Wäre ich ein amerikanischer Sektenprediger, dann würde ich Euch jetzt gnadenlos auffordern, nach Hause zu gehen, den TV Stecker rauszuziehen, selbigen danach abzuschneiden, die GEZ abzumelden falls Ihr überhaupt zahlt :-) ) und den TV Kasten zum Fenster auszuwerfen, wahlweise ihn geregelt zu verschrotten. Nur so ließe sich der Zustand, daß man mittlerweile auf gut und gerne 90% alller Kontakte verzichten mag, wieder umkehren.
Wer mag schon verdummte Bekannte, wer mag bei den wenigen Treffen den ganzen Dummquak der Glotze wiedergekaut bekommen (am Schlimmsten sind die Pseudointellektuellen, die sich auch alle noch penibel merken und einem dann den ganzen Quatsch im professoralen Brustton der Überzeugung "rüberbringen" ), wer mag noch Kreaturen um sich in Kindergarten, Schule, Ausbildung, Studium, Beruf, PARTNERSCHAFT, die so medienverlödet sind, daß sie nicht mal mehr brummen ? Wer mag bei einem der wenigen Besuche bei der Familie oder Freunden/Bekannten ausgerechnet vor einer laufenden Glotze platznehmen und sich ein Schweigegebot auferlegen oder mit mißmutigen Blicken der Glotzer oder dem "Theater" rund um die Frage "Abschalten oder nicht ?" abspeisen lassen ?
Danke ! Wir zumindest nicht mehr !
In ähnlich grober Weise wetterte dieser Tage im Radio ein US Reverend XY in seiner Gemeinde von der Kanzel gegen die Kreditkartensucht seiner lieben Ami-Schäfchen und forderte sie ultimativ auf, heimzurennen, die Kreditkarten zu zerschneiden und das entsprechende Kartenkonto ABZUMELDEN.
Tja, der "Gottes"mann weiß, daß die Kreditkartenkrise die nächste Axt am Bein der Wohlstandsgesellschaft IST, welche die Menschen endgültig in den sozialen Abgrund stürzen wird, und versucht seinen " göttlichen " Einfluss einzusetzen. Immerhin, er tut etwas, denn von Suppenküchenschäfchen, könnte er später auch keine Spende mehr empfangen fürs lustige Pfaffenleben.
Auch wenn bei 99 % von Euch Hopfen und Malz verloren sein mag in Sachen TV-Abstinenz, und Ihr Euch weiterhin des Abends oder gar den ganzen Tag vor diese Verblödungs- und Dauerlügenmaschine setzen möget - bei Bier und Chips, das versteht sich -, so wage ich für den Rest mit dieser Abhandlung zum Thema " Die Glotze verblödet nicht nur, sie macht auch KINDISCH - und zwar auf allen Ebenen! " wachzurütteln.
Wir leben seit nunmehr 19 Jahre "ohne" und sind zumindest nicht dümmer geworden als das glotzende Umfeld.
Also Ihr Mutigen ..... gönnt Euch noch ein 48 Stunden Nonstop-TV-Wochenende ....schaut alles kreuz und quer, rauf und runter, alle 300 Sender bis die Augen zufallen , und dann zieht den Stecker FÜR IMMER !
Im SPIEGEL zum Thema:
Wie uns das Fernsehen zu Kindern macht
Tötet das Fernsehen das eigenständige Denken?
Die Gewinnung der Aufmerksamkeit mit Hilfe psychotechnologischer und industrieller Mittel ist ein globales Phänomen, das alle Kontinente und Zivilisationen beeinträchtigt, das sämtliche Generationen und soziale Schichten betrifft und in den Vereinigten Staaten im Durchschnitt mehr als sechs Stunden täglich beträgt.
