EHEC-Epidemie: SPD-Gesundheitsexperte fordert mobile Seuchen-Eingreiftruppe. "Für besonders gefährliche Keime brauchen wir eine mobile Eingreiftruppe." Eingreiftruppe soll das Recht haben, ähnlich wie die Bundeswehr "Reservisten" heranzuziehen. Robert-Koch-Instituts wird zentrale "Seuchen-Polizei". - Bauern kriegen 150 Millionen Entschädigung.
Im Kampf gegen die lebensgefährliche EHEC-Darminfektion wird jetzt der Ruf nach einer zentralen Seuchenpolizei in Deutschland laut. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach forderte in der Onlineausgabe der "Bild"-Zeitung: "Für besonders gefährliche Keime brauchen wir eine mobile Eingreiftruppe." Den Kern dieser Truppe sollten die Spezialisten des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin bilden - ausgestattet mit allen Kompetenzen, sagte Lauterbach. "Dafür braucht man Profis". Bei Personalknappheit müsse die Eingreiftruppe das Recht haben, ähnlich wie die Bundeswehr "Reservisten" heranzuziehen.
Lauterbach denkt dabei an Spezialisten von Universitäten. Der SPD-Politiker kritisierte den Wirrwarr an Zuständigkeiten in Deutschland. Die Strukturen seien "nicht optimal". Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, forderte im Gespräch mit "bild.de" wegen der EHEC-Krise "den Umbau des Robert-Koch-Instituts zur zentralen Seuchen-Polizei in Deutschland". Die Behörde brauche "mehr Geld, mehr Personal und mehr Kompetenzen".
Seuchenbekämpfung dürfe nicht Ländersache sein, sondern müsse von einer zentralen Stelle auf Bundesebene koordiniert werden. "Wir brauchen von Flensburg bis Passau den gleichen Standard. Es kann nicht sein, dass jeder Landesminister etwas anderes sagt und dadurch, wie in der aktuellen Krise, ganze Industriezweige an den Rand des Ruins geführt werden und die Verbraucher am Ende total verunsichert sind", so Wendt weiter.
Als Vorbild für die neue "Seuchen-Polizei" in Deutschland nannte Wendt das US-amerikanische Centers for Disease Control (CDC). Wendt: "Ähnlich wie das CDC in Amerika braucht das RKI in Deutschland volle Kompetenzen mit Blick auf die Seuchenbekämpfung. Dazu gehören dann auch Maßnahmen, wie etwa das Verbot des Verkaufs bestimmter Lebensmittel."
FDP will Seuchen-FBI
In der Debatte um das Krisenmanagement in der EHEC-Epidemie hat sich der FDP-Gesundheitsexperte Erwin Lotter dafür ausgesprochen, eine Art deutsches "Seuchen-FBI" zu schaffen. Lotter sagte gegenüber der Onlineausgabe der "Bild"-Zeitung: "Wird eine Krise wie bei der momentanen EHEC-Krise ausgerufen, brauchen wir national eine übergeordnete Stelle, die sofort alle Zuständigkeiten bündelt - ohne Umwege über Landesämter oder Bundesministerien. Eine Art Seuchen-FBI, das bei Gefahr in Verzug die Kompetenz hat. Hierfür käme das Robert-Koch-Institut infrage." Das Robert-Koch-Institut ist eine Einrichtung der Bundesregierung. Die Erkennung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten gehört zu seinen Kernaufgaben.
Bauern kriegen 150 Millionen
Die von der aktuellen EHEC-Krise betroffenen Bauern in der Europäischen Union (EU) sollen Entschädigungszahlungen in Höhe von 150 Millionen Euro erhalten. Das erklärte die EU-Kommission in Luxemburg. Die 27 europäischen Agrarminister waren dort zusammengekommen, um über die Folgen und Konsequenzen der Epidemie zu beraten. Der Deutsche Bauernverband (DBV) schätzt, dass der Branche in Deutschland bislang Einnahmen von 50 Millionen Euro entgangen seien. Die deutschen Behörden warnen die Verbraucher vor dem Verzehr von Blattsalaten, Gurken, Tomaten und Sprossen. Unterdessen geht die Suche nach der Quelle der EHEC-Infektionen weiter. Wie Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) am Dienstag mitteilte, wies eine alte Sprossen-Probe des gesperrten Hofs in Niedersachsen, die von einem Hamburger Patienten bei den Behörden abgegeben wurde, keine EHEC-Keime auf.