Cyberwar ausgebrochen: Polizei und BKA offline. Hackergruppe "Anonymus" legt Server von Polizei und BKA mit Ddos Attacke lahm nachdem die Behörden die Server der Piratenpartei abgeschaltet haben. Ein Racheakt.
Als Antwort auf die polizeiliche Abschaltung der Piratenpartei-Server gehen Hacker nun dazu über, die Behörden zu attackieren. Beobachter berichten, dass die Hackergruppe "Anonymus" gerade dabei ist, die Server von polizei.de und BKA mithilfe von ddos Attacken lahmzulegen.
Während der BKA-Server die erste Attacke offenbar unbeschadet überstanden hat, war polizei.de am Freitag Nachmittag nicht mehr zu erreichen. Wie lange die Angriffe andauern, ist derzeit unklar.
Nach Angaben der Piratenpartei hat die Polizei in Folge eines französichen Ermittlungsersuchens heute morgen das Rechenzentrum in Offenbach durchsucht und einen Großteil der IT-Landschaft beschlagnahmt. Betroffen sind auch nicht nur die Webseiten und das Wiki, sondern offenbar auch Kommunikationsinfrastrukturen wie Mailinglisten-, Mail- und Jabber-Server.
Der Bundesvorstand der Piratenpartei kritisiert und verurteilt die Server-Abschaltung als massiven Eingriff in die Kommunikations- und Infrastruktur der Partei. Angesichts der bevorstehenden Bremer Bürgerschaftswahl sei ein massiver politischer Schaden entstanden. 2 Tage vor der Wahl kommt gerade die Downtime der Webserver tatsächlich zu einem äußerst ungelegenen Zeitpunkt. Rechtsanwalt Thomas Stadler weist diesbezüglich in seinem Blog auch auf den eigentlich geltenden Schutz der Partei nach §21 Grundgesetz hin.
Einem Bericht von “DRadio Wissen” nach haben Beamte des Bundeskriminalämtes (BKA) auf einem der Server “strafrechtlich relevantes Material” gefunden mit dem zu “Hackerangriffen” aufgerufen worden sei. Die ganze Sache dreht sich dabei um ein sog. “Piratenpad”, eine von der Piratenpartei betriebene Etherpad-Instanz bei der kollaborativ an Texten gearbeitet und gechattet werden kann und die für jedermann offen zur Verfügung steht.
Presseerklärung der Piratenpartei:
Internetdienste der Piratenpartei vor Bremen-Wahl offline
Die Server der Piratenpartei wurden heute vormittags um 9:15 Uhr auf
Grund eines Durchsuchungsbefehls der Staatsanwaltschaft Darmstadt auf
richterliche Anordnung hin abgeschaltet. Davon betroffen sind die
Webseite der Piratenpartei Deutschland sowie der Landesverbände
Rheinland-Pfalz, Nordrhein Westfalen (zeitweise) und Saarland. Außerdem
können die Mailserver und viele weitere IT-Dienste - derzeit nicht
angeboten werden.
Die Ermittlungen richten sich dabei nicht gegen die Piratenpartei,
sondern gegen unbekannte Nutzer der IT-Angebote und den Inhalt eines
sogenannten Piratenpads. Nach Angaben der Ermittlungsbehörden sei
darüber ein SSH Key veröffentlicht worden, der zu einem Angriff auf
einen Server des französischen Energiekonzerns EDF verwendet werden
könne. Das Ziel der Untersuchungen sei, die Motive für den Angriff zu
ergründen.
Die Tragweite und der Schaden für die Piratenpartei ist enorm. "Zwei
Tage vor der Bürgerschaftswahl in Bremen wird unsere Homepage und ein
Großteil unserer Kommunikationsinfrastruktur durch die Polizei lahm
gelegt. Der Umfang der Aktion ist völlig überzogen und der Termin kurz
vor der Wahl ein absoluter Skandal", kritisiert Sebastian Nerz,
Vorsitzender der Piratenpartei, und verweist darauf, dass das IT-Angebot
der 12.000 Mitglieder starken Piratenpartei durchaus mit dem eines
mittelständischen Unternehmens vergleichbar ist. "Dass die gesamte
Informationsstruktur der größten außerparlamentarische Oppositionspartei
mit einem Streich vom Netz genommen wird, ist ein einmaliger Vorfall."
Die Piratenpartei wird prüfen, inwiefern die Möglichkeit zur politischen
Willensbildung durch §21 Grundgesetz verletzt worden sei.
Unterdessen distanziert sich die Piratenpartei von den Attacken auf die
Webseiten des Bundeskriminalamts (bka.de) und der Polizei (polizei.de).
"Wir kritisieren und verurteilen das völlig unangemessene Vorgehen der
Ermittlungsbehörden zwar, aber die Geschehnisse sind kein Grund, andere
Webseiten anzugreifen. Davon distanzieren wir uns ausdrücklich." erklärt
Nerz.