SPD-Bundespräsidentschaftskandidatin Gesine Schwan ist nach Informationen von SPIEGEL ONLINE am Donnerstag zu einem Geheimtreffen mit Gregor Gysi zusammengekommen, dem Co-Fraktionschef der Linkspartei. Sie empfing ihn zu Hause in Berlin-Nikolassee. Ziel war, hinter den Kulissen die Möglichkeiten für eine Wahl Schwans mit Hilfe der Linkspartei auszuloten.
Schwans Referent Philipp Schwörbel bestätigte ein Treffen der beiden Politiker: "Es hat ein Gespräch zwischen Frau Schwan und Herrn Gysi gegeben", sagte er SPIEGEL ONLINE. Über Inhalt und Dauer des Gesprächs wollte er sich nicht äußern.
Vorausgegangen war ein Briefwechsel zwischen Schwan und der Linksfraktion im Bundestag. Die SPD-Politikerin hatte allen im Bundestag vertretenen Fraktionen ein Vorstellungsgespräch angeboten. Von Union und FDP, die sich für eine zweite Amtszeit von Bundespräsident Horst Köhler aussprechen, erhielt sie eine Absage. Anders die Linkspartei: Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE signalisierte Gysi in einem Brief an Schwan deutliches Interesse an einem Gespräch. Aufgrund dieses Briefwechsels kam es demnach zu dem Treffen der beiden.
Trotz des Treffens zwischen Schwan und Gysi ist die Linkspartei nach wie vor entschlossen, einen eigenen Kandidaten für die Wahl des Bundespräsidenten aufzustellen, um sich als eigene politische Kraft zu präsentieren. Derzeit laufen geheime Gespräche zwischen führenden Vertretern der Linkspartei und möglichen Kandidaten. Möglich ist aber, dass die Linkspartei Schwan in einem zweiten oder möglichen dritten Wahlgang mitwählt.
Die Linkspartei knüpft nach Informationen von SPIEGEL ONLINE konkrete Bedingungen an eine mögliche Mitwahl Schwans, nämlich eine Normalisierung des zerrütteten Verhältnisses zwischen SPD und Linkspartei. "Das ignorierende Ausgrenzen muss ein Ende haben", sagte ein führender Linkspartei-Politiker, der nicht genannt werden wollte. "Wir können Frau Schwan nur wählen, wenn die SPD mit uns spricht." Wünschenswert sei etwa ein Treffen von SPD-Chef Kurt Beck, der bisher jegliches Gespräch verweigert, mit Linkspartei-Co-Chef Lothar Bisky.
Ein Treffen Becks mit Oskar Lafontaine, dem anderen Vorsitzenden und früheren SPD-Chef, wird dagegen auf beiden Seiten für unmöglich gehalten: "Pfälzer und Saarländer mögen sich bekanntlich nicht", sagte der führende Linkspartei-Politiker.