Ifo-Chef Sinn rechnet mit anhaltendem Job-Wunder. / Deutschlands Haftung für Euro-Pleitekandidaten: "Wenn die Krisenländer Pleite gehen und die Rettungsschirme der Eurostaaten, der EZB, der EU und des IWF ausgeschöpft werden, liegt die Obergrenze bei 600 Milliarden Euro.
Angesichts des Rekord-Tiefs bei den deutschen Arbeitslosenzahlen rechnet Professor Hans-Werner Sinn, Präsident des renommierten Ifo-Instituts, auch für 2012 mit einem anhaltenden Job-Wunder. "Ein Kahlschlag bei den Arbeitsplätzen ist nicht zu erwarten", sagte Sinn der "Bild"-Zeitung (Mittwochsausgabe). Gefahr drohe allerdings bei der Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns. Dieser würde seinen Einschätzungen zufolge "hunderttausende von Arbeitsplätzen kosten". Zudem sei nach der Lohnzurückhaltung für die Gewerkschaften die Zeit gekommen, wieder etwas höhere Forderungen zu stellen. Die deutsche Wirtschaft werde in diesem Jahr zwar "nicht toll" wachsen.
Immerhin bleibe den Deutschen aber eine Rezession erspart, welche der Rest der Eurozone erleben wird. Stütze der heimischen Wirtschaft sei die Binnenkonjunktur. "Die Deutschen leihen ihre Ersparnisse nicht mehr dem griechischen Staat oder den spanischen Häuslebauern, sondern sie bauen selber.
Betongold ist wieder gefragt, und das schafft eine Binnenkonjunktur, die uns schützt", so Sinn. Weiterhin werde die Inflation dieses Jahr kein besonders großes Problem sein. "Wir bleiben unter zwei Prozent.
Gefahren sind freilich am Horizont auszumachen, weil die Schulden der Krisenländer gegenüber Deutschland immer weiter steigen", sagte der ifo-Chef. Wie teuer die Euro-Krise für den deutschen Steuerzahler werde, könne man heute noch nicht absehen. "Wenn die Krisenländer Pleite gehen und die Rettungsschirme der Eurostaaten, der EZB, der EU und des IWF ausgeschöpft werden, liegt die Obergrenze bei 600 Milliarden Euro oder 200 Transrapidstrecken vom Münchner Hauptbahnhof bis zum Münchner Flughafen", so Sinn.