„Wir brauchen keine Atomkraft, denn der Strom kommt aus der Steckdose…“ ist ein gern gebrauchtes Schlagwort, wenn man sich über Atomkraftgegner lustig machen will. Und dann fragt man sie, wo der ganze Strom denn herkommen soll. Viel intelligenter wäre jedoch die Frage, wo er eigentlich hingeht… Die Lüge vom Atomausstieg – und wie er wirklich geht.
von Rico Albrecht
Ewiges Wirtschaftswachstum ist der heilige Gral, den alle Systempolitiker suchen, denn „Wachstum schafft Arbeit“ und „Sozial ist, was Arbeit schafft…“ Egal, wie unsinnig oder gar schädlich die jeweilige Arbeit auch sein mag – jeder beschwert sich, wenn man ihm seine Arbeit abnehmen will. Hinterfragt man diesen Umstand aber genauer, dann geht es den Menschen jedoch nicht um Arbeit sondern um Einkommen.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gilt als Indikator für unseren Wohlstand. Wächst das BIP, dann geht es uns angeblich gut, bleibt es einmal „nur“ gleich, dann soll dies eine große Krise sein. Dabei gibt das BIP jedoch nur den Wert aller Waren und Dienstleistungen an, die innerhalb eines Jahres verbraucht werden. Neben den notwendigen Dingen, die den Menschen dienen, wird das BIP also auch dadurch erhöht, dass z.B. Waffen und Munition verbraucht werden, immer mehr kranke Menschen Medizin verbrauchen, sich immer mehr Menschen gegenseitig betrügen und dann verklagen, gigantische Propaganda- und Verwaltungsapparate die Menschen drangsalieren, immer mehr Ressourcen zu Müll verarbeitet werden und bei alldem immer mehr Energie verbraucht wird. All das schafft zwar jede Menge Arbeit, aber ist das etwa sozial?
Theoretisch gibt es auch Möglichkeiten, Einkommen zu generieren, das vom Wirtschaftswachstum und dem damit verbundenen Arbeitseinsatz und Energieverbrauch unabhängig ist. Man findet solche Lösungen jedoch leider nur jenseits des Tellerrandes unserer herrschenden Finanz- und Wirtschaftssysteme, weshalb sie bisher in Medien, Bildungswesen und Politik kaum diskutiert werden. Der Ausweg aus der Energieproblematik liegt in der Umstellung des Wirtschaftssystems, das auf ewiges Wachstum ausgelegt ist, auf eine Neuordnung, die einer ethisch einwandfreien Bedürfnisbefriedigung dient und Wohlstand auch ohne Wachstum ermöglicht. Solche Systeme gibt es in der Theorie schon lange – und sie würden auch praktisch funktionieren, wenn man sie nur zuließe.
Doch bevor solche Ansätze von den Machthabern überhaupt diskutiert werden, schlittern wir von einer Umweltkatastrophe in die nächste, denn der ewige Wachstumswahn zwingt uns, immer größere Risiken bei der Energiegewinnung einzugehen.
Kaum ist die bisher größte Ölkatastrophe aus unserer Wahrnehmung verschwunden, haben wir nun – auch wenn dies inzwischen ebenfalls kein öffentliches Thema mehr ist – den nuklearen Super-GAU in Japan. „Tsunami“ ist ein japanisches Wort. Das kommt daher, dass man solche Riesenwellen in Japan schon kannte. Trotzdem baute man Kernkraftwerke direkt ans Meer, um auf diese Weise Kosten bei der Wasserkühlung zu sparen. Und dann wurden die Reaktoren auch noch so konzipiert, dass eine Abschaltung nur dann möglich ist, wenn alle Systeme einwandfrei arbeiten und mit Energie versorgt werden. Können Ingenieure wirklich so dumm sein? Ich glaube kaum! Wer Ingenieur ist, der kennt die Situation, in der seine technischen Bedenken auf dem Altar des Budgets geopfert werden. Hier waren Konzerne und Politiker am Werk, denen es nur um maximale, kurzfristige Profite ging: „Nach uns der Tsunami…“ Ob Manager und Politiker in Europa wirklich besser sind, darf bezweifelt werden, denn wir haben im Prinzip die gleiche Gesellschaftsordnung.
