Deutsche Industrieproduktion steigt nur ganz leicht.
Die Industrieproduktion in Deutschland ist im Juni um 0,2% gegenüber dem Vormonat geklettert. Damit blieb das Ergebnis hinter unserer eigenen Prognose und der des Marktes von jeweils +0,8% zurück. Berücksichtigt man aber die Aufwärtsrevision des Ergebnisses des Vormonats von -2,4% auf -1,8%, wurden die Erwartungen dann doch wieder getroffen. Trotz des leichten Zuwachses ist aber das einzig Positive an den heutigen Zahlen, dass ein weiterer Absturz vermieden wurde, der nach den gestrigen katastrophalen Auftragseingängen nicht auszuschließen war.
Getragen wurde der Juni-Zuwachs vom Verarbeitenden Gewerbe, das seinen Ausstoß um 0,5% steigerte. Dies ist allerdings nicht mehr als ein leichter Rückprall auf das sehr schwache Mai-Ergebnis, das durch eine ungewöhnliche Konzentration von Feier- und Brückentagen nach unten verzerrt war. Die Bauproduktion fiel dagegen um 2,1%, womit hier wiederum der deutliche Zuwachs des Vormonats korrigiert wurde.
Das kleine Plus der Industrieproduktion im Juni kann nicht überdecken, dass die deutsche Industrie ihre besten Zeiten gesehen hat. Seit Februar ist die Produktion um 2,8% gefallen. Das Vorjahresniveau wurde im Juni nur noch um 1,7% übertroffen. Die nächsten Monate könnten weitere Einbußen bringen. Dabei dürfte die Produktion zumindest zeitweise auch im Vorjahresvergleich zurückgehen. Dies legen jedenfalls die Auftragseingänge nahe, die der Produktion üblicherweise vorauslaufen.
Die deutsche Industrie, die sich lange Zeit fast unbeeindruckt von dem steigenden Euro und den steigenden Energiepreisen gezeigt hatte, gerät damit in deutlich schwierigeres Fahrwasser. Ein wesentlicher Grund hierfür ist die sehr schwache Konjunktur in den EWU-Partnerländern, insbesondere in den südlichen, die in zunehmenden Maße nach Deutschland herüber schwappt.
Heinrich Bayer
Postbank Research