Von Cliff Michel, Chefredakteur ZertifikateBrief
In Vietnam soll es stehen, das neue Fertigungswerk von Volkswagen in Südostasien. Von dort aus will man dann den asiatischen Markt aufrollen, so stellt es sich zumindest der VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh vor. Bei ihrer Suche nach einem Standort für ein neues Werk sind die Wolfsburger zwar noch zu keinem endgültigen Ergebnis gekommen, doch das Land, dessen Metropole Hanoi die älteste noch bestehende Hauptstadt Südostasiens ist – als Gründungsdatum ist das Jahr 1010 belegt – hat alle Voraussetzungen für den Zuschlag. „Ich persönlich plädiere für Vietnam. Das Land mit seinen 85 Millionen Bewohnern entwickelt sich gut", so lautet denn auch das fachmännische Urteil von Osterloh, das er vor wenigen Tagen in der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung zu Papier gegeben hat.
Und in der Tat, Vietnam entwickelt sich wirklich gut, sehr gut sogar. In den zurückliegenden fünf Jahren ist das vietnamesische Bruttoinlandsprodukt um durchschnittlich acht Prozent jährlich gewachsen, mit sich beschleunigender Tendenz: Im letzten Jahr lag das Plus bei stolzen 8,5 Prozent. Nicht ganz so schnell, aber immer noch schnell soll es weitergehen. Für 2008 und 2009 rechnet der Internationale Währungsfonds IWF mit einer Steigerung von jeweils 7,3 Prozent. Und lässt man den Blick ganz weit nach vorne schweifen, geht es noch ein Stückchen schneller: Die Experten von PriceWaterHouseCoopers kamen jüngst in einer Studie zu dem Ergebnis, dass das Wachstum des Schwellenlands bis zum Jahr 2050 bei durchschnittlich 9,8 Prozent im Jahr liegen könnte. Damit würde Vietnam einen Spitzenplatz unter den weltweiten „Boomnationen" einnehmen.
Doch warum boomt dieses Land im fernen Südostasien so stark? Vietnam ist ähnlich groß wie die Bundesrepublik Deutschland und hat nahezu gleich viele Einwohner. Doch im Unterschied zu uns verfügt Vietnam erstens über ein sehr niedriges Durchschnittsalter – es liegt gerade einmal bei 26,4 Jahren – und hat zweitens einen jungen Binnenmarkt. Durch den Krieg in den 1970er-Jahren und einer sich daran anschließenden „Einigelung" unter kommunistischer Herrschaft hat sich das Land erst sehr spät der westlichen Wirtschaft geöffnet. Vietnam steht heute vielleicht dort, wo China vor zehn oder 15 Jahren stand. Dementsprechend groß ist das Nachholpotenzial. Allein ein Blick auf das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf zeigt das langfristige Potenzial: Mit 937 Dollar im laufenden Jahr liegt Vietnam noch hinter Indien (1.082 Dollar) und China (2.969 Dollar).
Allerdings hat die junge Volkswirtschaft auch mit Problemen zu kämpfen. Das schwierigste dürfte sicherlich die Inflation sein, die mit geschätzten durchschnittlichen 16 Prozent im laufenden Jahr sehr hoch ist. Ein Problem, mit dem Vietnam aber nicht alleine zu kämpfen hat, wie die letzten Inflationszahlen aus den USA und Deutschland belegen. Doch Schwellenländer erwischt es derzeit besonders hart, da ihre volkswirtschaftlichen Bilanzen häufig sehr rohstofflastig sind. In Vietnam schlägt vor allem der Anstieg der Lebensmittelpreise, und hier insbesondere des Reispreises, zu Buche. Sie sind nämlich mit 43 Prozent im Warenkorb zur Inflationsberechnung gewichtet. Gegenmaßnahmen der Regierung blieben nicht ohne Wirkung. Eine restriktive Geldpolitik führte vor allem zu einem Kurseinbruch an der Vietnam Stock Exchange in Ho Chi Minh Stadt. Von rund 1.200 Punkten ging es seit Anfang 2007 runter auf aktuell 480 Zähler. Damit könnte der Ho Chi Minh Stock Index seine Tiefs aber gesehen haben. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13 ist er derzeit sogar unterbewertet, wenn man berücksichtigt, dass die vietnamesischen Unternehmen für 2008 ein durchschnittliches Gewinnwachstum von 20 Prozent.
Mit dem Vietnam Index II Open End Zertifikat (DE000AA01WG4, akt. 37,56 Euro) hat ABN AMRO ein neues „Vietnam-Produkt" aufgelegt. Basiswert ist der ABN AMRO Vietnam II Total Return Index. Er notiert aktuell bei 948 Punkten. Im Index enthalten sind Aktien aus der Liste der vietnamesischen Blue Chips. Vertreten ist zum Beispiel PetroVietnam Fertilizer & Chemicals, eine Tochter der staatlichen PetroVietnam. Die Gesellschaft stellt jährlich knapp 50 Prozent der Düngemittel her, die in Vietnam für die Landwirtschaft benötigt werden.
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