Während Fukushima noch lange nicht unter Kontrolle ist, muss in Tschernobyl nach 25 Jahren bereits ein neuer Sarkophag gebaut werden. Das dort in eine Betonhülle eingemauerte Strahlenmonster ist bei weitem nicht besiegt und muss von uns und unseren Nachkommen noch mindestens 100.000 Jahre lang in Schach gehalten werden.
Die Ukraine ist heute schon nicht mehr in der Lage, die Kosten für die Sanierung von Tschernobyl alleine zu stemmen, daher bekommt diese ehemalige Sowjet-Republik nun Finanzhilfen, unter anderem von uns. Und wir alle sind gut beraten, der Ukraine diese Hilfe zu gewähren, denn sobald man die Reaktor-Ruine auch nur einen Moment außer Acht lässt, fliegt der strahlende Staub erneut um die Erde und zerstört Leben. Vom vermeintlich billigen Strom hat damals nur die Sowjetunion profitiert, die Kosten tragen heute wir alle – und zwar nicht nur die finanziellen! Was bleibt uns denn auch anderes übrig? Herrn Breschnew eine Rechnung an den Grabstein zu tackern, wäre wohl kaum eine nachhaltige Lösung...
Ähnlich sieht es natürlich auch bei „unseren“ Atomkraftwerken aus, die ja nicht uns gehören sondern ihren privaten Betreibern. Die immensen Gewinne, die aus dem kurzfristig betrachtet „billigen“ Strom entstehen, stecken sich die Eigentümer der Konzerne in ihre eigenen Taschen – und in die der ihnen zugeneigten Politiker. Mit den entsprechenden Geldmengen fällt es ihnen leicht, die teuren Massenmedien so einzusetzen, dass diese die veröffentlichte Meinung zugunsten der gewünschten Politiker gestalten. Trotzdem gelten derartige Begünstigungen bis heute leider nicht offiziell als Korruption, denn das Geld bekommen die begünstigten Politiker dann nur indirekt vom Steuerzahler in Form von Diäten, Privilegien und Pensionen.
Die Installation atomkraftfreundlicher Politikdarsteller mag zwar heute, so kurz nach Fukushima etwas schwieriger sein als sonst, doch wir werden sehen, ob dieses Thema bis zur nächsten Wahl noch eine Rolle spielen wird und welche Versprechen dann wieder alternativlos gebrochen werden. Notfalls könnte man das Wahlvolk aber auch mit höheren Energiepreisen „zur Vernunft bringen“.
Während die Konzerneigentümer und ihre Politiker immer weiter absahnen, steht schon heute fest, wer die Folgekosten tragen soll. 100.000 Jahre Lagerung von Atommüll und Instandhaltung von Katastrophen-Reaktoren (mindestens so lange sind diese noch höchst gefährlich) werden den Steuerzahlern und ihren Nachkommen für die nächsten mindestens 4000 Generationen aufgebürdet.
Man muss sich solche Zeiträume erst einmal bildhaft vor Augen führen, um sie zu begreifen, denn unser Vorstellungsvermögen reicht dafür nicht aus. Vor 100.000 Jahren lebten in Europa noch die Neandertaler, die uns glücklicherweise keine strahlenden Verpflichtungen hinterlassen haben. Ansonsten wären sie wohl heute nicht nur ausgestorben sondern hätten obendrein noch einige Dezillionen Neander-Taler Schulden bei uns, deren Rückzahlung wohl ebenso ungewiss wäre, wie im Falle der heutigen Pleitestaaten.
Strahlende Hinterlassenschaften muss man jedoch als echte Verschuldung betrachten, denn im Gegensatz zu den Geldmengen, die moderne Staaten durch „Staatsverschuldung“ erzeugen und in Umlauf zu bringen, handelt es sich beim Strahlenmüll um echte Schulden, die nicht nur dazu dienen dem Steuerzahler das Geld für die Zinsen aus den Taschen zu ziehen.
Würde man die heute geschaffenen Reaktor-Ruinen und vorübergehenden „Endlager“ in die offiziell ausgewiesene Staatsverschuldung einkalkulieren, dann sähen die echten Kosten der Kernenergie ganz anders aus.
