„Kaufen, wenn die Kanonen donnern“ ist die viel zitierte Anlageempfehlung des verstorbenen Börsengurus André Kostolany. Das kommt auch dem Motto: „Buy on bad news“ gleich. Sowohl an der Moskauer Börse als auch an der Börse Tiflis (Georgien) brachen die Kurse an dem „Hoch-Zeitstag“ 08.08.08 ein, als Georgien die Provinzhauptstadt Zchinwali von Süd-Ossetien unter Beschuss nahmen, wo auch Bürger mit russischen Pass leben, und der Kreml mit einer Militäroffensive (Panzer und Flugzeuge) zur „Verteidigung“ der russischen Bürger reagierte.
Diese Militäroffensive Russlands sieht Georgiens Präsident Michail Saakaschwili wiederum als völkerrechtlich illegale Gewaltaktion an. Südossetien gehört völkerrechtlich zu Georgien, will sich aber unabhängig machen, ebenso wie zuvor Kosovo, was von Russland als Retourkutsche zum Kosovo-Konflikt auch ganz bewusst unterstützt.
Angeblich gab es schon über 1400 Tote bei den kriegerischen Auseinandersetzungen und zwei russische Flugzeuge sollen abgeschossen worden sein. Der georgische Präsident Georgiens Saakaschwili ruft zur Mobilmachung von Zivilisten auf und hofft dabei auch auf die Unterstützung des Westens. Medwedew schickt indessen Panzer in die Region zur Verteidigung der russischen Interessen. Ein zweiter Tschetschenienkrieg steht damit bevor.
Die Provinz Südossetien hat sich seit 1992 für Unabhängig erklärt und strebt den Anschluss an Russland an, während Georgien auf die Unterstützung der USA hofft und mit der NATO-Mitgliedschaft liebäugelt, was wiederum ein Affront gegenüber Russland ist. Daher ist der Konflikt, der jetzt ausgetragen wird, von großer geopolitischer Bedeutung. Georgien ist der östlichste Stützpunkte westlicher Machtinteressen und auch militärisch für die USA von Bedeutung.
Angeblich sollten von Georgien auch militärische Aktionen gegen den Iran als Militärstützpunkt geplant sein, ebenso wie Aktien gegen die Taliban (Afghanistan/Pakistan) und Bin Laden. Damit haben wir nun möglicherweise einen neuen „Nebenkriegsschauplatz“ des „kalten Kriegs“ USA-Russland unmittelbar bevorstehen. Zudem könnte sich der Konflikt zu einem Flächenbrand im Kaukasus entwickeln, mit unüberschaubaren Folgen für die Region. Er sollte daher von allen Anlegern sorgsam beobachtet werden.
In diesem Zusammenhang kann es in den nächsten Wochen auch zu verschärften Sanktionen gegen den Iran kommen, wobei Russland und China wiederum auf der Seite vom Iran sein werden und sich gegen einen Krieg gegen den Iran aussprechen werden. Der UN-Sicherheitsrat dürfte in den nächsten Wochen einige Nachtschichten einlegen. All dies ist nicht unbedeutsam für die Weltbörsen.
Vielleicht werden nicht nur die vielen Hochzeitspaare, sondern auch die Anleger mit 08.08.08-ten als einen denkwürdigen Tag in Erinnerung behalten, nicht nur weil an diesem Tag der Beginn der hoffentlich möglichst lange friedlichen olympischen Spiele, obwohl es dort jederzeit zu Terroranschlägen kommen kann, die schon per Videobotschaften angedroht wurden.
Für Mondzyklen-Anhänger: Am 16. August ist Mondfinsternis und hoffentlich wird es dann auch nicht finster an den Weltbörsen. Der Konflikt zwischen Südossetien und Georgien schwelt schon lange und kam erst jetzt, wie immer „zur Unzeit“ für die Anleger.
Mich hat die kriegerische Auseinandersetzung zwischen Georgien und Südossetien (=Russland) nicht überrascht; im Gegenteil: ich hatte sie schon früher erwartet. Zur Unzeit für die Anleger kommt sie aber deswegen, weil sich die Aktien an beiden Börsen schon vorher in freien Fall befanden und der Bärmarkttrend durch den Krieg nur verschärft wurde.
So brach die Moskauer Börse am 8. August um etwa 5% und die Börse Tiflis sogar um weiter über 10% ein. Der marktschwerste Titel Bank of Georgia, der auch an den Westbörsen London und Frankfurt/M gehandelt wird gab sogar am 8. August um 21% auf 8 € nach. Dabei hatte sich der Kurs schon im Vorfeld der Militäraktion wegen der Auswirkungen der Subprimekrise mehr als halbiert. Im Hoch befand sich die Aktien bei über 30 €,
Aber auch die Aktien an der Moskauer Börse fanden kein halten mehr. Blue Chips wie Gazprom, Lukoil und Evraz Group gaben um 4-8% nach. Die Moskauer Börse fiel seit Jahresbeginn um über 20% und damit weit mehr als der Dow Jones, der am gleichen Tag zu einer Kursrallye um über 300 Punkte (+2,65%) augrund fallender Ölpreis ansetzte.
