Der Sturz der Freenet-Führung bleibt aber nach FOCUS-Informationen vermutlich aus. Laut der vertraulichen Liste votieren mehr als 38 Prozent der Aktionäre, darunter auch der Anteilseigner Permira, gegen eine Abwahl von Vorstand und Aufsichtsrat. Damit hätte Spoerr eine Mehrheit. Das gegnerische Lager soll lediglich auf eine Unterstützung von rund 30 Prozent kommen. Auf der Hauptversammlung entscheidet eine einfache Mehrheit der anwesenden Aktionäre über die künftige Spitze des Konzerns mit seinen 7500 Mitarbeitern.
Laut FOCUS möchte der Freenet-Aufsichtsratsvorsitzende Helmut Thoma die Kampfabstimmung am Freitag noch verhindern und einen dauerhaften Frieden mit den Großaktionären United Internet und Drillisch schließen. Der frühere RTL-Chef führt seit Tagen Gespräche mit Vertretern beider Firmen. Dabei bietet Thoma ihnen auch Plätze im Freenet-Aufsichtsrat an.
Nach Informationen der Euro am Sonntag wollen die Freenet-Großaktionäre United Internet und Drillisch Vorstandschef Eckard Spoerr auf der Hauptversammlung des Mobilfunkanbieters am Freitag in Hamburg ablösen.
„Mit unserer Forderung nach einer Ablösung des Managements wollen wir sicherstellen, dass eingeleitete Prozesse, der Verkauf der DSL-Sparte und die Reduzierung der 1,3 Milliarden Euro Schulden auch abgeschlossen werden”, sagt Drillisch-Chef Paschalis Choulidis der Wirtschaftszeitung €uro am Sonntag.
Umwege beim geplanten DSL-Verkauf über Kooperationen seien nicht akzeptabel. Die Ablösung des Vorstands soll über einen Vertrauensentzug erreicht werden. Damit schaffe man für den Aufsichtsrat die Möglichkeit, den Vorstand zu entlassen. Choulidis: „Wir können den Aufsichtsrat nicht zwingen. Aber wir können uns nicht vorstellen, dass er dann nicht handeln wird.“
Sollte die Ablösung nicht zustande kommen, will Choulidis nachlegen: „Im Falle einer Niederlage werden wir unsere starke Anteilsposition ausbauen.“United Internet und Drillisch halten über ihre MSP-Holding zusammen 25,91 Prozent der Freenet-Aktien. Gemessen an der Präsenzquote der Kapitaleigener auf der letztjährigen Hauptversammlung reichen den beiden Großaktionären 33 Prozent der Stimmen, um Spoerr zu stürzen.