Chef des Davos-Forums zweifelt am Kapitalismus. Die Gesellschaft habe versagt und „die Exzesse im Finanzsystem zugelassen. Wir haben es nicht rechtzeitig geschafft, Regeln zu etablieren, um eine Pervertierung des Systems zu verhindern.“
Der Chef des Weltwirtschaftsforums von Davos zweifelt angesichts der anhaltenden Turbulenzen im Finanzsystem am Kapitalismus. „Man kann durchaus sagen, dass das kapitalistische System in seiner jetzigen Form nicht mehr in die heutige Welt passt“, sagte Klaus Schwab der Financial Times Deutschland (Mittwochsausgabe). Besonders die Banken kritisierte der Davos-chef: Die Gesellschaft habe versagt und „die Exzesse im Finanzsystem zugelassen. Wir haben es nicht rechtzeitig geschafft, Regeln zu etablieren, um eine Pervertierung des Systems zu verhindern.“
Schwab fordert von Führungskräften aus Wirtschaft und Politik einen „neuen Stil“, um mit den künftigen Herausforderungen umzugehen. "Die Versuchung für Führungskräfte, angesichts der Vielzahl von Herausforderungen in eine Bunkermentalität zu verfallen und an alten Denkschablonen festzuhalten, ist in der Tat groß. Dabei ist es wichtig, eine gemeinsame Vision für die Zukunft zu schaffen, die sich an langfristigen Werten orientiert.“ Als größte Risiken machte der Deutsche hohe Staatsverschuldung und massive Einkommensunterschiede aus.
Schwab äußerte Verständnis für die Demokratiebewegung in der arabischen Welt und die Occupy-Bewegung: „Sie spiegeln den Frust wider, der sich in der Gesellschaft angesichts der Exzesse des Systems aufgestaut hat. Das System, das uns in die Krise geführt hat, ist längst überholt, aber wir verleugnen diese Realität zu unserem eigenen Nachteil: Wir gehen schizophren mit der neuen Realität um und tun weiterhin so, als hätte sich nichts Grundlegendes geändert."