Dass es der Airline Industrie nicht gut geht, dürften selbst Wenigflieger begriffen haben. Strecken-Streichung, Flugzeug-Stilllegungen, Jobcuts rund um den Globus. Tausende Mitarbeiter der Airline-Industrie haben bereits ihren Arbeitsplatz verloren. Die ersten Pleiten in der Branche gab es schon. Noch mehr werden folgen.
In diesem Umfeld 10% mehr Lohn zu fordern ist glatter Selbstmord. Das weiss auch Frank Bsirske. Doch die Konsequenzen sind ihm egal. Hier geht es einzig um einen Machkampf, in dem Ver.di einen Trumpf braucht gegenüber der Konkurrenz Gewerkschaft UFO (mehrheitlich Kabinenpersonal). Letztlich ist es also ein Gerangel um Einfluss bei den Mitarbeitern, bei welcher Ver.di durch erhöhte Lohnforderungen die Gunst der Arbeitnehmerschaft gewinnen will.
Selten in der Geschichte hat eine Gewerkschaft unverantwortlicher gehandelt. Bsirske weiß ganz genau, dass die Lohnforderungen zwar per Gewalt durchgesetzt werden könnten. Ein Sieg, den er dringend braucht. Doch es ist ein Pyrrhus-Sieg. Höhere Personalkosten führen zwangläufig zu höheren Ticketpreisen. Da freut sich schon die Billig-Konkurrenz, besonders vom Persischen Golf.
Die Konsequenz ist natürlich eine Schwächung des Kranichs und schließlich der Verlust von Arbeitsplätzen hierzulande. Typisch Gewerkschaft eben: Anstatt innovativ, flexibel und phantasievoll die (sicher berechtigten) Lohnforderungen der Arbeitnehmerschaft zu verwirklichen, greift Ver.di zur Holzhammer-Methode. Folge: Weniger Arbeiter werden in Zukunft mehr haben. Der Rest kassiert Hartz IV und die Dienstleistungen werden vom Ausland erbracht.
Keine andere Industrie ist so stark der internationalen Konkurrenz ausgesetzt, wie die Airlines. Keine andere Industrie ist so schnell ersetzbar, wie die Airlines. Dort, wo einer Pleite geht oder geschwächt ist, warten schon Dutzend andere, um die Slots zu füllen.
Lufthansa gilt in der Flugbranche zu den am besten zahlenden Arbeitgebern. Den Mitarbeitern wurde eine Lohnsteigerung von 6,7 Prozent plus Einmalzahlung angeboten bei einer Laufzeit des neuen Tarifvertrages von 23 Monaten. Dies ist wesentlich mehr als andere Tarifabschlüsse der letzten Zeit. Doch der Arbeitskampf geht weiter.
Das allein kostet bis zu 10 Millionen Euro am Tag. Ganz abgesehen von dem weltweiten Image-Schaden, der bei Lufthansa entsteht. Die Buchungszahlen schrumpfen schon jetzt drastisch. Doch was kümmert’s Ver.di?
In einem dramatischen und vorher noch nie dagewesenen Appell hat sich der LH-Chef Mayrhuber an die Mitarbeiter gewandt.
Mayrhuber schrieb in seinem in der Mitarbeiterzeitschrift „Lufthanseat“ veröffentlichten Brief, die Angebote an die Gewerkschaften lägen im oberen Bereich der diesjährigen Tarifabschlüsse in Deutschland. „Mehr geht nicht, das muss deutlich gesagt werden“, schrieb Mayrhuber.
Er erklärte, er habe „volles Verständnis“ dafür, dass die Beschäftigten angesichts steigender Lebenshaltungskosten am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens teilhaben wollten. Ein Tarifabschluss müsse aber wirtschaftlich vertretbar sein. „Das sind Familien, die sich auf ihren Jahresurlaub und ihre Flugreise freuen, für die sie hart gearbeitet haben. Wir verärgern diejenigen, die Ihnen Arbeit geben, denn es sind letztlich die Kunden, die Ihre Vergütung sichern“, warnte Mayrhuber.