Der Einbruch auf dem spanischen Häusermarkt wird zunehmend zu einem Problem der Europäischen Zentralbank, so eine Analyse von Bloomberg *. In dem Report heisst es, dass sich das Volumen der EZB Ausleihungen an spanische Banken in den letzten 12 Monaten fast verdreifacht habe. In diesem Zeitraum haben sich spanische Kredithäuser über Sonderdarlehen im Rahmen der Kreditkrise 47 Milliarden Euro von der EZB beschafft.
Damit stieg die Kreditsumme so rasch wie in keinem anderen europäischen Land, und vom Gesamtvolumen hat Spanien inzwischen Italien, Irland und die Niederlande überholt. "Zwischen dem spanischen und dem US-amerikanischen Hypothekenmarkt bestehen einige Besorgnis erregende Parallelen, unter anderem das rasante Wachstum in den vergangenen Jahren", sagt Rui Pereira, der Chef des Bereichs strukturierte Finanzierung bei Fitch Ratings in Madrid.
Auch spanische Banken hätten in den vergangenen Jahren die Standards für die Kreditvergabe gelockert, vor allem wegen des boomenden Häusermarkts und der reichlich vorhandenen Liquidität, so der Experte der Rating-Agentur. Folge: Die Zahlungsrückstände bei Hypotheken liegen in Spanien nach Angaben von Standard & Poor's nun so hoch wie seit sechs Jahren nicht mehr. Die Gesamtsumme der Zahlungsausfälle bei spanischen Banken stieg im Mai nach Angaben des Banco de España auf 27,76 Mrd. Euro oder 1,5 Prozent, von 12,05 Mrd. Euro oder 0,77 Prozent der Ausleihungen im Vorjahresmonat.
Um eine Sonderfinanzierung zu erhalten, stellen die Banken der EZB Sicherheiten in Form etwa von Hypothekenanleihen. Dabei behält die Schuldnerbank die Verbindlichkeit in ihren Büchern, so dass sowohl sie selbst als auch die Schuldner der dem Wertpapier als Sicherheit zugrunde liegenden Kredite zahlungsunfähig werden müssen, damit die EZB Geld verliert.
Allerdings wachsen die Risiken. Ein Beispiel: Die Liste der EZB, die die Wertpapiere enthält, die als Sicherheit in Frage kommen, umfasst unter anderem eine Anleihe des Banco Santander SA, des größten spanischen Kreditinstituts - und dieses Papier ist mit Immobilienkrediten unterlegt, deren Volumen den Wert der Objekte inzwischen um bis zu 24 Prozent übersteigt.
Mit dem erstklassigen Rating "AAA" bewertete spanische Hypothekenanleihen gelten auf dem europäischen Kontinent bereits als die riskantesten. Investoren verlangen daher bis zu 240 Basispunkte über dem dreimonatigen Interbanken-Satz für Euro, dem Euribor, Anfang 2007 waren es Daten der Investmentbank Dresdner Kleinwort zufolge noch 85 Basispunkte. Bei vergleichbaren niederländischen Wertpapieren liegt der Zinsaufschlag weniger als halb so hoch, und nur bei Papieren, die durch Hypotheken an britische Subprime-Schuldner besicherte sind, wird ein noch höherer Risikoaufschlag verlangt.
Dazu kommt, dass die EZB Anleihen mit einer Bonität bis "A" als Sicherheit akzeptieren darf. Die Bank of England hingegen verlangt die TOP-Einstufung "AAA".
Zuletzt verzerren die Sonderkredite den Markt. So ist es für die Banken billiger, sich über die Sonderfazilität der EZB zu refinanzieren, als Anleihen bei Investoren zu platzieren. Die Zentralbank forderte dieses Jahr im Durchschnitt für drei- und sechsmonatige Sonderkredite einen Zinssatz von 4,36 Prozent. Dies sind 60 Basispunkte weniger als beim Euribor - und rund drei Prozentpunkte weniger als bei der Emission einer mit Hypotheken besicherten Anleihe.
Dennoch ist kein Ende der Entwicklung abzusehen. Die spanischen Banken dürften künftig eher noch stärker auf die EZB angewiesen sein, da sich der Einbruch am Häusermarkt verschärft und die Kreditkrise zu immer neuen Belastungen führt.
*) http://www.bloomberg.com/apps/news?pid=newsarchive&sid=adT5HilcKtGE#