Syrisches Militär stürmt Protest-Hochburg. Bei den seit drei Monaten anhaltenden Protesten in Syrien sollen nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen bereits mehr als 1.300 Zivilisten getötet worden sein. Seit Beginn der Proteste seien mehr als 10.000 Syrer festgenommen worden.
Damaskus (dts Nachrichtenagentur) - Die syrische Armee hat in der Nacht zum Sonntag die Protest-Hochburg Dschisr al-Schoguran an der Grenze zur Türkei angegriffen. Medienberichten zufolge sei das Militär mit Panzern in die eingekesselte Stadt eingedrungen und hätte wahllos auf die Bevölkerung geschossen. Bei dem Angriff sollen den Berichten nach Zivilisten getötet worden sein, zudem hätten die Soldaten umliegende Felder zerstört und Nutztiere getötet.
Der Großteil der Bewohner hatte bereits in den vergangenen Tagen die Flucht in Richtung Türkei angetreten. Unterdessen haben die USA erneut die Einstellung des brutalen Vorgehens des Regimes von Staatschef Baschar al-Assad gegen die eigene Bevölkerung gefordert. Das Vorgehen des Assad-Regimes habe eine humanitäre Krise verursacht, hieß es in einer Erklärung des Weißen Hauses.
Syrische Sicherheitskräfte haben nach Darstellung der Opposition bei der Niederschlagung von Protesten seit März 1300 Zivilisten getötet. In einer am Sonntag veröffentlichten Erklärung forderte die wichtigste Oppositionsgruppe, die Lokalen Koordinierungsausschüsse, Präsident Baschar al-Assad zum Rücktritt auf. Die Macht müsse an die Armee abgegeben und das Land zu einer Demokratie werden. Eine international überwachte Konferenz solle binnen sechs Monaten eine neue Verfassung erarbeiten. Es müsse verhindert werden, dass Syrien ins Chaos stürze, erklärte die Opposition weiter. Seit Beginn der Proteste seien mehr als 10.000 Syrer festgenommen worden.
Truppen von Präsident Assad hatten am Wochenende den Kampf gegen Regierungsgegner verschärft und die Protesthochburg Dschisr al-Schughur an der Grenze zur Türkei eingenommen. Flüchtlinge berichteten von getöteten Zivilisten. Zudem hätten Soldaten Felder zerstört sowie Kühe und Schafe getötet. Das Staatsfernsehen berichtete dagegen, die Soldaten hätten in der Stadt zahlreiche Bewaffnete festgenommen und ihre Waffen beschlagnahmt. Mehr als 5000 Syrer flohen bereits in die Türkei.
Situation in Libyen
In der libyschen Stadt Sawija in der Nähe von Tripolis ist es erneut zu schweren Gefechten gekommen. Rebellen lieferten sich mit Regimestreitkräften heftige Kämpfe, berichtet ein Reporter des Nachrichtensenders Al-Dschasira aus dem Konfliktgebiet. Die Aufständischen kontrollieren weitgehend den Kamm des Nafusa-Gebirges, der von der tunesischen Grenze bei Wasin bis nach Jafran und in das südliche Hinterland von Tripolis reicht. Die Stadt Sawija liegt an der Hauptstraße von Tripolis zur tunesischen Grenze. Sie ist die Hauptversorgungslinie für das Gaddafi-Regime. Regierungssprecher Mussa Ibrahim beschwichtigte die Ereignisse. Die Rebellen säßen "in der Falle" und "stellen keine Gefahr für uns dar", sagte er in der Nacht zum Sonntag vor Journalisten in Tripolis.
Proteste in Teheran
In der iranischen Stadt Teheran soll es am Jahrestag der Wiederwahl von Präsident Mahmud Ahmadinedschad zu Zusammenstößen mit Sicherheitskräften gekommen sein. Nach Angaben der Opposition wurden mehrere Demonstranten festgenommen. Augenzeugen berichteten, Angehörige der Basidsch-Milizen seien mit Stöcken bewaffnet gewesen. Die Opposition hatte am Sonntag zum "stillen Protest" aufgerufen, dem offenbar eine große Menge gefolgt ist. Zur selben Zeit seien zahlreiche Polizisten und Sicherheitskräfte aufmarschiert. Unterdessen starb der seit der Wiederwahl Ahmadinedschads inhaftierte Dissident Resa Hoda Saber nach einem zehntägigen Hungerstreik an einem Herzinfarkt.