SPD hat bei ihrer Bürgerversicherung falsch gerechnet. Die Erfinder des Modells, allen voran SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach, hätten falsch gerechnet.
Allein im neuen Beitragsmodell für die gesetzliche Krankenversicherung, mit deren Hilfe die SPD die Parität zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeitrag wieder herstellen will, macht das Ministerium eine Finanzierungslücke von über vier Mrd. Euro aus. Derzeit liegt der Arbeitgeberbeitrag bei 7,3 Prozent. Die Arbeitnehmer zahlen 8,2 Prozent. Einkommen über der Beitragsbemessungsgrenze von 4.4550 Euro bleiben beitragsfrei.
Nach dem SPD-Modell soll der Arbeitnehmerbeitrag auf 7,6 Prozent also um sechs Mrd. Euro gesenkt werden. Im Gegenzug sollen die Arbeitgeber künftig auf alle Löhne, also auch die oberhalb 4.4550 Euro, 7,08 Prozent an den Gesundheitsfonds zahlen. Diese neue Lohnsummensteuer soll die Wirtschaft mit fünf Mrd. Euro zusätzlich belasten. „Diese Berechnungen treffen nicht zu“, heißt es kurz und knapp im BMG-Papier. Da die Lohnsumme aller Versicherten nur um 30 Mrd. Euro über der Summe der heute beitragspflichtigen Löhne von 700 Mrd. Euro liege, bringe die neue Abgabe nur 600 Mio. Euro mehr. Daher müsse der Arbeitgeberbeitrag deutlich höher angesetzt werden.
Zweifel äußert das Ministerium auch an den Berechnungen zum künftigen Steuerzuschuss. Nach dem SPD–Konzept soll er jährlich um 300 Mio. Euro steigen. Laut BMG reicht dies nicht, um künftig alle Gesundheitsausgaben über Beiträge und Steuern zu finanzieren. Insgesamt bleibe eine Lücke von mindestens zwei Mrd. Euro. Das vom SPD-Präsidium verabschiedete Konzept war auch in der eigenen Partei auf heftige Kritik gestoßen. Während der Wirtschaftsflügel die geplante höhere Belastung der Wirtschaft ablehnt, monierte der linke Flügel, dass Besserverdiener durch die geplante Senkung des Arbeitnehmerbeitrags entlastet würden.