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PIGSIF-Risiken

Programmiertes Sommertheater (nicht nur) wegen der „PIGSIF-Risiken“.  “PIGS“-Rettung bleibt ein Dauerthema. IWF sucht neuen Kopf, bevor er stinkt.

 

von Andreas Männicke
 
Nun hat sie uns alle wieder erfasst: die Griechenland-Krise zieht die Weltbörsen in den Bann, weil alle Angst vor einem Domino-Effekt und Flächenbrand haben. Genau an dem Tag, wo Portugal weitere Kredite im Volumen von 78 Mrd € zugesagt wurden, um einen Default zu vermeiden, kommt nun wieder Griechenland mit weiteren Zahlungsforderungen an die EU. Die Rettungsschirme werden „auf dem Papier“ immer größer, dahinter stecken aber auch immer mehr Zahlungsverpflichtungen der Kreditnehmer, denn die Zinsen sind über dem EU-Durchschnittsniveau. Kann sowas gut gehen und wenn nein, wie endet das dann? Ob der Euro gerettet werden kann, ist unklar. In jedem Fall wird Deutschland der Zahlmeister für Europa bleiben.

 

Neben den „PIGS“ machen aber auch andere Länder in der EU Sorgen, was die Konsolidierung der Staatsfinanzen angeht. So sprechen ich schon lange von den „PIGSI“, nicht um das Problem zu verniedlichen, sondern weil für mich Italien als Sorgenkind auch dazugehört. Aber auch Belgien und Frankreich haben so ihre Probleme, die Haushalte zu konsolidieren und dabei auch Wachstum zu genieren.  Aus den PIGS werden also schnell „PIGSIF“ oder „PIGSIB“. Zu allem Überfluss stieg auch die Inflationsrate im Euroraum, was die EZB zu einer Zinserhöhung im Sommer (im Juni) zwingen wird.

 

Die EZB droht jetzt damit, keine Griechenlandanleihen  mehr aufzukaufen und stellt sich damit gegen die Beschlüsse der EU-Finanzminister. Auch Norwegen lehnt jetzt eine Griechenlandhilfe ab und will keine Anliehen mehr aufkaufen. Die Situation könnte schnell in den nächsten Tagen eskalieren.


Aber auch ein jetzt wieder heftig diskutierter Ausschluss Griechenlands aus der EWU hat gravierende  Nachteile. Zu einem würden griechische Banken dann reihenweise Pleite gehen und dabei aber auch andere europäische Banken in Mitleidenschaft ziehen; zudem könnte es zu einem gefährlichen Dominoeffekt bei den „PIGSI“ oder den „PIGSIF“ (mit Frankreich im Boot) kommen, denn insbesondere französische Banken sind in Südosteuropa sehr stark bei Staatsanleihen engagiert. Es gibt also keinen Königsweg bei der Euro-Rettung und erst recht nicht bei der Griechenland-Rettung. Fakt ist, dass Griechenland pleite ist, nur wer muss nun die Zeche zahlen?

 

Die südeuropäischen Länder sollen also sparen und ihre Haushalt konsolidieren, nur wie? Von Griechenland wird eine umfassende Privatsierung im Volumen von 50 Mrd € gefordert, die aber nur sehr zögerlich vorankommt. Privatisierung bedeutet aber (meistens) auch Erhöhung der Arbeitslosigkeit und davor haben die Betroffenen berechtigterweise Angst. Sie werden wieder auf die Straße gehen und streiken. So kann die Binnenkonjunktur unmöglich in Schwung kommen. Griechenland befindet sich in Rezession und da ist eine Sparpolitik kontraproduktiv.

 

Griechenland braucht jetzt einen „geordneten Insolvenzplan“, wozu am Anfang auch einen Umschuldung gehört. Darauf sollten sich alle europäischen Banken – und auch die Anleger - einstellen. Es wird wohl früher oder später zu einem Cut kommen, es ist nur die Frage wie dieser konzipiert ist und wie hoch er ausfällt. Griechenland hat Schulden von über 300 Mrd €, was 190% des BSP ausmachen. Das kann niemals in Zukunft zurückgezahlt werden. Das Haushaltsbilanzdefizit beträgt nach wie vor über 10% des BSP. Jede Rezession erhöht aber trotz aller Sparmaßnahmen das Defizit – ein Teufelskreis. In der Light-Version wäre das dann eine Streckung der Anleihenlaufzeiten und eine Verringerung der Zinsen, in der notwendigen Version aber ein Schuldenerlass (von über 50%?).