Rechnen wir hierzu nur einmal hypothetisch in der heute (80 Generationen nach Beginn unserer Kalenderwesens) gebräuchlichen Währung „Euro“, tun wir einmal so, als würde diese Währung ewig währen und als gäbe es von heute an keine Inflation, (rechnen wir also in der heutigen Kaufkraft) dann ergibt sich folgendes Bild:
Die laufenden Kosten der Tschernobyl-Pflege werden sehr unterschiedlich eingeschätzt. Die niedrigeren Schätzungen liegen in einer Größenordnung von etwa drei Milliarden Euro für 25 Jahre. Dies summiert sich in 1000 Jahren auf 120 Milliarden Euro. Das mag nun im Vergleich zu heute gängigen Rettungspaketen für bankrotte Banken und Staaten nicht viel klingen. Aber in 100.000 Jahren summieren sich diese Kosten auf 12 Billionen Euro (allein für Tschernobyl, konservativ gerechnet). Nimmt man dann noch die neuesten Erfahrungen hinzu, nämlich dass nun alle ca. 25 Jahre ein Atomkraftwerk explodiert, addiert noch die Lagerkosten für Atommüll, die global noch vielfach höher sind (siehe z.B. ehemaliges „Endlager“ Asse), dann wird einem schnell klar, in welchem Umfang wir heute tatsächlich auf Kosten unserer Nachkommen leben.
„Unsere Atomkraftwerke sind aber sicher“ verkünden die Konzerne mit hypnotischer Regelmäßigkeit über ihre Massenmedien und Politiker. „Ansonsten müssten wir ja den Atomstrom aus Tschechien und Frankreich importieren, wo noch viel unsicherere Atomkraftwerke betrieben werden.“ Also frei nach der Devise „Wenn ich es nicht tue, dann tut es eben ein anderer.“ wird die Zukunft der Erde verspielt, ohne sich auch nur einmal Gedanken über echte Lösungen zu machen. Zumindest finden solche Überlegungen nicht innerhalb der herrschenden Klasse statt.
Zurzeit werden uns die Atomkraftwerke noch mit dem durch ihre Hilfe zu verhindernden Klimawandel schmackhaft gemacht, denn bei den kernphysikalischen Prozessen in einem Atomreaktor wird schließlich kein „klimaschädliches CO2“ freigesetzt...
Wer regelmäßig Nachrichten oder Zeitungen konsumiert, der hört seit Jahren immer häufiger den Begriff „klimaschädliches CO2“. Als ob es gar kein normales CO2 mehr gäbe, haben praktisch alle geldgesteuerten Massenmedien dem Begriff CO2 das Attribut „klimaschädlich“ angeheftet. Dies funktioniert bei Fernsehen, Radio und Presse, egal ob öffentlich-rechtlich oder privat... Ist das nicht erstaunlich?! An solchen Feinheiten erkennt man leicht die beabsichtigte Manipulation der Massen. Solche rhetorischen Kniffe sind offenbar erforderlich, da der Glaube an das Klima-Märchen immer weiter bröckelt.
Unter unabhängigen Wissenschaftlern, die rational und gewissenhaft arbeiten, gilt es als nicht belegbar, dass es einen Klimawandel gibt und dass CO2 überhaupt einen Einfluss auf das Klima hat. Vielmehr geht man in diesen Kreisen davon aus, dass Urbanisierung, Flächenrodungen, astronomische und eine Fülle anderer Effekte dazu führen, dass sich bestimmte Messwerte mancherorts ändern. Dies widerlegt zwar keinen Klimawandel, aber belegt ist er eben auch nicht.
Das abhängige Klimaforschungszentrum CRU hingegen, das die Erforschung des Klimawandels als Geschäftszweck hat (und nur solange finanziert wird, wie es Beweise für den Klimawandel liefert…) hat bereits 2009 jegliche Glaubwürdigkeit verloren, als herauskam, dass seine Ergebnisse gefälscht sind (siehe Climategate-Skandal). Nichts desto trotz verwendet das IPCC nach wie vor Daten von dieser der Fälschung überführten Einrichtung. (IPCC = Intergovernmental Panel on Climate Change = Zwischenstaatliche Kommission für Klimawandel – der Name ist Programm, ohne Klimawandel keine Kommission…)
Trotz alldem hat man im Medienkartell kaum etwas über die Verfehlungen von IPCC und MRU gehört. Und obwohl diese Quellen nun unbrauchbar sind, erscheinen auch heute noch zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten, die sich auf die Daten der ertappten Fälscher stützen. Weitere Wissenschaftler berufen sich dann wiederum auf diese neuen Arbeiten und so weiter. Alle zitieren sich gegenseitig, machen Hunderte von Quellenangaben und erwecken so den Eindruck von fundierter wissenschaftlicher Arbeit. Dadurch hat sich der Klimawandel mittlerweile zum Paradigma entwickelt und gilt heute als genauso offenkundig wie einst die Tatsache, dass die Erde eine Scheibe ist.
