Griechenland fordert Nachbesserungen am EU-Hilfspaket. Europäer beraten über weitere Zinssenkungen für Griechenland – EU-Diplomat: „Wir brauchen möglicherweise ein zweites Rettungspaket“.
Griechenland fordert deutliche Nachbesserungen am Hilfsprogramm der EU. Das Land fordere unter anderem, die Zinsen für die Hilfskredite zu senken, erfuhr die Tageszeitung „Die Welt“ (Montagausgabe). In der EU werde bereits darüber verhandelt, sagte ein hoher EU-Diplomat. Außerdem wollen die Griechen nach Angaben aus Verhandlungskreisen eine Lockerung der harten Sparmaßnahmen, weil diese das Wirtschaftswachstum zu stark belasten würden. Athen wolle seine Neuverschuldung nicht wie geplant bis 2014 auf die in der Euro-Zone vorgeschriebenen drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) senken, sondern verlange zwei Jahre mehr Zeit.
Wie das Blatt weiter berichtet, gibt es in hohen EU-Kreisen auch Überlegungen über ein zweites Rettungspaket für Griechenland: „Wir brauchen möglicherweise ein zweites Rettungspaket für Griechenland. Darüber muss bald intensiv beraten werden“, sagte ein Diplomat der „Welt“.
Die Positionen innerhalb Europas zu den Forderungen der Griechen sind allerdings sehr unterschiedlich: „Eine Zinssenkung ist absolut notwendig, die Zinsen für EU-Kredithilfen sind für Athen immer noch zu hoch“, sagte ein Diplomat der „Welt“. Die griechische Wirtschaft würde nicht ausreichend wachsen, um die Zinskosten tragen zu können. Im Gegenzug für eine weitere Zinssenkung müsste die griechische Regierung aber weitere Reformanstrengungen versprechen, hieß es. Nach Informationen des Blattes gilt es mittlerweile als weitgehend sicher, dass die EU die Zinsen für Griechenland weiter senken wird. Bereits im März hatten die Europäer die Zinsen für die Hilfskredite schon einmal gesenkt, damals auf 4,2 Prozent.
In Deutschland ist man allerdings zurückhaltend: Berlin will als Teil eines neuen Rettungspakets zumindest in weicher Form die Beteiligung des privaten Sektors. Geht es nach den Deutschen, würde sich Athen mit seinen Investoren zusammensetzen und über eine freiwillige Verlängerung der Laufzeiten für Griechen-Bonds verhandeln, erfuhr die „Welt“ weiter. Allerdings steht Deutschland nach Angaben aus Verhandlungskreisen mit dieser Idee innerhalb Europas ziemlich allein da. Gleichzeitig machen immer mehr Beobachter in der schwarz-gelben Koalition einen mangelnden Reformeifer bei den Griechen aus. „Der Durchsetzungswille in der griechischen Regierung scheint erlahmt“, heißt es in Berlin. Deshalb ist man auch skeptisch, dass weitere Sparversprechen überhaupt Sinn machen, wenn die alten bislang nicht ansatzweise erfüllt worden seien.