Not Wellink, der niederländische Zentralbank-Chef, sagte, dass viele Banken mittlerweile regelrecht abhängig von der EZB seien.
„Es gibt eine Grenze, wie lange wir das tun können. An irgendeinem Punkt hat die EZB dann den ganzen Markt übernommen“ – sagte Wellink dem Finacieele Dagblad.
„Wenn wir sehen, dass die Banken zu abhängig von der EZB werden, müssen wir sie zurückweisen“ so Wellink. Namen nannte er allerdings nicht.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass insbesondere spanische Banken von dieser Verleihpraxis Gebrauch machen. Viele „Cajas“ sind dem Verfall des spanischen Immobilien Marktes ausgesetzt und haben Schwierigkeiten, an Liquidität heranzukommen.
Aus EZB-Kreisen ist dazu folgendes zu hören: „Niemand wagt es, mit dem Finger auf ein Land zu zeigen. Denn wenn man das machen würde, würde das sofort den Zusammenbruch der Banken bedeuten.“
Es ist allerdings ein offenes Geheimnis, dass von der Ausleihmöglichkeit besonders spanische Banken Gebrauch machen. Diese werden praktisch auf Kosten der deutschen und nordeuropäischen Steuerzahlers ausgekauft, schreibt der Telegraph in einer Analyse.
Die letzten Daten der EZB zeigen, dass spanische Banken sich von der EZB die Rekordsumme von 49,6 Milliarden Euro geliehen hätten. Das perfide an der Angelegenheit: Die iberischen Institute geben Hypothekenverbriefungen heraus, die sie dann an die EZB als Sicherheit für die Ausleihungen hinterlegen.
Diese Schuldverschreibungen werden aber auf dem „freien“ Markt praktisch gar nicht mehr als Sicherheit akzeptiert. Und wenn es dafür noch Geld gibt, dann nur ein Bruchteil des Nominalbetrages. Ein Schuldschein im Wert von 100 ist, je nach Bank, praktisch nur noch 10-25 wert. Bei der EZB dagegen erhalten die Banken immer noch 100.
Die EZB hat gleich zu Beginn der Kreditkrise offenbar alle Schuldverschreibungen für 100 akzeptiert und entsprechend Euros ausgegeben. Das sei auch der Grund, warum die Krise in Europa noch nicht richtig spürbar sei, schreibt der Telegraph.
Diese Praxis wirft legale Fragen auf und könnte auch einen politischen Sturm auslösen, urteilt das Blatt. Der Maastricht Vertrag verbietet nämlich langfristige Unterstützungsmaßnahmen auf Kosten des Steuerzahlers.
Eigentlich ist diese Verleihpraxis der EZB nur für Notfälle vorgesehen gewesen. Derzeit wird sie aber zur Normalität. Jede Bank innerhalb der Eurozone kann sich bei der EZB Geld leihen, gegen Abtretung bestimmter Sicherheiten.
Auf diese einfache Art der Geldbeschaffung wollen auch Institute ausserhalb der Eurozone nicht verzichten. Deshalb greifen sie zu einem Trick: Sie errichten kurzerhand eine „selbstständige“ Zweigstelle in der Eurozone.
So baut das britische Kreditinstitut Nationwide gerade eine Zentrale in Irland auf. Der Grund ist einfach: Dann kann Nationwide, einer der größten Immobilienfinanzierer in Großbritannien, auch die EZB anzapfen.
Diese Praxis zerstört die Geldpolitik der Länder, urteilt Jean-Pierre Roth, Chef der Schweizer National Bank. „Wir haben es hier mit einem sonderbaren System zu tun, in dem die Schuldner sich der eigenen Zentralbank entziehen und zu einer anderen gehen, wo sie billiger und einfacher an Geld kommen.“