Frederick Zimmerman und Dimitri Christakis haben in einer neueren Ausgabe der Zeitschrift "Pediatrics" betont, dass in den USA 40 Prozent der Säuglinge ab einem Alter von drei Monaten regelmäßig fern-, DVDs oder Videoaufzeichnungen sehen. Dieses Verhältnis steigt ab dem Alter von zwei Jahren auf 90 Prozent. In Europa, "haben, abhängig vom jeweiligen Land und vom sozialen Umfeld, bereits ein bis zwei Drittel der Kinder einen Fernseher in ihrem Zimmer (75 Prozent in den benachteiligten Milieus in Großbritannien). Diese Zahlen beziehen sich auf Kinder im Alter von null bis zu drei Jahren".
Bereits 2004 hatten Zimmerman und Christakis in "Archives of Pediatrics & Adolescent Medicine" festgestellt, dass das Fernsehen während der psychischen Entwicklung des Kindes schwere Aufmerksamkeitsstörungen verursachen kann. Vergleichbare Beobachtungen haben die Staatskasse für Familienbeihilfen in Frankreich veranlasst, staatliche Organe und die Familien mit dem Hinweis zu warnen, dass ein Jugendlicher, "der täglich mehr als drei Stunden fernsieht, im Verhältnis zu denen, die täglich weniger als eine Stunde fernsehen, seine Chancen halbiert, eine höhere Schulbildung zu absolvieren".
(...)
Nach Ansicht von Kant ist das Kennzeichen der Aufklärung die Eroberung der Mündigkeit als Ausgang aus der Unmündigkeit und die Organisation der Gesellschaft im Hinblick auf dieses zentrale Ziel: Entwicklung von Aufmerksamkeit, um sie in eine mündige Aufmerksamkeit zu verwandeln. In "Was ist Aufklärung?" führt Kant aus, dass diese Aufmerksamkeit eine Technik der Aufmerksamkeitsgewinnung voraussetzt. Die Mündigkeit als kritische Fähigkeit setzt Schreiben und Lesen voraus, sie vollzieht sich als "öffentlicher Gebrauch der eigenen Vernunft, den man als Gelehrter vor dem Publikum der Leserwelt macht".
Dieser öffentliche Gebrauch der eigenen Vernunft bedeutet schreiben, bedeutet, "sich an ein Publikum im eigentlichen Verstande durch Schriften" zu wenden. Nun ermöglicht die Technik der Entwicklung von Aufmerksamkeit auch deren Ablenkung und Benebelung, das heißt deren De-Formierung, die Kant als "Faulheit" und "Feigheit" des Erwachsenen bezeichnete, der sich dem Zustand der Unmündigkeit ausliefert. "Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat (...), so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen."
(...)
Wie die reale industrielle Psychomacht eine kollektive und global synchronisierte Halluzination erschafft
Dies sagte bereits Platon, als er den Sophisten vorwarf, die Logographie zu praktizieren und die dialektische Übung, das Denken (als Dialog oder dianoia) durch eine rhetorische Technik zur Erzeugung von "Fertiggedachtem" zu ersetzen, indem sie die psychotechnischen Kräfte der Aufmerksamkeitsentwicklung, die der logographischen Hypomnesis zu eigen sind, ausbeuteten: durch Ausbeutung der Eigenschaften des Buchs. Die Frage, die Kant hier aufwirft, betrifft eine Pharmakologie des Geistes und der Mündigkeit als richtigem Gebrauch dieser Pharmaka. Sie führen bei falscher Anwendung stets zur Schaffung von Sündenböcken. In unserem Fall sind es die unmündigen Kinder, die zu Vorschriftenträgern ihrer Eltern gemacht werden, wodurch sie auf den Status minderjähriger Erwachsener festgelegt und zugleich in rechtlicher Hinsicht ihrer Minderjährigkeit beraubt werden.Die Frage nach dem Pharmakon steht am Ursprung der philosophischen Frage an sich. Die Tatsache, dass der Sophismus diese Frage bereits innerhalb der Philosophiekritik aufgeworfen hatte, bedeutet, dass dies auch eine Frage des Geldes und seiner Rolle für das Geistesleben ist. Bei Kant sagt sich der unmündige faule und feige Erwachsene: "Ich habe nicht nötig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen."
