Was sind Auction-Rate-Securities?
ARS sind Finanzinstrumente mit langer Laufzeit, die jedoch zu kurzfristigen Sätzen verzinst werden. Die Sätze wurden in regelmässigen Abständen – 1 bis 35 Tage – jeweils im Auktionsverfahren neu festgelegt. Wenn die Gebote von Alt- und Neuinvestoren kein Ergebnis brachten, sprangen normalerweise die Bank-Händler ein.
ARS-Bonds waren also Anleihen mit 20 bis 30Jahren Laufzeit für die über einen "Trick" nur Kurzfristzinsen fällig waren. Damit finanzierten sich hauptsächlich amerikanische Kommunen, welche praktisch nurgeldmarktübliche Zinsen zahlen mussten. Auction Rate Securities bildeten bis Februar einen riesigen Markt in den USA, der sehr liquide war.
Bei dem Auktionssystem wurdendie Zinsen in kurzen Abständen neu festgelegt. Ausstiegswillige Anlegerkonnten zu diesen Terminen vor der Krise problemlos verkaufen, weil imNotfall Investmentbanken als Käufer einsprangen - aber nur bis zurFinanzkrise. Die Folge: Verkaufswillige Investoren bleiben seit Februarauf ihren ARS-Bonds sitzen.
Hintergrund:
Der 330 Mrd. $ Markt für Auction Rate Securities ist praktisch tot. Nun tobt ein heftiger Streit zwischen der US-Börsenaufsicht und den großen Investmentbanken des Landes. Die Securities and Exchange Commission will das rund 330 Mrd. $ große Geschäft mit ARS-Anleihen, die lange Zeit vor allem für US-Kommunen eine Geldquelle waren, neu beleben.
Die Banken aber weigern sich, die Kreditpapiere zu handeln. Sie befürchten, womöglich darauf sitzen zu bleiben. Die ARS wurden aber vorher den Kunden als extrem sichere Anlage angepriesen und verkauft. Nun sitzen die Anleger auf ihren Papieren und werden sie nicht mehr los. Aussage eines Bank-Insiders gegenüber der FTD Deutschland: "Der ARS-Markt wird für lange Zeit tot sein, und das Allerletzte, was wir wollen, ist, dieses Zeug auf unseren Büchern zu halten."
Es droht eine riesige Klagewelle
Der Chefjurist der UBS hat Anfang dieser Woche schon das Handtuch geschmissen. Auf alle großen Banken in den USA oder solche, die dort tätig sind, kommt eine riesige Klagewelle zu. Der Vorwurf: Sie hätten Anlegern Papiere untergejubelt mit Versprechungen, die nicht gehalten werden konnten. Insbesondere die Tatsache, dass der ARS-Markt tot ist, bringt viele Anleger in Schwierigkeiten, weil sie ihre Papiere nicht verkaufen können.
Die New Yorker Generalstaatsanwaltschaft wirft Citigroup vor, ARS in betrügerischer Weise vermarktet und verkauft zu haben. Die seit Monaten laufenden Untersuchungen könnten nur eingestellt werden, wenn die Bank die betroffenen Verbindlichkeiten zum Nennwert zurückkaufe, hieß es in einem am vergangenen Wochenende bekanntgewordenen Brief der Staatsanwaltschaft.
Überdies soll die Bank von der Anwaltschaft angeforderte Tonbandaufnahmen zerstört haben. Citigroup hat die Vorwürfe bestritten und erklärt, zur Aufklärung beitragen zu wollen. Dem Blatt zufolge ist sie in Gesprächen mit den Behörden.
Die Aufsichtsbehörden prüfen derzeit landesweit, ob Banken und Brokerhäuser die Sicherheit von ARS-Anleihen gegenüber den Investoren falsch dargestellt haben.
Meldung von Donnerstag Abend:
Die FTD Deutschland meldet: Citigroup kauft umstrittene Anleihen zurück
Die größte US-Bank nimmt umstrittene Anleihen in Milliardenhöhe zurück und zieht damit einen Schlussstrich unter den Zwist mit den US-Behörden. Diese hatten Citigroup vorgeworfen, die Papiere betrügerisch vermarktet und verkauft zu haben.
Citigroup habe zugestimmt, illiquide Auction-Rate-Securities (ARS-Anleihen) im Volumen von mehr als 7 Mrd. $ zurückzukaufen. Das sagte der New Yorker Generalstaatsanwalt. Zudem werde die Bank 100 Mio. $ Strafe zahlen. Von dem Rückkauf würden mehr als 40.000 Kunden profitieren.Die Behörden bezichtigen Citigroup des Betruges. Das Geldhaus habe Kunden gegenüber von einer sicheren Geldanlage gesprochen, hieß es.