Welche Rolle nun ausgerechnet Alt-Kanzler Gerhard Schröder bei dem Conti Deal wirklich einnimmt, das ist vielen Beobachtern ein Rätsel. Schröder, der praktisch bei Gazprom auf der Gehaltsliste steht, hat wahrlich anderes zu tun als sich um die Einhaltung der von Schaeffler zugesagten Verpflichtungen bei Continental zu kümmern.
Neben seiner Parteinahme für Russland im Georgien-Konflikt muss er sich schließlich noch um den Bau der Ostsee-Pipline kümmern, um die Abhängigkeit des Westens durch russische Energielieferungen zu erhöhen.
Branchenkenner bezweifeln, ob Schröder für die Garanten-Rolle die richtige Besetzung ist. "Schröder zum Schutze der Arbeitnehmerinteressen einzuspannen, war sicher kein kluger Schachzug", sagt Wolfgang Meinig, Leiter der Bamberger Forschungsstelle Automobilwirtschaft, SPIEGEL ONLINE.
Trotz SPD-Parteibuch habe er längst die Fronten gewechselt. Bedenke man Schröders Rolle bei Gazprom und seine Affinität zu Wladimir Putin, können man sich "nur schwer vorstellen", dass er für die Arbeitnehmer besonders stark eintrete - auch wenn Schröder als "alter Hannoveraner Conti sicher noch immer nahe steht".
75 Euro je Aktie zahlt Schaeffler plus ein Risikoausgleich von bis zu 522 Millionen für negative Einflüsse, die durch den Einstieg verursacht wurden. Ausserdem gibt es weitreichende Garantien für die Conti-Belegschaft. So darf Schaeffler keine Betriebs- oder Tarifvereinbarungen ändern und auch das Konzept der paritätischen Mitbestimmung nicht abschaffen. Auch eine mögliche Zerschlagung ist kein Thema mehr. Die Frage stellt sich also: Wenn alles beim Alten bleibt, warum hat Schaeffler dann Conti übernommen?
So recht will an der Börse niemand daran glauben, dass Continental ungeschoren aus dem Deal hervor geht. Jeder, der ein Unternehmen übernimmt, verspricht sich zumindest Synergie-Effekte - und die kosten meistens Arbeitsplätze.
Ausserdem: Fast immer werden übernommene Unternehmen auch zerschlagen. Ob ausgerechnet Schröder der richtige Garant dafür ist, dass dies nicht geschieht, wird von manch einem bezweifelt. Schon witzeln einige Börsianer, welche Abteilung aus dem Conti-Imperium am besten zu Gazprom passt. Vielleicht sogar die ganze Company?