Von Zeit zu Zeit lösen sich Kursentwicklungen vonfundamentalen Rahmenbedingungen. Das sieht man insbesondere bei derPreisbildung von Edelmetallen. Diese scheinen tatsächlich eher von derTerminbörse bestimmt zu sein als von der Realität.
Und diese sieht immer mehr danach aus, als wenn immer mehrMenschen Gold kaufen: In Münzen, in Barren, oder als Zertifikate.
Allein Xetra Gold verzeichnet stetig steigende Umsätze. Aberauch die Händler auf der Straße haben viel zu tun. Und das nicht nur inDeutschland, sondern überall auf der Welt.
So berichtet einer der größten Goldhändler inGroßbritannien, dass die Leute teils in langen Schlangen bis auf der Straßegestanden hätten, um das Edelmetall zu kaufen. Auf Jahresbasis ist der Verkaufvon Goldmünzen in GB um 81% gestiegen. In dieser Zahl spiegelt sich nur dassog. Strassengeschäft, also nicht die Käufe professioneller Kunden.
Der Goldhändler ATS Bullion meldet sogar, dass sich seineUmsätze verdoppelt hätten. Und Bullion Vault, einer der größten in GB,berichtet über eine Verdoppelung der Verkäufe von Goldbarren. Im zurückliegendenJahr seien hier immerhin 7,5 Tonnen Gold über die Theke gegangen.
Die Mainstream Medien dagegen berichten das Gegenteil. Someint n-tv beispielsweise, die Anleger würden umschichten. Unter dem Titel "Anleger schichten um" textet der Autor das blaue vom Himmel, locker aus den Presseagenturen übernommen. Anleger verabschiedeten sich vom Rohstoffboom undkauften Dollar, heißt es da. Dies wurde allerdings wohl einfach nur nachgeplappert, eineandere Erklärung kann es nicht geben.
Es ist jedenfalls keineswegs so, dass „Anleger umschichten“,sondern der Kauf physischen Goldes boomt wie nie zuvor. Dazu muss man nur mal beihiesigen Gold-Dealern recherchieren. Viele Privatinvestoren sehen den aktuellenKursrückgang als günstigen Einstiegszeitpunkt für langfristige Investments undnicht als Verkaufsgelegenheit. Das ist beispielsweise daran abzulesen, dassaktuell bei den großen deutschen Edelmetallhändlern keine Bestellungen mehr fürdie Krügerrand-Goldmünze angenommen werden, da sie nicht mehr lieferbarist.
Und dass irgendein Anleger angeblich in den „Dollar“geflohen ist, das scheint wohl auch eher ein Ammenmärchen zu sein – abgesehen vielleichtvon einem kurzen Zock.
Seit seinem Rekordhoch im März hat Gold nun fast 25%verloren. Den anderen Rohstoffen geht’s ähnlich. Umgekehrt steigt der der USDollar. Auch Aktienmärkte ziehen nach oben.
Das liegt allerdings einzig an der Stimmung der Anleger:Diese war in den letzten Monaten so schlecht, insbesondere für den Dollar, dasshier eine heftige Gegenbewegung zu erwarten war. Selbst bei meinem letztenBesuch in Dubai tönte es von überall: „Nur keine Dollars“.
Dass diese total überverkaufte Situation sich irgendwannauflöst, war klar. Umgekehrt ist es aber keineswegs so, dass wir bei Gold eine echteEuphorie gesehen hätten. Nur winzige Promille der Weltbevölkerung halten derzeitphysisches Gold. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es mehr werden. Es istjedenfalls nirgendwo beobachtet worden, dass sich Menschen von ihrenGoldinvestments in der letzten Zeit verabschiedet hätten.
Es scheint so, als wenn die Preise der Edelmetalletatsächlich an den Terminmärkten „generiert“ werden und sich völlig von derRealität gelöst haben. Noch nicht malder Georgien-Konflikt hat zu steigenden Preisen geführt – was sonst immer derFall gewesen wäre.
Viele Goldkenner gehen sogar davon aus, dass der Goldpreisbewusst und gezielt manipuliert wird. Die Shortpositionen am US-Terminmarktlassen die Vermutung keimen. Richtig bewiesen ist jedoch nichts. Fakt ist jedenfalls,dass wenige große Player – geschützt durch Anonymität – ständig riesigeShortpositionen in Gold vor sich herschieben.
Andererseits reflektiert der Verfall der Rohstoffpreise undinsbesondere der Edelmetallpreise sicherlich auch die Erwartungshaltung, dassdie Inflation erst einmal gebannt sei. Das mag für einen vorübergehendenZeitraum sogar der Fall sein. Tatsächlich sieht es sogar so aus, als wenn wirin eine Depression gehen, in der zunächst alle Assetklassen im Preis fallen. Dochdie Konsequenz daraus kann nur eine verstärkte, wenn nicht sogar Hyper-Inflationsein. Denn genau das ist es, was die Staaten in Anbetracht der Schuldenkrisebrauchen. Die Schulden der Welt können – und das weiss inzwischen wohl jeder –nicht mehr zurückgezahlt werden, sondern müssen weg inflationiert werden.
Dieser Zeitpunkt wird kommen. Die meisten Goldbesitzer sindsich dessen bewusst. Und kaum jemand wird deshalb seinen Schatz verkaufen, nurweil der Preis fällt. Im Gegenteil: Wenn Gold billiger wird, zieht es noch mehrKäufer an.