Deutsche Fluglotsen wollen spanischen Luftraum kontrollieren. Es wäre das erste Mal, dass die DFS in dieser Form im Ausland aktiv wird. Flugsicherung bewirbt sich bei 13 Airports. Schritt zur europaweiten Neuordnung.
Die deutschen Fluglotsen wagen einen konkreten Vorstoß zur Umsetzung des einheitlichen Luftraums über Europa. Die Deutsche Flugsicherung (DFS) will künftig auch Teile des spanischen Luftverkehrs kontrollieren. „Wir haben unser Interesse bekundet und werden in den kommenden sechs Wochen unser formelles Angebot einreichen“, sagte DFS-Chef Dieter Kaden der Financial Times Deutschland (Montagsausgabe). Hierfür hat er mit einer Tochtergesellschaft und der spanischen Technologiefirma Indra ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet.
Es wäre das erste Mal, dass die DFS in dieser Form im Ausland aktiv wird. Zu den Chancen der Bewerbung äußerte sich Kaden nicht, ebenso bleibt er Details zum Betriebskonzept für die spanische Flugsicherung schuldig. Ausgeschrieben sind die Flugsicherungsdienste an 13 Flughäfen wie Alicante und La Palma. Die bisher zuständigen Lotsen des Flughafenbetreibers Aena hatten zuletzt wegen eines Tarifstreits wiederholt gestreikt. Angebote von Wettbewerbern wie der DFS dürften daher schon aus taktischen Gründen willkommen sein.
Mit der geplanten Expansion hilft die DFS mit, den Himmel über Europa neu zu ordnen. Nach der Liberalisierung der Fluglinien und Flughäfen hat sich die EU-Kommission jetzt auch die Flugsicherungen vorgenommen, die die hoheitliche Aufgabe wahrnehmen. Heute gibt es europaweit 67 Luftraumblöcke, die jeweils durch die nationalen Flugsicherungen überwacht werden: Dies ist ineffizient, und verursacht laut EU-Kommission pro Flug einen Umweg von 49 Kilometern, der nicht nur unnötige Emissionen verursacht. Allein die Lufthansa schätzt, dass sie durch den angestrebten Single European Sky täglich 500000 Liter Treibstoff sparen könnte. Bis 2012 sollen die bestehenden Räume in zunächst neun Blöcken gebündelt werden. Deutschland schließt sich dann mit Frankreich, den Niederlanden, der Schweiz, Belgien und Luxemburg im Luftraumblock Europe Central (Fabec) zusammen.
Die geplante Expansion nach Spanien wird möglich, weil 2009 die Aufgaben der DFS neu definiert wurden. Jetzt darf das Unternehmen, das zwar dem Bund gehört, aber privatrechtlich organisiert ist, auch im Ausland aktiv werden. Die einst angedachte Privatisierung, die 2006 vom damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler gestoppt wurde, ist damit obsolet geworden: „Mit der Grundgesetzänderung unseres Auftrages wurden uns alle unternehmerischen Freiheiten gegeben, die wir seinerzeit nur über die Privatisierung erreicht hätten“, so Kaden. Welches Volumen der Auftrag in Spanien hätte, sagte er nicht. Die 2000 deutschen Lotsen koordinieren täglich rund 10000 Flüge und damit mehr als drei Millionen im Jahr. 2010 verdiente die DFS bei 1 Mrd. Euro Umsatz rund 100 Mio. Euro.