Deutsche Bank lockt mit neuartiger Geldanlage: Die Spekulation auf den Tod von Menschen. db Kompass Life 3: Je früher die sogenannten Referenzpersonen des Fonds sterben, desto höher ist der Gewinn für die Anleger.
Die Deutsche Bank gerät in die Kritik wegen eines Anlagefonds, bei dem auf Lebenserwartung von Menschen spekuliert wird. "Dies ist mit unserer Wertordnung, insbesondere der in ihrem Mittelpunkt stehenden Unantastbarkeit der menschlichen Würde, kaum in Einklang zu bringen", schreibt die Ombudsstelle des Bankenverbands an einen Anleger, der sein Geld zurückfordert.
Wie DER SPIEGEL in seiner neuen Ausgabe schreibt, muss nun ein Gericht die Frage klären, ob die "Wette auf die Lebensdauer eines ausgewählten Personenkreises nicht gegen sich aus unserer Sittenordnung ergebende Verhaltensverbote verstößt". Der "db Kompass Life 3" ist der morbideste von drei Lebensversicherungsfonds, für die die Deutsche Bank über 700 Millionen Euro bei Kleinanlegern eingesammelt hat.
Normalerweise kaufen solche Fonds Lebensversicherungen auf, um im Todesfall die Versicherungssumme zu kassieren. Beim Kompass Life 3 ging die Deutsche Bank weiter: Sie kaufte keine echten Policen mehr. Stattdessen bot sie den Anlegern eine Art Wette auf die Restlebensdauer von rund 500 Personen an, die von einer "Tracking Company" regelmäßig kontaktiert werden.
Früher Tod erhöht die Rendite:
Kompass Life III ist letztlich nichts anderes als eine Wette auf den frühen Tod von 500 sehr realen Referenzpersonen. Je früher sie sterben, desto höher die Rendite. Die Beispielsrechnung lautet wie folgt:
Die Wette lautet: „wie lange leben die Referenzpersonen?"
- leben sie durchschnittlich um maximal 12 Monate länger, als die medizinischen Gutachter geschätzt haben? Dann errechnet sich für den Fondsanleger z.B. eine Rendite (I.R.R.)von ca. 8,45% p.a.
- Leben sie durchschnittlich um bis zu 24 Monate länger, als die medizinischen Gutachter geschätzt haben? Dann errechnet sich für den Fondsanleger nur noch eine Rendite(I.R.R.) von 3% p.a.
Das Anlage-Produkt der Deutschen Bank basiert auf komplexen versicherungsmathematischen Modellen, doch es funktioniert nach einem einfachen Prinzip: Je früher die sogenannten Referenzpersonen des Fonds sterben, desto höher ist der Gewinn für die Anleger. "Das ist ein makabres Rechenspiel ohne jedes Investitionsobjekt", sagt der Rechtsanwalt Tilman Langer, der rund 30 Anleger des Fonds vertritt.