortung, darum wird ein Grüner hier Ministerpräsident. Sonst könnte es ja jeder andere machen."
Sorgen muss sich die Automobilindustrie in Baden-Württemberg nach den Worten Kretschmanns wegen der Wahl eines Grünen zum Ministerpräsidenten nicht machen, "aber sie muss in Zukunft Autos bauen, die viel weniger Sprit verbrauchen". Kretschmann weiter: "Die große grüne Vision ist es, aus dieser starken Industrieregion ein Land mit grünen Produktlinien zu machen. Wir wollen beweisen: Ökonomie und Ökologie gehören zusammen, wenn wir unsere Lebensgrundlagen nicht zerstören wollen. Und wer wenn nicht Baden-Württemberg mit seiner starken Forschungslandschaft könnte dies der Welt zeigen", so Kretschmann.
Der designierte Regierungschef sieht die Arbeitsplätze in der Automobilbranche ohne eine ökologischere Ausrichtung vernichtet. "Wenn die Automobilindustrie es nicht schafft grüner zu werden, wird sie keine Zukunft haben", so Kretschmann. Die Entwicklung eines Porsches mit zwar 767 PS, aber nur drei Litern Verbrauch auf 100 Kilometern, lobte Kretschmann ausdrücklich: "Porsche zeigt damit, was möglich ist. Wenn selbst solche pornografischen Autos im Verbrauch keusch sind, dann passt das doch." Grundsätzlich passten die Philosophie von Porsche und die Mobilitätskonzepte seiner Partei "nicht wirklich zusammen".
Selbst ist Kretschmann nach eigenem Bekunden in dem Porsche des ersten Grünenvorsitzenden Norbert Mann mitgefahren. Allerdings gefällt Kretschmann das Fahrgefühl im Porsche nicht: "Ich fand, man sitzt da zu tief. Da hat man das Gefühl, auf dem Asphalt aufzusetzen." Als Dienstwagen wird der grüne Politiker erst einmal "den Wagen fahren, den mein Vorgänger noch bestellt hat. Ich vermute mal: ein Daimler". Nach einem Jahr könne er dann wechseln. Kretschmann: "Ich werde sicher auch ein Fahrzeug nehmen, dass in Baden-Württemberg gefertigt worden ist."