Ex-Bundesbankpräsident Axel Weber: sämtliche ausstehenden Schulden Griechenlands sollten europäische Garantien erhalten. Die einzige Alternative hierzu sei eine ungeordnete Staatsinsolvenz, welche teurer wäre und das Risiko größerer finanzieller Turbulenzen berge.
Gegenüber dem "Wall Street Journal" äußerte sich Ex-Bundesbankpräsident Axel Weber mit einem überraschenden Vorschlag in Sachen Griechenland: sämtliche ausstehenden Schulden Griechenlands sollten mit europäischen Garantien versehen versehen werden. Die einzige Alternative hierzu sei eine ungeordnete Staatsinsolvenz, welche teurer wäre und das Risiko größerer finanzieller Turbulenzen berge.
Weber erklärte, dass der bisherige Umgang mit der Schuldenkrise nur auf die unmittelbare Finanzierung Griechenlands abziele, ohne dem Land eine glaubwürdige langfristige Lösung zum Abbau seines steigenden Schuldenberges zu ermöglichen.
"Letztendlich muss sich die Lösung des griechischen Schuldenproblems der ausstehenden Schulden annehmen, und die Optionen hierfür sind leider sehr begrenzt: Entweder ein Staatsbankrott oder Bewertungsabschläge oder aber eine Garantie für die ausstehenden griechischen Schulden", so der Ex-Bundesbankvorstand. Die Regierungen müssten sich für eine dieser Optionen entscheiden statt des "gegenwärtigen bruchstückhaften Ansatzes wiederholter Hilfsprogramme".
Weber vertritt in dem US-Blatt die Ansicht, dass die Zahlungsunfähigkeit Griechenlands nicht durch den Euro hervorgerufen worden seien. Das Land habe es vielmehr mit einem langfristigen Problem zu tun: "Es handelt sich um ein tief verwurzeltes, strukturelles und haushaltspolitisches Problem, dessen Lösung wahrscheinlich einen Zeithorizont von mehr als 30 Jahren bedarf, anstatt eines drei- oder fünfjährigen Zeithorizonts". Die von Europa ergriffenen Maßnahmen müssten daher deutlich tiefer greifen als nur die kurzfristige Liquidität im Auge zu haben.
Axel Weber hatte den Chefposten der Bundesbank Ende April überraschend verlassen und übt derzeit eine Gastprofessur in Chicago aus.