Welche pharmakologischen Schätze in Propolis - im Bienenkitt - stecken, zeigen erst künftige Forschungen. Schon jetzt ist eine Vorsorge mit Propolis anzuraten. Und es ist nicht das Dümmste, in Zeiten ohne ausreichende Arzneimittelversorgung seine Hausapotheke mit Propolis einzudecken.
von Hans-Jörg Müllenmeister
Propolis können Pharmakraken nicht patentieren und rechtlich schützen lassen, denn dieser Bienenkitt ist ein uralter Naturheilstoff. Ohne Profit der Pharmagötter entsteht kein Medikament. Also drückten sie dem Naturantbiotikum noch den Stempel des Alzheimer-Syndroms auf. Versprechen doch moderne industriell erzeugte synthetische Antibiotika regelmäßig Milliardengewinne.
Seitdem fristet Propolis als unbeliebtes, höchst wirksames Breitband-Therapeutikum bei Weisskitteln und Pillendrehern ein Schattendasein. Das gleiche Schicksal erleiden andere Heilstoffe aus der Apotheke der Natur. So zeigt das australische Teebaumöl - es stammt von einem Myrthengewächs - auch eine antibakterielle und pilzvernichtende, also fungizide Wirkung. Aber mit zunehmender Resistenz der synthetischen Antibiotika erwacht die sehnsüchtige Renaissance nach den „verschütteten“ Heilstoffen aus der Natur.
Nomen est omen
Für Propolis - und zwar DIE Propolis - gibt es keinen treffenderen Namen. Die alten Griechen nannten ihre, den Städten vorgelagerten Verteidigungsanlagen so (pro: vor, für; polis: Stadt), Propolis heißt soviel wie „vor der Stadt“. Dessen eingedenk, benutzen Honigbienen das Kittharz Propolis als Verteidigungs- und Schutzmittel gegen natürliche Feinde und Infektionsgefahren im Bienenstock.
Die Propolis-Historie
Die Geschichte des Bienenkittharzes reicht zurück bis in die früheste Menschheitsgeschichte. Propolis diente bereits in den alten Hochkulturen als wirkungsvolles Desinfektionsmittel bei Zahnbehandlungen und chirurgischen Eingriffen. Die Inkas setzten Propolis bei fiebrigen Infektionen ein. Posthum schmierte man der Mumie Tutanchamun nicht nur Honig um den Mund, vor allem perfektionierte man die Kunst des Einbalsamierens mit Propolis. Aus dieser Zeit sind uns auch die ersten Aufzeichnungen zur Behandlung von Stichwunden mit Propolis überliefert. Mit Propolis wurde Saatgut haltbar gemacht und Holz geschützt; übrigens, der feinklingende Korpus der guten alten Stradivari erfreute sich auch einer Propolisbehandlung. Hippokrates behandelte mit Propolis Geschwüre auf der Haut und des Magen-Darmtrakts. Aristoteles schätzte die heilenden Eigenschaften besonders bei Quetschungen, Hautkrankheiten und eitrigen Wunden. Römischen Militärärzten diente sie als Wunddesinfektionsmittel. Weltweit beschäftigt sich heute die Forschung mit den medizinischen Eigenheiten dieses Bienenbaustoffs. Zunehmend erkennt man, dass er mehr als eine Vielzweckabwehrwaffe ist, die das Immunsystem stärkt und gegen Schleimhautentzündungen und Hauterkrankungen wirkt.
Inhaltsstoffe der Propolis
Der Bienenkitt besteht etwa zur Hälfte aus Harz, ferner 30% Wachs, 10% ätherische Öle mit pilztötender Wirkung, 5% Pollen, 3% organische Stoffe und 2% Mineralstoffe. Die wasserlöslichen Pflanzenfarbstoffe haben gefässstabilisierende Wirkung und helfen gegen Entzündungen. Inzwischen identifizierte man etwa 200 Inhaltsstoffe; vor allem enthält das Kittharz der Bienen Vitamine der B-Gruppe, aber auch die Vitamine C, E und Biotin - also das Vitamin H. An wichtigen Spurenelementen enthält Propolis Eisen, Zink, Kupfer, Chrom, Silizium, Vanadium, Mangan, Calcium, Kobalt, Magnesium und Selen. Zudem sind essenzielle Aminosäuren, Enzyme und Mineralstoffe wie Calcium enthalten. Auf den hohen Gehalt an Bioflavonoiden führt man die starke antibiotische Wirkung zurück. Diese in der Medizin auch als Vitamin P bezeichneten Wirkstoffe lindern Schmerzen, hemmen Entzündungen, binden Giftstoffe und kräftigen das Immunsystem.
