Krieg der Worte: Als "Unverhältnismäßig", "inakzeptabel", "aggressiv" hat US-Präsident Bush das russische Vorgehen gegen Georgien kritisiert - sein Vize Cheney droht Russland ernste Folgen an.
Doch die Truppen des Kreml setzen ihre Angriffe fort. Parallel hat US-Vizepräsident Dick Cheney Georgiens Staatschef Micheil Saakaschwili die Solidarität der USA zugesichert. In einem Telefongespräch mit Saakaschwili habe er gesagt: "Die russische Aggression darf nicht unbeantwortet bleiben".
Sollte sie fortgesetzt werden, werde das "ernste Konsequenzen" für die Beziehungen Russlands zu den USA, aber auch zur internationalen Gemeinschaft haben. Cheneys Sprecherin Lee Ann McBride sagte in Washington, der Vizepräsident sei solidarisch "mit dem georgischen Volk und seiner demokratisch gewählten Regierung angesichts der Bedrohung für Georgiens Souveränität und territorialen Integrität".
USA werfen Russland "Terrorkampagne" vor
Der Sprecher des Nationalen US-Sicherheitsrats Gordon Johndroe präzisierte, Cheney habe das in dem Sinne gemeint: „Dies wird so nicht hingenommen.“ Ex-Präsident George H.W. Bush benutzte 1990 die gleiche Formel, um den Überfall Saddam Husseins auf Kuwait zu kommentieren. Cheney war damals Verteidigungsminister. Das Signal an Moskau könnte kaum klarer sein.
Der russische Ministerpräsident Wladimir Putin verglich hingegen Georgiens Präsident Saakaschwili mit dem früheren irakischen Staatschef Saddam Hussein. Jener sei wegen der Zerstörung einiger schiitischer Dörfer gehängt worden. Aber der georgische Präsident, der für die Zerstörung zahlreicher ossetischer Dörfer verantwortlich sei, werde vom Westen unterstützt, sagte Putin.
EU will vermitteln
Durch Gespräche mit Saakaschwili hat die EU ihre Vermittlungsmission zwischen Georgien und Russland begonnen. Frankreichs Außenminister Bernard Kouchner, derzeit Präsident des EU-Außenministerrats, forderte nach dem Treffen, es müssten sich "Wege zu einem sofortigen Waffenstillstand finden lassen". "Wir müssen über Verhandlungen sprechen und über eine politische Lösung - eine militärische gibt es nicht", sagte Kouchner weiter, nach dessen Worten die Zeit drängt.
Georgiens Präsident Michail Saakaschwili sprach am Montag von „500 russischen Panzern und 25000 russischen Soldaten, die mittlerweile auf georgischem Territoriumstehen“. Diese Angaben Saakaschwilis sind plausibel: Auch in derumkämpften Region Südossetien trafen Hunderte, möglicherweise Tausendeweiterer russischer Soldaten ein
Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hält die Appelle des Westens, Russland und Georgien sollten doch bitte die Waffen ruhen lassen, für zwar gut gemeint, aber sinnlos:
"Solange der russische Ministerpräsident und faktische Kriegsherr Putin «bis zum logischen Ende» weiterkämpfen will, werden europäische Friedensmissionen wenig fruchten. .... Putin will Georgien strafen - seine bisherige Kriegsführung offenbart das Ziel: Einem Staat in Moskaus«nahem Ausland», dessen Führung es gewagt hat, sich an Amerika anzulehnen, soll eine Lektion erteilt werden, die weder er noch andere vergessen."
Die Machtdemonstrationen Russlands sind aber nur ein Aspekt des Konflikts. Auch der Westen hat einen Anteil an der Eskalation im Kaukasus, sind sich viele Zeitungen einig. Vor allem die USA hätten dem georgischen Präsidenten viel zu lange falsche Signale gesendet, meint die "Stuttgarter Zeitung".
"In der US-Regierung scheint sich niemand Gedanken darüber gemacht zu haben, dass es eigentlich ein Zeichen von Größenwahn ist, wenn ein kleines, armes und geostrategisch gefährdetes Land wie Georgien das drittstärkste Truppenkontingent im Irak stellen will - immerhin fast ein Fünftel seiner Armee. Eine verantwortliche Außenpolitik hätte diskret angefragt, ob es nicht auch eine Nummer kleiner sein könnte. Für derartige Feinheiten war bei George W. Bush aber kein Platz."
Die "Bild"-Zeitung zeigt Verständnis für die russische Seele
"In den letzten fünfzehn Jahren war Russland oft nur Statist, wenn es um Weltpolitik ging. Fühlte sich ohnmächtig, verletzt, sogar gedemütigt. Zuletzt, als sich auf dem Balkan der Kosovo im Schutz von NATO, UN und Europäischer Union von Serbien lossagte - trotz aller Drohungen der Russen."
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