Goldman Sachs kommt zu der Erkenntnis, dass die Bankenkrise noch sehr weit davon entfernt sei, vor einer Lösung zu stehen. In das düstere Bild passen die Aussagen des früheren Chefökonomen des Internationalen Währungsfonds (IWF), Kenneth Rogoff.
Er sieht die Gefahr, dass in den kommenden Monaten im Zuge der weltweiten Finanzkrise eine große US-Bank straucheln wird. Wie der Experte im Rahmen einer Finanzkonferenz in Singapur weiter ausführte, sind die USA noch nicht über dem Berg und das Schlimmste steht vermutlich noch bevor.
Die Pleitewelle im US-Finanzsektor werde sich nicht auf kleine oder mittlere Banken beschränken. Es ist mit dem Zusammenbruch eines großen Geldhauses zu rechnen. Dabei könnte eine der Investmentbanken oder Großbanken betroffen sein.
Derzeit geraten viele der 600 im Boom zwischen den Jahren 2000 und 2007 gegründeten Institute laut einem Bericht des Handelsblatts in die finanzielle Bredouille. "Vor allem kleinere, lokale Bankeninstitute, die während der Krise falsch aufgestellt gewesen sind, geraten unter Druck und müssen unter Umständen sogar Insolvenz anmelden. In diesem Zusammenhang kann es für kleine Banken wichtig werden, Gespräche mit größeren Instituten zu suchen", meinen Experten.
Diese Sichtweise teilt auch Nouriel Roubini, Wirtschaftsprofessor an der Universität New York, wonach "Hunderte von Banken derzeit den Bankrott riskieren". So sorgt sich nun auch Fed-Chef Ben Bernanke mehr und mehr um die Stabilität des Bankensystems. .
Diese Ängste sind derzeit alles andere als unbegründet, da Amerika - fernab der Insolvenzfälle wie bei Bear Stearns - nun ein Bankensterben droht. Dem Bericht zufolge hat eine typische US-amerikanische Kleinbank mit einer Bilanz von weniger als vier Mrd. Dollar mehr als die Hälfte im Immobiliensektor investiert.
Dieses Investitionsvolumen beurteilen Branchenkenner angesichts der Immobilienkrise als zu groß und erwarten für einen Großteil der Bankenunternehmen bereits jetzt schon den Ruin. So seien selbst größere Regionalinstitute mit entsprechenden Immobilienengagements vor allem in den Sonnenstaaten von einer drohenden Pleite bedroht. Die Fed sieht sich derzeit in Alarm versetzt.
In den USA gibt es rund 8.500 Banken, die zum Teil sehr klein sind. Mindestens 90, so wird vermutet, werden von der Fed daher auch als "akut lebensgefährdet" beobachtet. Bislang sind acht, außerhalb der Vereinigten Staaten nahezu unbekannte Banken, insolvent, weil sie die Abschreibungen auf ihre Immobilienkredite nicht mehr auffangen konnten. Der Immobilienfinanzierer IndyMac http://www.indymac.com war die drittgrößte Bankenpleite der US-Geschichte.
Gerüchte und Meldungen über Abschreibungen in Milliarden-Höhe führten dazu, dass Bankkunden ihr Kapital zurückzogen und selbst gesunde Institute gefährdeten. Vielen Bankeninstituten auf dem Land wird aber nicht nur ihre laxe Kreditvergabe zum Verhängnis.
Da viele zu klein sind, um Refinanzierungspapiere im Volumen von nur zehn oder 20 Mio. Dollar direkt am Kapitalmarkt zu platzieren, verkauften sie ihre Titel in der Vergangenheit an Manager von sogenannten Collateralized Debt Obligations. Diese derivativen Kreditvehikel waren der Auslöser für die Krise.