Angesichts der enormen Bedeutung, die der angebliche Klimawandel in der heutigen Subventions- und Steuerpolitik bereits besitzt, kann man froh sein, dass es noch kein Gesetz gibt, welches die Leugnung des Klimawandels unter Strafe stellt. Wer als objektiver Wissenschaftler ergebnisoffen forschen will, der sollte sich vielleicht beeilen...
Aktuell soll der unverzichtbare Pflanzennährstoff CO2, der neuerdings von Umweltbehörden offiziell als „Schadstoff“ eingestuft wird, sogar in großen Massen unter die Erdoberfläche gepumpt werden. Dann entwickelt sich dieses normalerweise harmlose Spurengas jedoch zu einer echten Gefahr, allerdings nicht für das Klima sondern für die Menschen und Tiere, die früher oder später an den Austrittsstellen des hoch konzentrierten CO2 wegen Sauerstoffmangel ersticken werden. Vielleicht sollen ja solche Ereignisse dann die letzten Zweifler endlich von der großen CO2-Gefahr überzeugen… So sehen sie aus, die Schildbürgerstreiche unserer modernen Zeit. CO2 unter die Erde pumpen… Unsere Nachkommen werden uns eines Tages dafür auslachen – oder hassen, denn das Lachen dürfte ihnen aufgrund der Folgen solcher Dummheiten vergehen.
Während der brave Steuerzahler dank der globalen CO2-Show offenbar einsieht, dass er wohl keine andere Wahl hat, als sich zwischen Klimawandel und radioaktiver Verstrahlung zu entscheiden (und für beides kräftig zu bezahlen…), werden die tieferen Ursachen und Lösungen der Energieproblematik aus der veröffentlichten Diskussion konsequent ferngehalten.
Unterdessen soll erst mal die sogenannte Ethik-Kommission des Bundestags die Problematik der Kernenergie erörtern. Geleitet wird diese Kommission (Wer hätte etwas anderes erwartet?) natürlich von Politikern. Was aber versteht ein Politiker von Ethik? Alles was ein Politiker haben muss, wenn er im herrschenden System nach oben kommen will, ist die Fähigkeit, sich gegen Parteifreunde durchzusetzen, Menschen zu belügen, Wahlen zu gewinnen und danach seine Förderer zu bedienen. Wenn man solche Menschen in eine Ethik-Kommission setzt, dann ist das ungefähr so, als würde man Frösche darüber beraten lassen, ob ihr Sumpf trockengelegt werden soll.
In unserer Wissensmanufaktur stehen Ethik und Moral schon lange an oberster Stelle. Dabei reden wir nicht nur über ethisch einwandfreies Handeln sondern leben es durch unser gemeinnütziges Engagement seit Jahren selbst vor. Aber Institutionen wie unsere werden bei Fragen der Ethik niemals zu Rate gezogen. Viel lieber verwendet man eigenes Personal, um den üblichen Entscheidungen ein Ethik-Etiket zu verpassen und sie anschließend besser vermarkten zu können.
Bei der mit Politikern besetzten Ethik-Kommission des Bundestags handelt es sich (wie auch beim sogenannten „Bund der Steuerzahler“ oder beim „Bundes-Verfassungsgericht“) selbstverständlich nur um eine rein politische Veranstaltung. Ihre Aufgabe besteht allein darin, für die Aufrechterhaltung der etablierten Machtapparate die benötigte Legitimation zu liefern.
Nicht nur aus ethischer, auch aus verfassungsrechtlicher Sicht gibt es zum Thema Kernenergie überraschend klare Aussagen. Unser wissenschaftlicher Beirat für Verfassungsfragen, Prof. Dr. Karl Albrecht Schachtschneider hat zu diesem Thema eine Analyse verfasst und bezieht wie folgt Stellung: „[…] Nach der Rechtslage (Art. 2 Abs. 2 des Grundgesetzes und § 7 Abs. 2 Nr. 3 Atomgesetz) muß jede Möglichkeit eines Schadens, d. h. jede Gefahr oder jedes Risiko, unterbunden werden. Möglich ist ein Schaden, dessen Eintritt man erkennen, den man also theoretisieren kann. […]“ Die vollständige Stellungnahme finden Sie unter www.wissensmanufaktur.net/restrisiko. Demnach ist es fraglich, ob es in einem Rechtsstaat überhaupt Atomkraftwerke geben darf, denn hierbei setzt man einzig und allein auf die niedrige Wahrscheinlichkeit von Störfällen, deren Ablauf jedoch klar denkbar und somit kein Restrisiko sondern ein real vorhandenes Risiko ist.