Woher kommt der Rohstoff der Propolis?
Man glaubt, Bienen leiden an einer Geschmacksverirrung, wenn sie zur Nektarernte statt Pflanzen, gelegentlich Bäume als „Futterstelle“ anfliegen. Hier sammeln sie aber das Harz aus Nadelhölzern oder von Baumknospen und verstauen das harzige Baumwachs in ihren Pollenkörbchen an den Schienen ihrer Hinterbeine. Vollbeladen fliegen sie direkt in ihren Stock. Erschöpft in der Wabenburg angekommen, suchen sie ein ruhiges Plätzchen, wie ein Keks unter einem Kirschbaum und warten darauf, dass eine Helferin ihnen das klebrige Sammelgut aus dem Körbchen nimmt. Diese Assistentin gibt ihrerseits beim Weiterverarbeiten Bienenwachs, Pollenöl und Bienenspeichel dazu. Die fertige Masse wird nach intensivem Durchkauen weich wie eine Paste.
Sterile Kinderstuben im Stock
Um die Leistung eines Bienenstaates zu würdigen, übertragen und vergleichen wir mal seinen Hygienestatus mit dem einer Kleinstadt gleicher Einwohnerzahl von sagen wir 70.000 Individuen. Um gleich zu ziehen, müssten alle hinein strömenden Menschen gleich am Stadttor einen Desinfizierrasen durchwaten. Das Bienenvolk gönnt sich einen keimtötenden, sehr wirksamen Fußabstreifer aus Propolis. Unsere Kreißsäle in den Krankenhäusern müßten komplett keimfrei sein. Vor der Eiablage der Königin überziehen nämlich die Arbeiterinnen die Wabenzellen mit einer mikroskopisch dünnen Schicht aus Kittharz. Und wir müssten in der fiktiven Stadt Kammerjäger und Müllentsorger aufbieten, die den superschweren Unrat elegant entsorgen, selbst Tierkadaver, weitaus größer als ein Mammut. Wegen der relativen Schwere der Eindringlinge, wie Mäuse und Schlangen, können die Bienen diese nicht aus dem Stock hieven. Der Bienenstaat weiss aber Abhilfe: Totgestochene Eindringlinge überziehen die Immen mit einem feinen Propolisfilm, der das Tier mumifiziert, um Fäule zu verhindern. Bezogen aus dieser Naturbeobachtung die alten Ägypter ihre Inspiration des Mumifizierens?
Eigentlich ist das Raumklima im Stock mit etwa 35°C und die hohe Luftfeuchtigkeit eine ideale Brutstätte für die Ausbreitung von Krankheiten. Und dennoch ist das Bienenvolk kerngesund und vital. Deswegen dient der Bienenkitt nicht allein zum Abdichten kleiner Öffnungen und Ritzen. Der doppelt wirksame Baustoff hemmt auch die Entwicklung eingedrungener Bakterien, Pilze und andere Mikroorganismen, ja macht ihnen den Garaus. Imker gewinnen die Propolis, indem sie den Bienen ein Plastikgitter in den Stock legen. Nach bienenfleißigem Abdichten mit Propolis entfernt der Imker das Gitter wieder. Und doch sind Bienenvölker machtlos gegen ihre Todfeinde: die Varroa-Milben. Ein Drittel der rund 800.000 Völker in Deutschland überlebten den Winter 2002/03 nicht. Im Mai 2008 starben im Rheintal Tausende Bienenvölker. Eindeutige Ursache war das Pestizid Clothianidin im Saatgutbeizmittel.
Blütenfarbstoffe der Propolis heilen Blutgefäße
Während unsinnige Euro-Rettungsschirme wie laue Pupse wirkungslos im Wind verpuffen, entwickelten gewisse Pflanzen-Flavonoide einen wirksamen schützenden Schirm gegen UV-Strahlung. Der Begriff Flavonoid kommt vom lat. Flavus für goldgelb - nicht zu verwechseln mit Flatus. Der Biochemiker spricht von einem Grundgerüst des Flavan; es besteht aus zwei aromatischen Ringen, die durch einen Sauerstoff-haltigen Ring verbunden sind. Diese Stoffe gehören zur genialen Schutztruppe der Pflanzenwelt. Die Gruppe der Blütenfarbstoffe übernimmt also vielfältige Funktionen als Abwehr- und Entgiftungsstoffe gegen Pilze und deren Gifte, Bakterien und Viren. Sie dienen der Pflanze zum Anlocken von Bestäubern, fungieren als Fraßschutz - bei einigen Insekten sogar als Appetitanreger.
