Kritisch wird es erst, wenn die komplette Importmenge der EU von 450 Tsd. Barrel pro Tag ersetzt werden muss und andere wichtige Abnehmer des Iran dem Schritt der EU folgen. - Gold: stetige Nachfrage. - Aktienmärkte bisher unbeeindruckt. Banken auf Verliererseite.
von Commerzbank Commodity Research
Die EU-Außenminister haben gestern ein Ölembargo gegen den Iran beschlossen, welches in den kommenden Monaten schrittweise umgesetzt werden soll. Ab dem 1. Juli soll demnach kein Rohöl aus dem Iran mehr eingeführt werden. Vorher ist Anfang Mai eine nochmalige Überprüfung angesetzt. Die Auswirkung auf die Ölpreise war begrenzt. Zum einen war der Beschluss erwartet worden, zum anderen ändert sich durch die schrittweise Einführung zunächst wenig. Zudem hat Saudi-Arabien versichert, die fehlenden Mengen liefern zu können.
Kritisch wird es erst, wenn die komplette Importmenge der EU von 450 Tsd. Barrel pro Tag ersetzt werden muss und andere wichtige Abnehmer des Iran dem Schritt der EU folgen. Selbst die Drohung des Iran, die Ölexporte in die EU von sich aus zu stoppen und die Straße von Hormus zu schließen, konnte die Märkte nicht nennenswert beeindrucken. Dennoch stellt dieses Thema einen latent unterstützenden Faktor für den Ölpreis dar.
Der US-Erdgaspreis ist gestern um 8% gestiegen, nachdem ein größerer US-Gasproduzent angekündigt hat, seine tägliche Erdgasproduktion um 8% reduzieren zu wollen. Damit hat der erste Produzent auf den Preisverfall der vergangenen Wochen reagiert. Zuvor war der Erdgaspreis gestern noch auf ein 10-Jahrestief von 2,23 USD je mmBtu gefallen. Der darauffolgende Preisanstieg dürfte auch auf die Schließung von Short-Positionen zurückzuführen sein. Denn die Ankündigung von Produktionskürzungen signalisiert, dass der Boden für die Erdgaspreise nahezu erreicht ist. Der Abbau der spekulativen Netto-Short-Positionen in der vergangenen Woche hatte den Preisverfall allerdings nicht stoppen können.
Gold: Jahresbeginn Plus von 7,4%
Gold wird derzeit vom gestiegenen Risikoappetit der Marktteilnehmer und der weiterhin relativ hohen Korrelation zu Rohstoffen und Aktien mit nach oben gezogen und handelt heute Morgen bei 1.680 USD je Feinunze. Seit Jahresbeginn steht damit bereits ein Plus von 7,4% zu Buche – fast schon genauso viel wie im gesamten letzten Jahr.
Zugleich ist das gelbe Edelmetall auf dem Weg, die psychologisch wichtige Marke von 1.700 USD je Feinunze in Angriff zu nehmen. Gold notierte letztmals Mitte Dezember über diesem Niveau. Der jüngste Preisanstieg ist allerdings nicht durch ETF-Zuflüsse unterstützt. Im Gegenteil: Der SPDR Gold Trust verzeichnete gestern sogar Abflüsse von gut 5 Tonnen.
Demnach müssen also u.a. spekulative Finanzinvestoren und anhaltende Käufe von Münzen und Barren für die Verteuerung verantwortlich sein. Aber auch Käufe der Zentralbanken dürften hierzu beigetragen haben. So hat die russische Zentralbank kürzlich gemeldet, ihre Goldreserven im Dezember um weitere 300 Tsd. Unzen bzw. gut 9 Tonnen auf mehr als 880 Tonnen erhöht zu haben. Die Käufe nicht nur der russischen Zentralbank dürften sich im Januar bislang fortgesetzt haben. Der Goldpreis sollte daher gut unterstützt bleiben. Dies gilt auch vor dem Hintergrund, dass in den Verhandlungen über die Restrukturierung der griechischen Staatsanleihen bislang kein Durchbruch erzielt wurde.
Banken wieder schwächer
Nach einer kurzen Euphorie ist der Bankensektor heute wieder auf der Verliererseite. Angebliche Gewinnmitnahmen belasten die Commerzbank. Auch die Deutsche Bank schwächer. Da die Schuldenkrise und das Griechenland-Problem weiter mit einer Lösung auf sich waren lassen, dürfte der Bankensektor auch weiterhin sehr volatil bleiben.