Griechenland erwägt Austritt aus Euro-Zone und Einführung einer eigenen Währung. Geheime Krisensitzung der Finanzminister in Luxemburg / Gespräche über Umschuldung / Sorge um deutsche Banken.
Update: Meldung ist dementiert worden! Siehe: Griechenland bleibt im Euro
Die Schuldenkrise in Griechenland spitzt sich zu. Die Regierung des Landes erwägt, die Euro-Zone zu verlassen und wieder eine eigene Währung einzuführen. Die Finanzminister der Währungsunion und Vertreter der EU-Kommission treffen sich nach Informationen von SPIEGEL ONLINE am heutigen Freitagabend in Luxemburg zu einer geheimen Krisensitzung. Entsprechende Signale hat Athen in den vergangenen Tagen an die EU-Kommission und an Partnerländer ausgesendet.
Alarmiert durch die Bestrebungen hat die EU-Kommission zu dem Treffen in Luxemburg geladen. Auf der Tagesordnung steht neben dem möglichen Austritt Griechenlands aus der Währungsunion auch eine baldige Umschuldung des Landes. Höchste Vertraulichkeit wurde verordnet, nur die Finanzminister und ein enger Mitarbeiter dürfen kommen. Für Deutschland nehmen Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen teil.
Schäuble will die Griechen unter allen Umständen von dem Schritt abhalten. Eine interne Vorlage seines Ministeriums, die er mit nach Luxemburg nahm, warnt vor den Folgen eines Austritts Griechenlands. "Es wird zu einer erheblichen Abwertung der neuen Inlandswährung gegenüber dem Euro kommen", heißt es darin. Schätzungen zufolge sei mit einem Kursverlust von bis zu 50 Prozent zu rechnen. Dadurch wachse die Verschuldung Griechenlands drastisch an. Schäubles Fachleute rechnen damit, dass die Staatsschuld nach der Abwertung auf rund 200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen würde. "Eine Umschuldung wäre unumgänglich", warnen sie.
Die Maßnahme hätte nach Einschätzung der Schäuble-Beamten katastrophale Auswirkungen auf das Wirtschaftsleben in Europa. "Die Währungsumstellung würde eine Kapitalflucht auslösen", schreiben Schäubles Fachleute. Griechenland könnte sich gezwungen sehen, Kapitalverkehrskontrollen einzuführen. "Dies wäre mit den Grundfreiheiten des europäischen Binnenmarkts nicht in Einklang zu bringen." Zudem wäre das Land für viele Jahre vom Kapitalmarkt abgeschnitten.
Darüber hinaus würde der Austritt eines Landes aus der Währungsunion "das Vertrauen in das Funktionieren der Euro-Zone schwer beschädigen", heißt es weiter. Internationale Investoren müssten damit rechnen, dass künftig auch weitere Euro-Mitglieder austreten wollten. "Dies würde zu Ansteckungseffekten in der Euro-Zone führen."
Verheerende Auswirkungen hätte ein Ausscheren Griechenlands auf den noch immer angeschlagenen Bankensektor, vor allem im eigenen Land. Durch den Währungsschnitt "wäre das gesamte Eigenkapital des Bankensystems aufgezehrt, die Banken des Landes wären schlagartig insolvent". Doch auch die Banken in den übrigen Euro-Ländern hätten zu leiden. "Deutsche und ausländische Kreditinstitute müssten mit erheblichen Verlusten auf ihre Forderungen rechnen", heißt es in dem Papier.
Auch die Europäische Zentralbank (EZB) wäre betroffen. Sie müsste "einen wesentlichen Teil ihrer Forderungen als uneinbringlich abschreiben". Zu den Krediten an Banken kämen noch die Bestände an griechischen Staatsanleihen hinzu, welche die EZB in den vergangenen Monaten aufgekauft hat. Ihr Volumen schätzen die Schäuble-Beamten auf mindestens 40 Milliarden Euro. "Deutschland müsste entsprechend seinem EZB-Kapitalanteil von 27 Prozent den größten Teil der Verluste tragen."
Unter dem Strich käme ein Austritt Griechenlands mit anschließender Staatspleite die Euro-Staaten und ihre Steuerzahler noch teurer zu stehen. Zusammen mit dem Internationalen Währungsfonds haben sie dem Land Hilfen in Höhe von 110 Milliarden Euro gewährt. "Die Euro-Staaten müssten nach der Insolvenz des Landes auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten", heißt es in dem Papier.