Wir weisen immer wieder darauf hin, dass wir nicht nur die Missstände beim Namen nennen sondern vor allem auch an Lösungen arbeiten. Und wie bei vielen anderen Themen, die wir bearbeiten, sehen wir auch bei der Energieproblematik die Ursachen und Lösungen im herrschenden Finanz- und Wirtschaftssystem.
Auch wir haben selbstverständlich keine neue, saubere, ewig sprudelnde Energiequelle auf Lager, die den Energiehunger der ständig wachsenden Wirtschaft bis in alle Ewigkeit mit immer mehr sauberem Strom befriedigen kann. Unser Ziel ist es auch nicht, alle möglichen, hypothetischen Energieformen zu diskutieren, denn all dies würde nichts an der Problematik ändern, dass der Verbrauch in der exponentiellen Wachstumswirtschaft bis in Unendliche anwachsen muss. Vielmehr setzen wir an der Wurzel der Thematik an, nämlich an der Frage, wie man unser Wirtschaftssystem umstellen kann, so dass fortan Wohlstand auch ohne Wachstum möglich ist.
Für eine nachhaltige Lösung ist es zunächst erforderlich, die zentrale Stellschraube unseres Wirtschaftssystems zu verstehen: das Geldsystem. Allein dieses treibt uns zu immer mehr Wachstum und Energieverbrauch an. Unsere regelmäßigen Leser wissen bereits, wie Geld funktioniert und können die folgenden beiden Abschnitte gern überspringen:
Geld entsteht, indem es vom Bankensystem geschaffen und in Form von Krediten in Umlauf gebracht wird. Dabei ist die Summe aller Schulden wegen der zusätzlich geschaffenen Zinsschulden stets etwas größer als die Summe aller Guthaben. Die Folge dieser Konstruktion ist ein Geldsystem, in dem die Guthaben und Schulden exponentiell wachsen. Damit jedoch diese Schulden stets durch neue dingliche Sicherheiten gedeckt sind, ist eine ebenso schnell wachsende Wirtschaft erforderlich.
Sobald die Wirtschaft einmal nur ein Jahr lang nicht oder nur wenig wächst, sind die in derselben Zeit gewachsenen Guthaben und Schulden nicht mehr ausreichend durch reale Werte unterlegt. Daher kommt die paradoxe Erscheinung, dass es eine große Finanz- und Wirtschaftskrise gibt, wenn die Wirtschaft einmal „nur“ gleich groß bleibt. Obwohl gesamtwirtschaftlich keinerlei materieller Notstand herrscht, geht es uns in einer konstanten Wirtschaft angeblich schlecht. Wir haben keine Krise der physischen Wirtschaft, es fehlt nur überall an Geld, da kaum noch jemand bereit oder fähig ist, sich noch tiefer zu verschulden und auf diese Weise zusätzliches Geld in Umlauf zu bringen. Das zurzeit von den Zentralbanken ins System gepumpte Geld kommt auch nur durch Kredit in Umlauf und verschärft die Situation langfristig sogar noch mehr.
Bevor man die Energieproblematik nachhaltig lösen kann, muss man zuerst diese mathematische Kernfunktion des Gesamtsystems verstanden haben. In der exponentiellen Wachstumsfunktion, die unserer Wirtschaft durch das Geldsystem aufgezwungen wird, liegt der Grund für den ausufernden Energiebedarf. „Erneuerbare" Energien hin oder her – wenn die Wirtschaft ständig wachsen muss, um dem exponentiell wachsenden Geldsystem zu folgen, dann wird selbstverständlich auch der Energieverbrauch entsprechend mitwachsen. Einsparungen spielen da aus mathematischer Sicht keine Rolle, denn es ist unmöglich, eine Exponentialfunktion durch konstante Faktoren abzubremsen.
