Die Volkswirtschaftslehre hat nach Ansicht des Star-Ökonomen Kenneth Rogoff in der Krise schwere Defizite offenbart. "Sie schienen anständig zu funktionieren, solange die Welt ziemlich ruhig war. Doch als der große Schock kam, erwiesen sie sich als wertlos."
Rogoff fordert in dem Interview eine Neuorientierung der Wirtschaftswissenschaften. "Nun ist die Zeit für mehr Experimente gekommen, für die Erforschung der Unvollkommenheit von Märkten", sagt er. Doch der Ökonom, der mit dem Buch "Dieses Mal ist alles anders" einen Bestseller gelandet hat, dämpft die Erwartungen. "Es wird viel leichter sein, das bestehende System zu attackieren, als ein solides, neues System aufzubauen", sagt er voraus. Nach der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre sei der Keynesianismus als neue Idee entstanden, doch er habe bis heute kein solides wissenschaftliches Fundament.
Rogoff ist einer der Hauptredner auf der am Montag in Frankfurt beginnenden Konferenz "Ökonomie neu denken", die das Handelsblatt zusammen mit dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft veranstaltet. Der Kongress ist die erste wissenschaftliche Tagung zur ! Krise der Volkswirtschaftslehre im deutschsprachigen Raum. Sie ist mit mehr als 250 Teilnehmern aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft seit Monaten ausgebucht.