Geplanter Schuldenschnitt für Griechenland könnte Deutsche mehr als 25 Milliarden Euro kosten - Vermeintlicher Beitrag von Banken und Versicherungen an der Rettung Griechenlands bleibt nach Berechnungen des IfW zu einem großen Teil am Steuerzahler hängen.
Die geplante Beteiligung von Banken und Versicherungen an der Rettung Griechenlands bleibt zu einem großen Teil am Steuerzahler hängen. Formal soll der im Herbst vereinbarte Forderungsverzicht staatliche Geldgeber zwar nicht treffen. Nach Berechnungen des Kieler Instituts für Wirtschaftsforschung (IfW) und der in Berlin erscheinenden Tageszeitung „Die Welt“ könnten jedoch Belastungen von mehr als 25 Milliarden Euro allein bei deutschen Steuerzahlern landen. Ein Verzicht auf einen Teil der staatlichen Hilfskredite für Griechenland, der nach Informationen dieser Zeitung ebenfalls diskutiert wird, würde diese Belastungen weiter in die Höhe treiben.
Seit Wochen ringen die EU-Regierungen und Bankenvertreter um die Details einer freiwilligen Gläubigerbeteiligung. Eine Einigu ng gilt als Bedingung für ein zweites Rettungsprogramm für Griechenland, das 130 Milliarden Euro umfassen soll. Um den Eindruck zu vermeiden, private Investoren würden bei der Griechenland-Rettung geschont, hatte gerade die Bundesregierung stets auf eine Beteiligung dieser Gläubiger gedrungen. Inzwischen liegt aber annähernd die Hälfte der griechischen Staatsanleihen faktisch bei staatlichen Institutionen – sie halten an die 120 der insgesamt 250 Milliarden an Anleihen. 15 Milliarden Euro entfallen alleine auf die deutschen Landesbanken, die teilverstaatlichte Commerzbank sowie die Abwicklungsanstalten für Hypo Real Estate und WestLB, für die die öffentliche Hand geradestehen muss. Ein Schuldenschnitt von 75 Prozent würde hier zu Belastungen für den Steuerzahler von 9,9 Milliarden Euro führen. Nur ein Teil davon ist bereits über Abschreibungen realisiert.
Weitere 55 Milliarden an griechischen Anleihen liegen nach „Welt“-Informationen bei den Notenbanken des Euro-Systems. Sie stammen teils aus dem offiziellen Aufkaufprogramm der EZB, teils aus der gewöhnlichen Geldanlage der Zentralbanken. Führende Notenbanker gehen davon aus, dass sich die EZB einem Schuldenschnitt für Athen nicht wird entziehen können. Zwar profitiert die Zentralbank davon, dass sie die Anleihen größtenteils deutlich unter ihrem Nominalwert gekauft hat. Ein Schuldenschnitt von 75 Prozent würde aber nach Berechnungen des IfW dennoch Belastungen von 26,4 Milliarden Euro mit sich bringen, von denen gemäß dem deutschen Anteil an der EZB 7,1 Milliarden auf Deutschland entfallen würden. „Die Verluste eines griechischen Schuldenschnitts belaufen sich für den deutschen Steuerzahler allein dadurch auf bis zu 17 Milliarden Euro“, sagte Jens Boysen-Hogrefe, Finanzexperte des IfW, der Zeitung.
Dazu dürften jedoch weitere Kosten für die Rekapitalisierung griechischer Banken kommen. Sie hätten nach Berechnungen der „Welt“ Verluste von 34,5 Milliarden Euro zu tragen, die wohl vom Euro-Rettungsfonds ausgeglichen werden müssten, um die Banken vor dem Kollaps zu bewahren. Auf Deutschland kämen so rechnerisch weitere Belastungen von 9,3 Milliarden Euro zu. Ob die griechischen Institute dieses Geld jemals zurückzahlen könnten, ist mehr als fraglich. Unter dem Strich hätte die „private Gläubigerbeteiligung“ den deutschen Steuerzahler in diesem Szenario rund 26 Milliarden Euro gekostet.