Für diejenigen, die nicht täglich mit Mathematik zu tun haben, sei dieser Zusammenhang noch einmal kurz erläutert:
Ein Wirtschaftswachstum von beispielsweise 2,8% pro Jahr führt zu einer Verdoppelung der Wirtschaftsleistung alle rund 25 Jahre. Dabei muss sich der Energieverbrauch in diesem Zeitraum ebenfalls nahezu verdoppeln (Steigerungen der Energieeffizienz sind zwar möglich, jedoch bei weitem nicht in der Größenordnung der dann erforderlichen Halbierung). Nach weiteren 25 Jahren beträgt die Wirtschaftsleistung dann bereits das Vierfache der heutigen. Nochmals 25 Jahre, das Achtfache…
Sollte man diesem unsinnigen Versuch fortsetzen, die Wirtschaft exponentiell wachsen zu lassen, damit sie für das exponentiell wachsende Schuldgeldsystem die geforderten dinglichen Sicherheiten produziert (und angenommen, dies wäre möglich), dann würde sich die Wirtschaftsleistung binnen 150 Jahren 6 mal verdoppeln: 2, 4, 8, 16, 32, 64… Dann bräuchten unsere Nachkommen in 150 Jahren 64 mal so viele Kernkraftwerke, Erdöl, Windmühlen, Solarkraftwerke usw. Es liegt auf der Hand, dass dies nicht möglich ist.
Wenn unbeholfene Politiker den versprochenen Atomausstieg immer wieder um einige Jahrzehnte in die Zukunft verschieben, dann könnte dies daran liegen, dass sie das exponentielle Wachstum des Energiebedarfs nicht ausreichend berücksichtigen. Auch für die erneuerbaren Energien gibt es auf der Erde nur begrenzten Platz – ein möglicher Grund für die nächste Verschiebung des Atomausstiegs…
Der modernste heute existierende Kraftwerkstyp ist das Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk mit einem Wirkungsgrad von 60%. Erfände man heute eine Technik, die es ermöglichte, den Wirkungsgrad von Kraftwerken auf nahezu 100% zu steigern (mehr wäre ein Perpetuum mobile und ist physikalisch unmöglich), dann wäre dieser Vorteil in 25 Jahren durch eine Verdoppelung des Energiebedarfs schon wieder zunichte gemacht.
Mathematisch handelt es sich bei dem Wirtschaftswachstum, das durch den Zinseszinseffekt unseres Geldsystems angefeuert wird, um eine Exponentialfunktion. Maßnahmen zur Effizienzsteigerung und zur Einsparung von Energie stellen in dieser Funktion jedoch nur einen konstanten Faktor dar. Jeder Mathematiker weiß, dass man eine Exponentialfunktion auf lange Sicht nicht durch konstante Faktoren abbremsen kann. Der technologische Fortschritt kann aber immer nur konstante Faktoren liefern, während ein Wirtschaftswachstum, das den Anforderungen des exponentiell wachsenden Geldsystems gerecht zu werden versucht, nun einmal leider eine typische Exponentialfunktion darstellt.
Die Grenzen des Wachstums werden in diesem System zwangsläufig erreicht. Man könnte natürlich wieder einen neuen großen Krieg entfachen, damit hinterher alles in Trümmern liegt und Wachstum dann auf der niedrigeren Basis erneut möglich wird. Aber genau das wollen wir verhindern, indem wir uns mit aller Kraft für eine friedliche Lösung einsetzen, die nur in einer vernünftigen Wirtschaftsordnung mit dauerhafter Nutzung der geschaffenen Werte möglich ist.
Auf lange Sicht gibt es mit konsequenter, mathematisch korrekter Logik nur eine Lösung: Die Exponentialfunktion muss aus dem Wirtschaftssystem entfernt werden. Und dies gelingt nur, indem die Triebkraft, die uns alle zu immer mehr Wachstum zwingt, entschärft wird: die Zinseszinsfunktion unseres Geldsystems.
Die Lösung dieser Problematik lässt sich daher wirklich sehr kurz zusammenfassen: Der Zins, der nicht umsonst durch alle(!) Weltreligionen verboten ist, muss aus dem System eliminiert werden. Allein dieser Eingriff würde es ermöglichen, Wohlstand auch ohne Wachstum zu schaffen.