Platon zufolge schlug bereits der Sophismus den jungen Athenern vor, gegen Bezahlung die Zeit der Entwicklung ihrer Seele zu überbrücken, indem er ihre Aufmerksamkeitsentwicklung beschleunigte, wenngleich als Fähigkeit, die Aufmerksamkeit anderer zu gewinnen, und zwar durch die Aneignung der Techniken des pithanon, das heißt der Überredung, die es ermöglichten, die Aufmerksamkeit des anderen zu kontrollieren und ihn zur Äußerung seines eigenen Standpunkts zu bringen. Ebenso wie es ein Traumdeuter, der thaumaturgos der Griechen, ohne Rücksicht auf den Wahrheitsgehalt dessen, wozu man sich bekennen sollte, tat. Heutzutage ist es das Geld der Werbeindustrie, das die Zerstörung der Mündigkeit bezahlt (und die Konsumenten für diese Verschwendung zahlen lässt). Davon zeugen nicht nur die Gleichgültigkeit, sondern auch die "Nebenwirkungen", vor allem die weitverbreitete Rücksichtslosigkeit.
Es ist nicht hinreichend berücksichtigt worden, dass Kant eine Situation beschreibt, die nach Platon als eine pharmakologische zu bezeichnen wäre. Eine Situation, in der die Techniken zur Aufmerksamkeitsgewinnung die Entwicklung wie auch die Zerstörung von Aufmerksamkeit ermöglichen. Es gibt keine Gesellschaft ohne Techniken der Aufmerksamkeitsentwicklung und -gewinnung. Bereits der Schamane ist jemand, der die Aufmerksamkeit der Gruppe gewinnt und entwickelt. Die Predigt ist eine vergleichbare Kunst. Es ist das Bildungswesen, das eine Aufmerksamkeit formt, welche die die Bedingungen ihrer eigenen Entwicklung und Deformation berücksichtigt: die Irrtümer und Wahrheiten, die durch die Pharmaka erzielt werden können.
Wir, die Frauen, Männer und Kinder des 21. Jahrhunderts, sind allerdings mit etwas konfrontiert, das nicht mehr nur eine simple psychotechnische Apparatur zur Gewinnung und Entwicklung von Aufmerksamkeit ist. Es handelt sich um ein psychotechnologisches Industriesystem, das eine reale industrielle Psychomacht errichtet hat, die den Prozess fortsetzt, den Foucault als Biomacht beschrieben hatte, die diese jedoch auch in ihren Grundfesten erschüttert. Das erfordert letztendlich eine Wiederaufnahme der Analysen von Foucault, der den pharmakologischen Charakter aller Formen der Sorge und ihrer Auswirkungen auf den Begriff der Schule vollständig vernachlässigt.
Die Menschheit hat noch nie ein vergleichbares Phänomen der kollektiven, hyperrealistischen und global synchronisierten Halluzination erlebt, welche die industrielle Psychomacht verursacht hat. Eine Psychomacht, die den Individuationsprozess umkehrt und in Wahrheit zu dessen Verlust führt, damit zur Unmündigkeit der Erwachsenen, zur Verantwortungslosigkeit der Konsumtion, zur Preisgabe der Sorge für die jungen Generationen und zur Gleichgültigkeit.
Eine neue Politik ist erforderlich, um die Psychomacht, die zur Zeit in den Händen des Marketings liegt, in eine Noomacht umzuwandeln; in eine Geistesmacht, die imstande ist, das technologische Pharmakon der Aufmerksamkeitsgewinnung in ein Heilmittel anstelle eines Gifts zu verwandeln. Sie stellt die eigentliche Herausforderung für die Aufgabe dar, die der französische Premierminister François Fillon in seiner Regierungserklärung als "Schlacht für die Intelligenz" bezeichnet hat.