Ein Mann wird während der Pegida-Demo von einem ZDF Kamerateam belagert. Er verweigert die Aufnahme. Das ZDF hält weiter drauf. Das Opfer ruft die Polizei. Diese blockiert die Aufnahmen. Das ZDF spricht von Behinderung freier Berichterstattung. SPIEGEL & Co. Empöreria schäumen - lächerlicher geht's kaum.
Die Dresdener ZDF-Posse um „Pegida“: Wie aus einer Verletzung des Rechts am Eigenen Bild eine staatliche Behinderung „freier Berichterstattung“ wird.
von Christian Hiß
Erinnern Sie sich noch an „Pegida“? Dunkel, da war doch einmal was, jüngst sogar in den Medien – ja, das ZDF viktimisiert sich gerade, sieht sich als Opfer nicht nur von Pegida, sondern gar der Dresdner Polizei und macht so aus einer Mücke einen Elefanten, der zumindest Mittwochabend die Mainstream-Medien beherrscht.
Was war passiert?
Am Donnerstag vergangener Woche (16.08.2018) hat das ZDF ein TV-Team des Politikmagazins „Frontal21“ nach Dresden gesandt, um dort Aufnahmen der Pegida-Demonstration zu fertigen, zu „berichten“ – und ja, Pegida, was war das doch gleich, wen interessiert das überhaupt, na das ZDF interessiert es, das muss erst einmal reichen!
Ein Teilnehmer dieser Demonstration, die sich wohl gegen den Besuch der Bundeskanzlerin in Dresden richtete, fühlte sich jedenfalls durch die Aufnahmen des Kamerateams gestört und forderte dieses auf, ihn nicht weiter zu filmen.
Teilnehmer der Demonstration: "filmt mich nicht!"
ZDF: "Der pöbelt uns an und die Polizei behindert unsere Berichterstattung" – wir sind das Opfer!
Eine solche Aufforderung kann naturgemäß nur die Instinkte, die Neugierde eines jeden Kameramannes und eines jeden Journalisten wecken, sodass das ZDF-Team wohl draufhielt. Nicht wohl, sondern es tat, denn die Aufnahmen wurden veröffentlicht, wie man hier sehen kann:
Am Rand des Besuchs der Bundeskanzlerin in Dresden ist ein Kamerateam, das im Auftrag des @ZDF für #Frontal21 https://t.co/t7q5CLkB6t - unterwegs war, etwa eine 3/4 Stunde von der Polizei festgehalten worden.Das Team war vorher von Pegida-Demonstranten verbal angegriffen worden. pic.twitter.com/JEPtFTGoGc
— @Frontal21 (@Frontal21) August 21, 2018
Das ZDF wirft nun dem Mann, der nicht gefilmt werden wollte, vor, er sei ein gemeiner Pöbler, und die herbeigeilten Polizisten, die zur Auflösung des Konfliktchens fast eine Dreiviertelstunde brauchten (man kann sich die Arroganz des ZDF gegen die Ordnungsmacht gut vorstellen), seien laut ZDF der Behinderung der „freien Berichterstattung“ schuldig.
„Frontal21“: Pressefreiht in Sachsen in höchster Gefahr!
Sachsens Ministerpräsident: Die Polizei hat nur ihren Job gemacht.
Die „Frontal21“-Frontfrau Ilka Brecht wusste den Beitrag mit den oben eingebetteten Aufnahmen am gestrigen Dienstagabend sogar wie folgt anzukündigen: „Pressefreiheit in Sachsen: Wie Journalisten behindert werden.“ Soweit dem Autor jedoch bekannt, hat die Dresdner Polizei gegen das TV-Team des ZDF keinen Platzverweis ausgesprochen noch irgendwen vorläufig festgenommen. Warum nun also der Aufruhr?
Demonstrant, der nicht gefilmt werden wollte, ist „LKA-Mann“
ZDF sieht sich als Opfer einer Verschwörung
Der Aufruhr der Mainstream-Medien begründet sich darin, dass der „Pöbler“, der Mann, der nicht gefilmt werden wollte, wohl ein „LKA-Mitarbeiter“ (Der Spiegel, WELT, WDR u.a.), ein „LKA-Mann“ (ZDF, FAZ, Tagesspiegel u.a.) ist – so jedenfalls die aktuellen Überschriften – genau genommen ist er jedoch nur ein Tarifbeschäftigter, als ein Angestellter, also kein Beamter, des LKA Sachsen und was für eine Tätigkeit er ausübt, ob Koch in der Kantine oder Pförtner oder Reinemachmann, ist noch völlig unbekannt.
Aber LKA, das klingt erst einmal hoch offiziös, das klingt nach Infiltration, nach Polizisten halten zusammen und zusammen gegen die „Pressefreiheit“.
Jedenfalls bläst sich der Mainstream gerade auf, dem ZDF platzen bald die Backen und es fühlt sich so wohl in der Rolle des Opfers, wie man es etwa der AfD gerne vorwirft, dass sie die Opferrolle für sich auszunutzen weiß.
Das LKA Sachsen bzw. das sächsische Innenministerium teilten jedoch nur und ausschließlich mit, dass es sich bei dem „pöbelnden“ Demonstrationsteilnehmer um einen „Tarifbeschäftigten“, kein Beamter und Tätigkeit unbekannt, beim LKA handelt und dass dieser privat (!) an der Demonstration teilnahm und zudem zurzeit im Urlaub weile.
Sächsischer Landtag: Innenausschuss soll den Fall untersuchen
Jedenfalls hat das ZDF sein Ziel erreicht, die Aufmerksamkeit ist da, Empörung, gar Mitleid mit den Opfern der (eingebild...gefühlten) Polizeigewalt auch. Der Generalstaatsanwaltschaft Dresden liegt eine Anzeige vor, gegen die Polizisten natürlich, und der Innenausschuss des säschsischen Landtages will sich heute ebenfalls mit dem Vorfall beschäftigen.
Die Frage, die sich eigentlich stellen sollte, ist jedoch: Ist die Polizei hier nur einem sich anbahnenden Konflikt entgegengetreten und hat tatsächlich ihren Job gemacht, nämlich Gefahrenabwehr – oder wurde die Pressefreiheit mit geballter Staatsmacht behindert, gar gefesselt und geknebelt (wohl nur in der Phantasie des ZDF).
Der Demonstrationsteilnehmer, der nicht gefilmt werden wollte, hat ein gutes Recht, sich gegen Portraitaufnahmen zu wehren (§ 22 KUG), Pöbeln hin oder her, er hat auch ein gutes Recht – sogar ein Grundrecht! – an der Demonstration teilzunehmen, ob das ZDF jedoch seinem Auftrag zur neutralen Berichterstattung gerecht wird, wenn es sich derart viktimisiert, aus einer allenfalls Lokalblatt-Meldung einen medialen Elefanten macht, darf nun der geneigte Leser, soll ein jeder für sich selbst entscheiden.