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kino.to down

kino.to ist offline. Die Behörden haben das beliebte Filmportal geschlossen. Razzien in 13 Städten Europas. Mutmaßliche Betreiber festgenommen. - Staatsanwaltschaft Dresden ermittelt wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung.

 

von Arno Geschke

Das Internetportal kino.to galt als eine der beliebtesten Adressen, um illegal kopierte Filme und Serien zu sehen. Doch nun schauen die Nutzer "in die Röhre", denn die Behörden haben dem kostenlosen Sehvergnügen ein Ende bereitet. Die Seite ist nicht mehr erreichbar. Ermittler haben bei Razzien in mehreren europäischen Ländern 13 der mutmaßlichen Betreiber festgenommen. Die Seite ist offline.

"Heute bei uns, morgen im Kino! Hier findest du zeitlose Klassiker sowie aktuelle Kinofilme und natürlich auch die beliebtesten TV-Serien als Stream" lautet der Slogan von kino.to - Vier Millionen Filmfans weltweit sahen auf „kino.to“ täglich die neuesten Hollywood-Filme. Doch die Trauer dürfte nur von kurzer Zeit sein, schon wird fleißig nach Alternativen Ausschau gehalten, und die gibt es im Netz bekanntlich zur Genüge.

Kino.to war eine deutschsprachige Video-on-Demand-Website für Kinofilme, Serien und Dokumentationen. Kino.to gehörte laut Alexa Internet im Juli 2009 zu den 50 meistbesuchten Websites in Deutschland. Nach Angaben der Betreiber wurde die Seite von rund vier Millionen Zuschauern im Monat besucht. Schätzungen gingen von ca. 400.000 verschiedenen Benutzern täglich aus, über 96% der Besucher stammten dabei aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

 

Bildung einer kriminellen Vereinigung?

Am Mittwoch morgen wurde die Homepage vom Netz genommen. Ermittler der Polizei in Deutschland, Spanien, Frankreich und den Niederlanden führten zahlreiche Razzien in Wohnungen, Geschäftsräumen und Rechenzentren durch. 13 Personen wurden als mutmaßliche Betreiber verhaftet, nach einer Person werde derzeit gefahndet. Die Staatsanwaltschaft Dresden ermittelt wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung zur gewerblichen Begehung von Urheberrechtsverletzungen in über einer Million Fällen.

Über Kino.to waren mehrere tausend Videos, ein Großteil davon in deutscher Sprache, kostenlos abrufbar. Ein Einverständnis der Rechteinhaber für den Abruf der Inhalte besteht dabei nicht. Nach Betreiberangaben waren im März 2010 „357.653 Serien (Episoden), 70.431 Filme und 6.718 Dokumentationen online“. Es handelte sich bei den Angaben nicht um verschiedene Filme, denn fast alle Filme und Serien-Episoden waren (zum Beispiel von verschiedenen Release Groups auf unterschiedlichen Streamhostern) als so genannte Dupes oder Mirrors mehrmals vorhanden.

Auch aktuelle Kinofilme erschienen bei Kino.to, welche in der Regel zunächst nur als so genannte Screener, Cam-Rips, Telesyncs oder Telecines erschienen. Um Filme ansehen zu können, konnte je nach Videoformat und Streamhoster ein Adobe-Flash-Plug-in, DivX-Web-Player oder bestimmter Browser erforderlich sein. Ob ein Stream funktionierte, hing von der Auswahl und der Serverbelastung des jeweiligen Streamhosters ab. Im Unterschied zur Konkurrenzseite Movie2k.to bot Kino.to nach eigenen Angaben pornografische Inhalte nicht an.

Zur Begründung des Erfolges des Kino.to-Webangebotes führten die Betreiber unter anderem an, „dass bei 7 Millionen Hartz IV Empfängern, die Preise für jegliches Medium definitiv zu hoch“ seien, sodass Unterhaltungsangebote mit anderen Bedürfnissen konkurrierten.

Nach eigenen Angaben seitens Kino.to wurden keine Log-Daten gespeichert, da der Service nicht in Europa stehe und somit nicht unter das Datenspeichergesetz falle.

Nachdem die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) im Verbund mit der niederländischen Antipiraterievereinigung Brein gedroht hatte, gegen Kino.to vorzugehen, wurde der niederländische Server der Website abgeschaltet. Der Firmensitz war unbekannt. Die Domainendung .to der Website steht für den Südsee-Archipel Tonga. Die Zulassungsbehörde für Internet-Adressen in Tonga machte keinerlei Angaben zu den Daten der Domain-Inhaber.

 

Interview mit den Betreibern von Kino.to (Feb 2009, Gulli.com)

Ghandy/gulli.com: Wie ist es zur Entstehung von Kino.to gekommen? Wie viele Personen sind im Moment daran beteiligt und was sind deren Aufgaben?

Kino.to: Zur Entstehung von Kino.to könnte man sicherlich viele Worte verlieren, aber letzten Endes ist das Projekt ein Kind seiner Zeit, nicht das erste seiner Art und sicherlich nicht das Letzte. In anderen Ländern gibt es weitaus größere Seiten, welche ein ähnliches System betreiben. Personen sind viele beteiligt. Von Anfang an lebte die Seite von der Mithilfe der User, welche Filme im Netz aufstöbern und uns die URL übermitteln. Seit dem Beginn hat sich natürlich viel geändert. So muss sich ein User heute zum Beispiel bewerben, um uns Adressen mitzuteilen, dennoch kommen am Tag so viele Verknüpfungen herein, dass wir nur schwer der Lage Herr werden. Zum engeren Kreis des Teams wollen wir uns verständlicherweise nicht äußern.

Ghandy/gulli.com: Was glaubt ihr müsste die Filmindustrie tun, damit die Leute wieder mehr in die Lichtspielhäuser gehen würden? Die Preise an den Kinokassen reduzieren? Oder zeitgleich zur Premiere im Kino einen kostenpflichtigen Stream oder Download im Web anbieten, was derzeit illegal wäre.

Kino.to: Wir sind keine professionellen Berater und der schwerfälligen Film Industrie aus ihrem vermeintlichen Tief zu helfen, ist sicherlich kein leichtes Unterfangen. Fest stehen dürfte jedoch, dass es schon sehr naiv von ihr war, den Problemen der Musik Industrie zuzuschauen und nicht daran zu denken, dass es ihr ähnlich, in Zeiten wachsender Bandbreiten, gehen würde. Fest steht ebenso, dass bei 7 Millionen Hartz IV Empfängern, die Preise für jegliches Medium definitiv zu hoch sind. Ins Kino zu gehen oder das Auto halb oder sogar vollzutanken, eine Blue Ray oder einmal hin zu Aldi und den Einkaufswagen voll hauen. Das sind doch Fragen, über deren Antworten sich der Großteil unserer Bevölkerung keinerlei Gedanken machen muss. Die Lösung kann nur sein: Preise senken. Durch die Masse dürfte das auch nicht zu Verlusten führen.

Ghandy/gulli.com: Dann wünsche ich euch weiterhin viel Erfolg beim Versteckspiel mit der Filmindustrie und natürlich auch in Zukunft viele Besucher auf eurer Webseite !

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