Die veröffentlichten Stimmungsindikatoren lassen für die Konjunkturentwicklung im Euroraum nichts Gutes erahnen. Sie fielen unisono deutlich schlechter aus als erwartet und deuten auf einen nur noch geringfügigen Zuwachs der Wirtschaftsleistung in den Sommermonaten. Auch in Deutschland, in diesem Jahr bislang das Zugpferd der Konjunktur im Euroraum, zeichnet sich inzwischen ein stark verlangsamtes Wachstumstempo ab.
So hat der Ifo Geschäftsklimaindex, eines der wichtigsten Stimmungsbarometer der gewerblichen Wirtschaft in Deutschland, im Juli von 101,3 auf 97,5 Punkte nachgegeben. Dies ist der tiefste Stand seit September 2005. Insbesondere die Erwartungen haben kräftig nachgegeben. Niedriger war dieser Teilindex zuletzt im Jahr 2003. Die pessimistischere Einschätzung spiegelt sich in allen befragten Sektoren wider, wobei die Stimmung im Einzelhandel im Juli regelrecht abgestürzt ist. Vor allem Energie- und Nahrungsmittelpreissteigerungen treiben derzeit die Inflationsraten in die Höhe und rauben den Konsumenten Kaufkraft. Aufgrund der stärkeren konjunkturellen Verlangsamung in europäischen Nachbarländern haben sich zudem auch die Exportaussichten verdunkelt.
Sehr enttäuschend verlief auch die Entwicklung der heute ebenfalls veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes. Der deutsche Indikator hat sich auf jetzt 50,9 nach 52,6 Punkte abgekühlt und weist nunmehr auf eine Stagnation im Verarbeitenden Gewerbe. Deutlich eingetrübt hat sich auch der französische Index, der mit jetzt 47,3 Punkten noch tiefer in den Kontraktionsbereich gesunken ist. Im Euroraum insgesamt war die Entwicklung des Indikators ähnlich wie in Frankreich. Er fiel von 49,2 auf jetzt 47,5 Punkte und weist damit auf eine schrumpfende Wertschöpfung im Industriesektor.
Für die weitere Entwicklung der Konjunktur spielen die Energiepreise eine maßgebliche Rolle. Steigende Ausgaben für Benzin, Gas, Heizöl und Strom sind ein wesentlicher Grund für das Ausbleiben der Konsumbelebung in Deutschland in diesem Jahr. Denn eigentlich bieten eine solide Entwicklung am Arbeitsmarkt und steigende Löhne eine gute Basis für höhere Ausgaben der deutschen Verbraucher. Sollte bei den Energiepreisen nicht bald eine merkliche Entlastung eintreten, wird die dritte Stufe des Aufschwungs, der Private Konsum in Deutschland wohl wieder einmal nicht zünden. Bei einem weiteren deutlichen Anstieg der Energiepreise kann sogar eine Rezession nicht mehr ausgeschlossen werden. Eine weitere Anhebung der Leitzinsen durch die EZB dürfte nach den heutigen Daten - trotz anhaltend hoher Inflation - noch unwahrscheinlicher geworden sein.
Marco Bargel
Chefvolkswirt Postbank