Weltweit versuchen die Zentralbanken das Abflauen des Wirtschaftswachstums zu verhindern und gleichzeitig die steigende Inflation in den Griff zu bekommen. Denn: Weltweit ist das Schreckgespenst der Geldentwertung in aller Munde. Zusammen mit der Entwicklung an den internationalen Kreditmärkten hat sich daraus ein Szenario ergeben, dass auch spürbar Einfluss auf die Anleihemärkte und den High Interest-Bereich nimmt. Zur bisherigen und zukünftigen Entwicklung befragten wir Rainer Ottemann, Fondsexperte der KBC Asset Management.
Internationale Anleiheninvestoren haben einen schwierigen Monat hinter sich. Auch KBC Asset Management ist mit dem KBC Bonds High Interest in diesem Umfeld aktiv. Was ist Ihr Fazit der momentanen Situation?
Ottemann: Vor dem Hintergrund der offensichtlich abflauenden wirtschaftlichen Dynamik und der erhöhten Inflationsrisiken sind wir umso mehr von unserer High Interest-Strategie überzeugt. So investieren wir nur in internationale Staatsanleihen oder vergleichbare Bonds, die mindestens 50 Basispunkte über der Rendite 10-jähriger deutscher Staatsanleihen liegen. Aus unserer Sicht scheint die Bankenkrise zwar immer noch nicht überwunden zu sein. Die derzeitigen Inflationsängste halten wir aber für übertrieben. Außerdem bleiben wir bei unserer Einschätzung, dass die US-Wirtschaft sich in einer milden Rezession befindet, die bereits zur Hälfte überstanden ist.
Auf welche Währungen setzen Sie in Ihrem Portfolio und warum gerade diese?
Ottemann: Norwegische Krone, Mexikanischer Peso, Englisches Pfund, Australische Dollar und Russische Rubel, das sind die Top Fünf Währungen in unserem Portfolio. Unsere Strategie in dem Teilfonds High Interest ist die Anlage in ein international gestreutes Rentenportfolio. Wir vertrauen dabei nur auf erstklassige Debitoren und bevorzugen Währungen, die eine höhere Rendite als harte Währungen bieten, deren Risiko gegenüber dem Euro aber begrenzt ist. Potenzial sehen wir derzeit zudem in Südafrika, der Türkei und Brasilien, deswegen haben wir diese Positionen aufgestockt.
Was ist denn mit Asien? Sehen Sie da Potenzial?
Ottemann: Wir beobachten derzeit Vietnam, da dort die Zinsen für Anleihen von acht auf 16 Prozent gestiegen sind. Allerdings hat sich unsere Einstellung zur gesamten Region verschlechtert, deswegen warten wir hier noch ab. Insgesamt ist der Asiatische Markt in unserem Portfolio untergewichtet. Wir sehen noch nicht, dass die Politiker versuchen, der Inflationsgefahr in ihren Ländern aggressiv zu begegnen, was Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Geldpolitik dieser Länder erweckt.
Feri Rating & Research hat die Entwicklung von 191 internationalen Rentenfonds bis Mai 2008 miteinander verglichen. Dabei erreichte Ihr Fonds Rang zwei unter den größten international anlegenden Fonds in Deutschland. Was hat Ihnen den Erfolg gebracht?
Ottemann: Für uns haben sich die hochverzinslichen Währungen gut entwickelt. In den vergangenen zwölf Monaten wurde das Portfolio defensiver ausgerichtet. Dabei wurden Währungen bevorzugt, die gute externe Fundamentaldaten basierend auf Öl- und Rohstoffpreisentwicklung aufweisen sowie eine hohe Zinsspannendynamik und hohe Renditen bieten. Zu den Gewinnern seit Jahresanfang zählen z.B. die norwegische Krone mit 8,8 %, Polen mit 7,56 % und Ungarn mit 3,32 %. Aus unserer Sicht zeigt sich derzeit das höchste Kurspotenzial in den Emerging Markets, wie z.B. Brasilien. Die brasilianische Wirtschaft wächst weiterhin solide und ein breites Angebot an Rohstoffen deckt die bestehenden Defizite. Die brasilianische Notenbank erhöhte zuletzt die Zinsen, was die Renditen in den kommenden Monaten auf einem attraktiven Niveau halten sollte.
Was ist Ihr Ausblick für den Rentenmarkt?
Ottemann: Wir gehen davon aus, dass die US-Fed den Leitzins weiter senken wird. Eine Anhebung erwarten wir erst wieder für Mitte 2009 und auch nur, wenn es klare Signale für eine wirtschaftliche Erholung in Amerika gibt. In der Eurozone würden wir es begrüßen, wenn die Europäische Zentralbank von ihrer jetzigen Position abweicht und den Leitzins wieder senkt. Wir sind der Meinung, dass die globale Inflation die Märkte weiterhin beschäftigen wird, jedoch erwarten wir, dass die Inflationsrisiken in 2009 geringer ausfallen werden als dieses Jahr. Bei den Währungen beobachten wir, welche Zentralbanken aggressive Gegenmaßnahmen gegen die dort steigende Inflation einleiten, wie etwa Brasilien oder die Türkei. Hier sehen wir weiterhin die besten Chancen.