Cash is king – heißt es nicht nur auf Ibiza. Mit den Steuern nehmen es die Südländer bekanntlich nicht so genau. Und wenn Geld fehlt, dann fließt es aus Brüssel zur Genüge. Davon kann man sich auf den Balearen überzeugen.
Michael Mross und Yachten auf Ibiza: wer hat die größte?
von Michael Mross
„Zahlen Sie bar oder wollen Sie eine Rechnung“ – fragt mich die Dame an der Hotelrezeption und fügt wie selbstverständlich hinzu: „Bei Cash gibt es 10% Rabatt“ – Ganz schön pfiffig, die Spanier, denke ich. Das Zimmer gilt dann als leer und das Geld wandert direkt in die Schwarzgeldschatulle.
Mit den Steuern nimmt’s der Südländer bekanntlich nicht so genau. Wer auf Ibiza ein Haus kauft, der zahlt die Hälfte offiziell und die andere Hälfte wandert unterm Tisch zum Verkäufer. Irgendwie muss man die selbst erzeugten Steuervorteile ja ausnutzen.
Nicht nur bei der Steuervermeidung scheint der Spanier pfiffig. Auch beim Kassieren von Subventionen haben die PIGS-Länder die Nase vorn. Da sie nun mal ärmer als der Norden sind, haben sie auch größere Anrechte auf Milliarden aus Brüssel. Das Geld stammt aus dem sogenannten Kohäsionsfonds und soll ärmere Landstriche in der EU unterstützen.
Als eine der ärmsten Gegenden der EU verkaufen die Spanier die Balearen. Besonders das „arme“ Ibiza profitiert: dort, wo im Sommer die Milliardäre mit ihren Superyachten im Hafen um die Wette posen (Wer hat die größte?), fließen die Millionen aus Brüssel besonders locker. So wurde jüngst eine Hafenerweiterung mit 300 Millionen Euro EU-Ko-finanziert. Da lacht der Baleare und der Ölscheich aus Arabien genießt das neue Angebot. Wo kämen wir auch hin, wenn die Reichen den Hafen selbst finanzieren? Das – bitteschön – sollen doch die EU-Steuerzahler erledigen.
Nachts geht’s dann in die Nobeldisco „Pacha“, Eintritt 90 Euro. Wer etwas auf sich hält, der mietet dort einen kleinen Tisch - für 9000 Euro (pro Abend). Getränke gehen extra, das billigste für 20 Euro, Flasche Vodka 500 Euro, Flasche Champagner bis 5000 Euro. Aufs Klo geht man nur zum koksen. Wer glaubt, dort billig sich am Wasserhahn laben zu können, der irrt: Aus dem Hahn sprudelt, gift-blau gefärbtes Nass.
Also ab zur Theke. Alles gegen cash. Pro Nacht wird allein im „Pascha“ 1 Million Euro abgesaugt. Ein kleiner Flieger bringt am nächsten Tag das Geld von der Insel.
Der Hafen ist fast fertig – fehlt nur noch eine schöne Autobahn. Seit kurzem verbindet eine vierspurige Trasse die wichtigsten Dörfer der Sonneninsel. Zwar gab es auch früher schon eine Straße – die reichte aber angeblich nicht mehr. Nun kann man vom Flughafen nach San Antonio rasen. Damit’s schneller geht, wurden auch noch vier große Tunnel gebaut. - Ab September ist das eine Geisterbahn, weil die Insel leer ist. Macht ja nichts – wurde mit 500 Millionen vom EU-Infrastrukturfonds bezahlt.
Und damit die Autobahn nicht so trist aussieht, blühen auf dem Mittelstreifen bunte Zierpflanzen – das schafft zusätzlich Arbeitsplätze und Pensionsansprüche, denn selbstverständlich muss der Zierstreifen künstlich bewässert werden.
Während die Insel langsam der Hochsaison zutobt, bastelt der Ibizenko schon an neuen Bittmodellen für Brüssel. Der Flughafen muss natürlich noch ausgebaut werden. Mehr Straßen, schönere Gehwege und vor allem: die Promenade hat noch eine Auffrischung verdient. Die EU wird’s schon richten…