 

Der IWF wird – auch ohne Strauß-Kahn an der Spitze - bei den notwendigen Umschuldungsmaßnahmen Griechenlands ein gewichtiges Wort mitzureden haben. Die Griechenland-Rettung wird in der Summe wohl einen Betrag von etwa 200 Mrd € ausmachen. Der IWF sucht nun nach einem neuen Chef, nachdem der ehemalige IFW-Chef Strauß-Kahn wegen einer dubiosen Sexaffäre aus dem New Yorker Gefängnis heraus seinen Rücktritt erklärt hat. Er ist jetzt aber gegen eine Kaution von 1 Mio. USD in bar und 5 Mio. USD als Sicherheit mit einer Fußfessel in einem New Yorker Apartment. Der neue IWF Wunschkandidat ist ein Europäer, um auch die Euro-Krise in den Griff zu bekommen. Dabei steht auch die Zukunft des Euros auf dem Spiel, was viel ökonomischen Sachverstand und politisches Fingerspitzengefühl erfordert.

 

Da mögen die mahnenden Worte von Angela Merkel, dass Griechenland das Rentenalter nicht verkürzen, sondern verlängern sollte und Griechenland auch einige Urlaubstage streichen sollte, zwar in gewisser Weise im Grundsatz berechtigt sein; sie gießen aber jetzt eher Öl ins Feuer und es ist auch nicht sinnvoll, gerade jetzt als Schullehrer in der Eurozone aufzutreten, wo alle die gleichen Sorgen plagen. Schließlich war das Defizit ab dem Jahr 2008 auch eine Folge der globalen  bzw. im Ursprung amerikanischen Bankenkrise, worunter nicht nur Griechenland, sondern alle „PIGS“-Länder  nun besonders leiden. In diesen „PIGS“-Ländern kann es jederzeit auch zu gewaltsamen Demonstrationen und damit zu einer Destabilisierung kommen, die alle Sparpläne zunichtemacht. Auch in Spanien wird kräftig – auch verboten – gegen das Sparprogramm der Regierungen demonstriert. Dort beträgt die Jugendarbeitslosigkeit über 40% und dies ist für die Zukunft sehr gefährlich.

 

Aber auch die USA werden Schwierigkeiten haben, den Haushalt zu konsolidieren und das Wachstum beizubehalten. Texas und Kalifornien sind faktisch pleite und die sind  vom BSP her wesentlich größer als Griechenland. Es wird Obama schwer fallen, das angekündete Sparprogramm im Volumen von 4 Billionen USD in den nächsten Jahren umzusetzen. Zunächst haben die USA jetzt erst einmal die 14,3 Billionen USD-Schuldengrenze überschritten. Am 30. Juni läuft das QE2 aus. Wer wird dann amerikanischen Anleihen kaufen und wer wird auch amerikanisch Kommunalanleihen kaufen, die auch Default gehen könnten? PIMCO hat sich jedenfalls schon von amerikanischen Anleihen verabschiedet und ist dort sogar short gegangen. Wenn es hier einmal einen Käuferstreik gibt, dann werden die Folgewirkungen wesentlich schlimmer sein als nach dem Lehmann-Crash. Dies ist sich bisher den wenigsten bewusst. Auch deswegen war Gold und Silber zuvor bis zum Silber-Crash am 5. Mai so stark gestiegen. Daher sind schon einige  Gewitter oder auch Tornados im Sommer erkennbar. Ein bereinigendes Gewitter wird es im Sommer aber wohl noch nicht geben, denn das würde einen Aktien-Crash bedeuten. Es wird zunächst weiter auf Zeit gespielt – überall.

 

Von den hohen Rohstoffpreisen ist im besonderen Masse Russland abhängig. Die Moskauer Börse korrigierte seit dem 5. Mai scharf, was ich aber noch als gesunde Korrektur bezeichne, zumal der Brentölpreis auch am 5. Mai von 120 auf 106 USD/Barrel einbrach, um sich jetzt wieder auf 112 USD/Barrel zu erholen. Der RTS–Index  fiel von über 2000 auf 1820 Indexpunkte im Tief, konnte sich jetzt aber wieder auf 1860 Indexpunkte  leicht zu erholen. A, Freitag schloss der RTS-Index schon wieder mit einem Minus von 1,82% bei 1825 Indexpunkte. Ich rechne auch hier weiterhin mit volatilen Seitwärtsbewegungen.

 

Die Bewertungen sind in Russland  - ganz anders als die Luftnummer Linkedin - vor allem im Energiesektor mit einem Durchschnitts-KGV von 6-7 nach wie vor sehr günstig. Insofern bestehen nach der scharfen Korrektur auch wieder gute Einstiegschancen an der Moskauer Börse, wobei die Performance wiederum von dem Risikoappetit der ausländischen Investoren abhängt.

 

Sehr gute Chancen gibt es jetzt auch in der Region Südosteuropa, wie auch der Fondsmanager des Balkan Fonds Joachim Waltl beim letzten ESI-Ostbörsen-Seminar am 12. Mai in Frankfurt/M durch eine Reihe von Beispielen unterbewerteter Aktien glaubhaft machte.  Der treffsichere ESI-Seminar-Indikator steht hier auf „buy“, denn in Südosteuropa gibt es eher irrationale Untertreibungen - ganz im Gegensatz zu Linkedin.

www.eaststock.de

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