Die Moskauer Börse wurde schon in den letzten beiden Wochen durch eine Aneinanderreihung von Negativnachrichten unter Druck gebracht. So leitetete Putin zuvor eine Untersuchung beim Stahl/Kohlekonzern Mechel wegen unerlaubter Preisbildung und Steuerhinterziehung ein; fast zeitgleich floh der TNK-BP-Chef Robert Dudley ins Ausland und einige Tage später gab der vorherige „Shootingstar“ Uralkali (zuvor von 15 auf über 50 €) bekannt, dass er die Preise im Inland einfrieren werde, was die Aktien von 45 auf 30 € zum Einbruch brachte.
Hinzu kamen die im Juli überraschend stark fallenden Rohstoffpreise, die alle Rohstoffunternehmen arg beutelten. Sogar die „Krisenwährung“ Gold brach um über 10% in wenigen Tagen von 975 auf 855 USD/Unze ein, wobei einige Experten meines Erachtens etwas verfrüht von einer Trendwende im Rohstoffsektor sprechen. Aber es gibt jetzt in der Tat eine Reihe von markanten Trendbrüchen auch im Aktienbereich, dessen sich der Anleger bewusst sein muss.
Der Dollar stieg sogar an einem Tag um 450 Tics, was nach der langen Seitwärtsbewegung aber neben dem Kommentar vom EZB-Chef Trichet bezüglich möglicher Rezessionsgefahren in Europa (Spanien), auch charttechnisch Gründe hatte, denn unter 1,54 EUR/USD gingen alle Devisenhändler beim Dollar long bzw Euro short. Das war absehbar; dennoch war der Kurssturz beim Euro der Höhe nach überraschend. Jetzt ist aber Platz bis 1,48 EUR/USD. Kaum wahrgenommen wurden aber die Forint, Zloty und CZK-Stärke sogar gegenüber dem Euro schon seit vielen Monaten. So konnte der Anleger mit den von mir im EAST STOCK TRENDS empfohlenen Tschechisch Kronen- und Zloty-Zins-Zertifikaten der ABN AMRO Bank in diesem Jahr schon eine Performance von 28% bzw. 14% auf Euro-Basis erzielen.
Ich hatte Ihnen unabhängig davon schon lange geraten, mehr in Cash zu gehen, weil die Risiken an den Weltbörsen zu groß sind, was auch an der kleinen Sommerrallye an den Westbörsen nichts ändert. Falls es in Peking wie angedroht tatsächlich zu Terroranschlägen kommt oder in das Säbergerassel gegen den Iran bezüglich Verschärfung der Sanktionen wieder größer wird, könnte der sich seit dem 14. Juni an den Westbörsen etabliert kleinen Aufwärtstrend wieder im Keim erstickt werden.
Wenn aber nichts in der Hinsicht passiert, rechne ich zunächst beim Überschreiten des Dow Jones bei über 11.800 Indexpunkten (und beim DAX bei über 6000 Indexpunkten) mit einer Fortsetzung der Mini-Rallye an den Westbörsen und eine sehr unterschiedliche Entwicklung an den Ostbörsen. Ebenso wie in der Türkei, wo die Kurse im Juli um 30% (!) anzogen, könnte einige Börsen in Südosteuropa zu einem starken Rebound ansetzten, wenn die Westbörsen auch weiter wie letzte Woche haussieren. Hier brachen die Kurse aber auch schon um 30-45% ein, ebenso wie in Kiew um 45%.
Der Handel an den Börsen kam hier fast zum Erliegen. Auch die Chancen in Budapest, Warschau und Prag sind für eine Rebound und eine kleine Rallye vorhanden. Die Budapester Börse konnte schon im Juli um 10% zulegen und die Prager Börse bleibt eine „Oase der Stabilität“, obwohl sich auch hier eine Konjunkturabkühlung andeutet und die tschechische Notenbank bereits vor kurzem die Zinsen um 0,25 Basispunkte gesenkt hat.
Ob man nun schon an der Moskauer Börse oder gar der Mini-Exotenbörse Tiflis (über die Bank of Georgia) den Einstieg wagt, ist Geschmacksache. Es kann gut sein, dass der noch regionale Konflikt eskaliert und der ganze Kaukasus entflammt, was auch die Börsen weiter unter Mitleidenschaft ziehen würden.
Fundamental sind die Aktien schon auf diesem Niveau auch in Russland ein Kauf, aber Kriegsszenarien sind wenig kalkulierbar. Die mutigen, risikogeneigten Anleger sollten, wenn überhaupt, nur mit gestaffelten Abstauberlimits in einige Blue Chips wie LUKoil, Gazprom, Evraz Group gehen, aber noch Pulver trocken halten, um sprichwörtlich „nachschießen“ zu können, falls der Georgien/Südossetien-Krieg länger dauert als erwartet oder in einen generellen Kaukasuskonflikt oder gar USA/Russland-Konflikt mündet.
Mein bewährtes Motto: „In der Krise liegt die Chance“ bleibt ebenso richtig wie „Kaufen, wenn die Kanonen donnern!“: Es ist nur die Frage, ob die Krise bald beendet ist jetzt gerade erst beginnt. Timing ist alles! Daher cool bleiben und eine „Wait and see-Strategie“ verfolgen. Es wird in jedem Fall weiter volatil bleiben, was auch kurzfristige Trading-Chancen eröffnet.
Welche Aktien jetzt ge- oder verkauft werden sollen, können Sie täglich der Ostbörsen-Hotline 09001-8614001 (1,86 €/Min) entnehmen.