Morgan-Stanley-Chefökonom: „Die EZB wird schon bald in großem Umfang Anleihen kaufen - wie die Fed“. Das sei aber kein Problem, sagte Fels: „Die Grenze dafür ist der Himmel. Die EZB kann ihre Bilanzsumme beliebig ausweiten, weil sie ja das Geld selber drucken kann.“
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach Ansicht des Chefökonomen von Morgan Stanley, Joachim Fels, schon bald in großem Umfang Anleihen kaufen, um die Konjunktur in Europa anzukurbeln. „Die Überschrift über dem Jahr 2012 wird lauten: Schleusen auf, Teil 2“, sagte Fels im Interview mit Handelsblatt.com. Die EZB werde im Februar oder März zunächst die Leitzinsen weiter senken, bis auf ein halbes Prozent. Dann werde sie ihre Prognosen für Wachstum und Inflation nach unten korrigieren. „Und dann gibt es nur noch einen Weg, um dafür zu sorgen, dass die Geldpolitik ihre gewünschte Wirkung entfaltet: Eine Ausweitung der Anleihekäufe.“
Die EZB werde in großem Umfang Anleihen von Staaten, Banken und Unternehmen kaufen - und zwar gleichmäßig aus allen Ländern der Euro-Zone bis zu einem festgesetzten Betrag, prognostiziert Fels. Damit würde sie eine ähnliche Strategie verfolgen wie die US-Notenbank Fed. Die Bilanzsumme der EZB würde damit weiter steigen, auf über drei Billionen Euro. Das sei aber kein Problem, sagte Fels: „Die Grenze dafür ist der Himmel. Die EZB kann ihre Bilanzsumme beliebig ausweiten, weil sie ja das Geld selber drucken kann.“ Das bedeute keineswegs, dass die Inflationsrisiken dadurch automatisch wüchsen. „Wenn das so wäre, müssten wir ja in den USA, Japan und Großbritannien schon Hyperinflation haben.“
Der Kauf von Anleihen könnte besonders die Bankenlandschaft entlasten, weil die Kreditinstiute unter den fallenden Anleihenkursen leiden und so riesige Abschreibungen vornehmen mussten. Allein bei der Commerzbank machte dies im letzten Quartal über 600 Millionen Euro aus. Aber auch alle anderen europäische Banken würden von einer solchen Maßnahme profitieren.