Der besorgte Rentner mag sich nun vielleicht fragen, ob seine Rente noch sicher ist, wenn seine Einzahlungen nicht mehr verzinst werden. Die Antwort ist, dass die Rente gerade nur dann sicher sein kann, wenn der Zins abgeschafft wird. Ersparnisse kann man auch ohne Zinsen bilden, nur vermehren sie sich dann nicht ständig von alleine. Im Gegenzug entfällt dann aber auch die Inflation, so dass eine Verzinsung gar nicht mehr nötig ist. Die Vorstellung von einer verzinsten Rente ist ohnehin abwegig, denn die Versorgung von Menschen, die Aufgrund hohen Alters oder aus anderen Gründen nicht arbeiten können, wird immer nur von den aktuell Werktätigen anteilig aufgebracht. Eine Vermehrung durch Zinsen ist dazu weder erforderlich noch möglich.
Viel mehr Sorgen sollte man sich stattdessen jedoch um den Planeten machen, auf dem man seine Rente eines Tages genießen möchte. Mit Ölschlamm und Plastiktüten überzogene Strände könnten einem ansonsten glatt den Appetit auf Fukushima-Austern verderben…
Die Umstellung des Zinseszinssystems auf ein zinsfreies, gemeinnütziges Geldsystem ermöglicht eine nachhaltige Lösung – nicht nur der Energieproblematik sondern auch der größten sozialen Spannungen. Durch zinsfreies Geld wird das heutige, auf ewiges Wachstum ausgelegte Wirtschafts- und Finanzsystem (das in Aufbauphasen, z.B. nach einem großen Krieg, durchaus seine Berechtigung hat) umgestellt auf eine Gesamtordnung, die der Bedürfnisbefriedigung dient und den geschaffenen Wohlstand langfristig in einer friedlichen Welt sichert und verteilt. Wie so etwas im Detail funktioniert, kommunizieren wir schon seit Jahren. Für eine Vertiefung der Thematik sei unter anderem auf das Buch von Andreas Popp „Der Währungs-Countdown“ hingewiesen.
Die von uns immer wieder proklamierte Ressourcen-Ökonomie muss nicht ständig wachsen, um den Interessen des Geldsystems zu dienen. Darin fallen dann viele sinnlose Tätigkeiten ersatzlos weg – und das ist auch gut so, denn wenn eine Arbeit lediglich dazu dient, Arbeit zu schaffen, dann kann die Gesellschaft darauf verzichten! Arbeit, die nicht der Befriedigung von Bedürfnissen dient oder der Menschheit sogar schadet, kann gestrichen werden, wenn das Anrecht auf eine Teilhabe an der geschaffenen Gütermenge erhalten bleibt.
Leider ist dieses Anrecht heute ausschließlich an Arbeit und Geld gekoppelt, egal wie sinnlos oder gar destruktiv die zugrundeliegende Arbeit auch sein mag. Hierin liegt auch (ganz grob zusammengefasst) einer der wichtigsten Gründe dafür, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen in der Tat finanzierbar ist. Nur muss man dafür aber über den Tellerrand unserer heutigen Systeme hinausblicken und darf nicht damit anfangen, solche Lösungen in Euro zu berechnen. Sie funktionieren nur mit einer Währung, die im Gegensatz zum Euro ohne Staatsverschuldung und ohne Zinsbelastung in Umlauf gebracht wird.
Nach den notwendigen Reformen haben wir ein zinsfreies Finanz- und Wirtschaftssystem, das nicht auf Wachstum, Umweltzerstörung und Kriege sondern auf Bedürfnisbefriedigung, Nachhaltigkeit und Frieden ausgelegt ist. Bei dem dann entstehenden höheren Wohlstand ohne Wachstum wird der Energieverbrauch gleichbleiben und dank steigender Effizienz und technologischem Fortschritt sogar sinken. Dann werden wir auch die Kraft finden, die bis heute angerichteten Schäden an der Erde (soweit noch möglich) zu reparieren und für uns und unsere Kinder eine lebenswerte Welt zu schaffen.
Sollten diese Reformen jedoch ausbleiben, ist es nur eine Frage der Zeit, bis der nächste Reaktor explodiert oder durch den nächsten Krieg wieder eine niedrigere Basis geschaffen wird, von der aus man dann wieder wachsen kann.
Doch bevor wieder alles im Chaos endet, geben wir hier erneut den Hinweis, dass die Lösungen für den Ausstieg aus dem Energie- und Wachstumswahn heute schon auf dem Tisch liegen. Man muss sie nur umsetzen wollen – wir von der Wissensmanufaktur stehen dafür mit Rat und Tat bereit.