Ist es nicht großartig, dass sich beim Menschen mit der Aufnahme von Flavonoide das Risiko für verschiedene Krankheiten mindert, vor allem die Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Da gibt es ein unglaubliches Gespann: Während Vitamin C die Collagensynthese anregt und die großen Blutgefäße stabilisiert, normalisieren die Bioflavonoide im Propolis die Durchlässigkeit der kapillaren Blutgefäße. Das wirkt sich wiederum positiv auf den Blutdruck aus. Flavonoide sind demnach auch wirksam bei Nasen- und Zahnfleischbluten, Hämorrhoiden, Venenleiden und Blutungen unter der Haut. Modellversuche zeigten, dass sich die Wirkungen von Vitamin C und Bioflavonoiden ergänzen und verstärken, und zwar um das Zwanzigfache. Nebenbei gesagt: die Flavonoidenaufnahme über Äpfel mindert das Risiko gegen Lungenkrebs. Glimmstängler aufgepaßt: eßt mehr Äpfel!
Genial und einzigartig: seine virushemmende Wirkung
Die natürliche Vielzweckwaffe Propolis erschöpft sich nicht in der antibakteriellen und antimykotischen Kraft, sie wirkt sogar antiviral. Lassen Sie sich diese Antivirus-Botschaft nachdenklich auf der Zunge zergehen, denn bisher gibt es keine vergleichbare Substanz auf dem Markt, die man therapeutisch gegen Viren einsetzen könnte. Ein Treppenwitz der Pharmalobby: Propolis wird als Viruzid nicht weiter erforscht. Bereits erwiesen ist, dass Bienenkittharz zahlreichen Bakterienstämmen den Garaus macht - etwa Staphylokokken oder Streptokokken. Und im Gegensatz zu künstlichen Antibiotika entwickeln Bakterien und Viren keine Resistenz gegen Propolis.
Krebsbekämpfende Wirkung
Man entdeckte Substanzen in der Propolis, die wirksam bei Krebstherapien sein könnten, also mit einer antitumoralen Wirkung. Wissenschaftler konnten diese Substanzen isolieren, die spezifisch das Wachstum von Tumorzellen stark behindern. In einer Zellkultur wurde nachgewiesen, dass einige Inhaltsstoffe aus dem Propolisgemisch es schafften, gezielt Krebszellen zu bekämpfen, nicht aber die gesunden Zellen. Neuerdings wies man in Frankreich die pilzabtötenden Eigenschaften von Propolis wissenschaftlich nach. Mit dem vielseitigen Kittharz können Menschen erfolgreich behandelt werden, die an Pilzinfektionen, also an Mykosen leiden. Auch in der Stomatologie gewinnt Propolis neuerdings Beachtung. Dieser medizinische Zweig befasst sich mit dem Mund und Rachenraum, also mit Entzündungen der Mundschleimhaut, des Zahnfleischs sowie im Zungen- und Mundbereich.
Alles schon mal praktiziert von alten Kulturen. Es scheint, dass die moderne Forschung mühsam reproduziert, was alte Völker bereits vor Jahrtausenden rein empirisch erkannten. Erwarten Sie keine neuen Ergebnisse. Deswegen - selbst wenn Sie kerngesund sind - empfehle ich den Tausendsassa Propolis als dauerhafte Nahrungsergänzung, stärkt er doch das körpereigene Immunsystem und beugt Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor. Über die Fragen der Darreichung von Propolis in Form von Tinkturen, Kapsel, Salben usw. können Sie über den Deutschen Imkerbund, Phytodoc oder allgemein über das Internet mehr erfahren. Propolis-Granulat lässt sich in einem Beutel oder in einer Dose auf Reisen mitführen. Einige Körnchen am Tag genügen, um den Körper mit der geballten Wirkkraft des Bienenleims zu versorgen. Die heilsamen Inhaltsstoffe lösen sich beim Kauen aus der gehärteten Masse heraus.
Vox populi: Schützen Sie Ihre Gesundheit mit Propolis, schützen Sie die Bienenvölker!