S&P holt die Rating-Bazooka raus und macht Europa platt. Max Otte: "Der Währungskrieg geht weiter". - "Das Ganze ist politisch motiviert. Es findet ein Wettlauf um den Weltwährungsstatus statt." - Ein Downgrade Deutschlands wäre der Anfang vom Ende. Doch die Frage bleibt: was ist eigentlich mit den USA?
von Michael Mross
Wie nicht anders zu erwarten, ziehen die Rating-Agenturen die letzte Karte gegen die Euro-Zone: Das totale Downgrade. 15 Staaten – außer Griechenland und Zypern – stehen auf der Negativ-Liste. Griechenland und Zypern sind sowieso Ramsch, können also nicht weiter herabgestuft werden.
Ehrlich gesagt: ich möchte nicht Politiker sein in diesen Tagen. Egal ob Merkel oder Sarkozy – wir alle sind Gejagte, Gejagte des Geldsystems. Das wir auf der Abschussliste stehen, war programmiert. Insider ahnten es schon lange. Und sicherlich hat Europa Probleme. Aber was ist eigentlich mit den USA - und wie sieht es in Japan aus?
Die Fakten: Europa steht trotz aller Problemstaaten noch am besten da. Die Eurozone kommt auf 85% Schulden gemessen am gemeinsamen Bruttoinlandsprodukt. Bei den USA steht dieses Jahr rund 100% auf der Uhr, nächstes Jahr 110%. Und Japan dürfte nächstes Jahr in Richtung 230% tendieren. Was soll also der Rundumschlag von S&P gegen die Eurozone.
Es ist nichts anderes als ein Währungskrieg. Ein Währungskrieg ist nichts anderes als ein Krieg mit anderen Mitteln. Erinnern wir uns: Dieser Krieg nahm seinen verhängnisvollen Anfang, als die USA ihre Subprime Ramsch nach Europa verkauften. Wer auch immer dafür sorgte, dass europäische, insbesondere auch deutsche Banken diesen Müll kauften – der Auslöser liegt in den USA. Dieser Schritt war die Initialzündung für die so genannte Wirtschaftskrise, welche tatsächlich natürlich eine Geldsystemkrise ist.
Max Otte sieht es so: "Der Währungskrieg geht weiter". Nachdem Standard & Poor’s die Kreditwürdigkeit der USA im Rahmen des "entwürdigenden Spektakels" zwischen Republikanern und Demokraten um die Anhebung der amerikanischen Schuldengrenze im US-Kongress auf AA+ gesenkt hatte, habe drei Wochen später der Chef gehen müssen. "Nun scheint Standard & Poor’s in vorauseilendem Gehorsam umso stärker gegen Euro-Staaten vorzugehen", so Otte gegenüber Handelsblatt Online. Es sei aber "absurd", dass die USA mit 10,8 Prozent laufendem Haushaltsdefizit und 15 Prozent Arbeitslosigkeit als größter Schuldner der Welt bei anderen Ratingagenturen weiter mit AAA bewertet würden und etlichen soliden europäischen Ländern die Herabstufung angedroht werde.
"Das Ganze ist politisch motiviert. Es findet ein Wettlauf um den Weltwährungsstatus statt." Die USA benötigten den Dollar als Weltreservewährung, um über die Ausgabe weiterer Dollars ihr Außenhandelsdefizit zu finanzieren, erläuterte Otte. Der Euro habe aber in den letzten zehn Jahren von 17 auf 27 Prozent der Weltreserven zugelegt. "Durch aktive Schwächung des Euro könnten die USA ihren Weltreservestatus erhalten", ist sich Otte sicher.
Ein Downgrade Deutschlands ist der Anfang vom Ende. Doch die Frage bleibt: was ist eigentlich mit den USA? Muss man nicht die US-Schulden als erstes als Ramsch einstufen? Wer glaubt denn allen Ernstes daran, dass die Kredite dort je zurückgezahlt werden können? Die USA sind auf dem Weg der Deindustrialisierung. Das Einzige, was dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten noch bleibt ist unbegrenztes Gelddrucken. Doch das kümmert die dortigen Ratingagenturen offenbar wenig. Stattdessen erklären sie der Eurozone den Rating-Krieg.
Aber sei es drum. Was wir erleben ist das finale Endstadium des Geldsystems. Wenn eine gewisse Schuldengrenze überschritten ist, steigt der Stress im Gesamtsystem. Jeder gegen jeden. Und bevor die USA untergehen schießen sie erst mal gegen Europa und den letzten Anker der Eurozone: Deutschland.
Doch der Schuss wird nach hinten losgehen. Wenn Europa kippt, dann schlägt auch die letzte Stunde der USA. Es ist ein fataler Irrtum zu glauben, dass die USA unbehelligt davonkommen. Das Land mit der höchsten Knastrate in der Welt und mit 45 Millionen Essensmarkenbeziehern steht ebenfalls am Ende. Der Kampf gegen Europa wird vergeblich sein.
Was ist jetzt wichtig? Wichtig ist, dass Menschen sich nicht in die Auseinandersetzungen hineinziehen lassen. Wir alle sind letzten Endes Opfer des Geldsystems, welches die meisten Menschen nicht verstehen. Wir dürfen uns nicht auseinander dividieren lassen, obwohl der Stress im System zunimmt. Wir sind alle Gefangene einer Matrix, welche die meisten nicht verstehen. Wir brauchen mehr Verständnis auch für jene, die vielleicht in letzter Zeit über ihre Verhältnisse gelebt haben. Wir müssen zusammen halten. Sonst gehen wir gemeinsam unter.