Rückblende
Anlässlich eines Dinners im Jahre 2004 traf ich mich einigen Börsenexperten aus den USA. Diese erzählten wirklich Unglaubliches: In den USA würden Banken an mittellose Menschen in großem Umfang Geld ausleihen, damit sie Häuser kauften. Es wären auch schon Obdachlose mit 6stelligen Dollarsummen bedacht worden. Das Ding hätte auch einen Namen. Man würde dieses Marktsegment „Subprime“ nennen. Bedeutet: Menschen bekommen Kredite, ohne dass nach Bonität oder Sicherheiten gefragt wird.
Ich dachte zunächst, die beiden Experten würden einen Scherz machen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Banken im großen Stil solche Geschäftspraktiken betreiben. Wer sollte für diese Schulden grade stehen? Wie konnte man so etwas in seinen Büchern halten, ohne dass die Bankaufsicht zuschlägt?
Die Antwort war einfach: Diese Kredite würden zerstückelt und mit anderen Schulden zusammengepackt, vermengt und vermischt. Anschließend würden Sie den Rating-Agenturen vorgelegt, welche dann ein Tripple-A-Prädikat ausstellten. Sodann würden diese neu verpackten Schulden in alle Welt verkauft.
„Und wer kauft so etwas?“ fragte ich besorgt.
„Die Dinger gingen weg wie warme Semmeln“ – lautete die Antwort. Schließlich gab es dafür etwas höhere Zinsen.
Ich verließ die Runde ratlos. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass dieses Spielchen so einfach funktionieren würde. Noch weniger konnte ich mir vorstellen, dass die Aufsichtsbehörden so etwas zulassen würden.
Haben sie aber. Wie wir jetzt alle wissen.
Und wir wissen mittlerweile noch viel mehr: Alle Verantwortlichen wussten von Anfang an, dass ein solches Gebaren zwangläufig in die Katastrophe führt. Dazu braucht man schließlich kein Volkswirtschaftsstudium. Das kann jeder Laie erkennen. Dies hielt US-Investmentbanken jedoch nicht davon ab, dass Spielchen bis zum Exzess zu spielen.
Warren Buffett trennte sich schon 2001 von seinen Investments in Fannie Mae und Freddie Mac. Auf CNBC sagte er: „Als sich für uns herausstellte, dass die Banken nicht gut gemanagt waren, sind wir 2001 ausgestiegen. Ich fühlte mich unwohl mit den Risiken, welche die Banken einging“.
Heute urteilt Warren Buffett über Fannie Mae und Freddie Mac, die beiden größten Hypothekenbanken in den USA mit 6 Billionen (amerikanisch: Trillionen) faulen Schulden in den Büchern: „Game over“.
Schon 2003 prägte Buffett den historischen Ausdruck von „Finanztechnische Massenvernichtungs-Waffen“. Buffett tat in aller Öffentlichkeit kund, dass die Kreditvergabepraxis der US-Banken unweigerlich in die Katastrophe führen.
Passiert ist nichts. Im Gegenteil. Jetzt gaben die Investmentbanken erst richtig „Gas“ – obwohl sie wussten, dass es ein böses Ende nehmen würde. Und die Zentralbank schaute tatenlos zu.
Wie auf MMnews in verschieden Artikeln dargelegt, wusste die gesamte Branche, dass die Titanic auf den Eisberg zufährt. Das hinderte die Rating-Agenturen allerdings nicht daran, den Kreditmüll weiter mit AAA zu bewerten. Zitat von S&P: „Wir raten alles, auch wenn es von Kühen strukturiert wurde“.
Wie die Staatsanwaltschaft ermittelte, gab es intern Bedenken. Doch die Rating-Maschine lief weiter.
Ähnlich sah es bei den Auction Rate Securities aus. Bei einem Luxus-Dinner in Manhattan mailte ein Direktor von Merrill Lynch: „Das Ende naht, keine 2000$ Dinners mehr?“. Dies hielt die Verantwortlichen jedoch nicht davon ab, ihren Kunden bis zum bitteren Ende das Zeug zu verkaufen - bis der gesamte ARS-Markt vollkommen zusammenbrach.
Die Liste könnte endlos weiter fortgesetzt werden. Alle wussten, dass die Katastrophe kommt. Jeder hat bis zum Ende mitgespielt, um noch schnell den letzten Dollar rauszupressen. Und die Notebank hat tatenlos zugesehen.
Das Treiben der Investmentbanken war kriminell, wie die Staatsanwaltschaft heute feststellt. Und selbst, als die Titanic schon den Eisberg rammte, haben die Banken immer noch nicht aufgehört, ihre undurchsichtigen Junk-Schulden an Ahnungslose zu verhökern.
Fest steht: Nicht nur Warren Buffett, sondern auch andere Koryphäen auf dem Gebiet haben vor der drohenden Mega Katastrophe gewarnt. Vor diesem Hintergrund erscheint es mehr als fraglich, dass der oberste US-Banker, Alan Greenspan, nichts von dem Problem mitbekam, wie er später sagte.
Das Gegenteil dürfte richtig sein. Auch Alan Greenspan wusste, dass die Katastrophe unausweichlich ist. Er ist der Hauptschuldige.
Anfang des Jahres gab der Ex-FED-Chef ein Interview zu der Frage. Es war unüberhörbar, wie sich Greenspan herausredete. Er wusste angeblich von nichts.
Dieses Interview konnte man auch bei MMnews sehen. In dem Bericht „Greenspan im Kreuzfeuer“ war ein Mitschnitt dieses denkwürdigen Gesprächs sehen.
Doch Youtube hat alle Versionen dieses Interviews gelöscht. Genauso wie die Investmentbanken Beweismaterial zerstörten, bevor es in die Hände der Staatsanwaltschaft gelangen konnte (Beispiel Citigroup).
Was bleibt?
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Verantwortlichen in den USA genau wussten, dass der GAU kommt. Doch anstatt die Notbremse zu ziehen, oder sogar diese Kreditbetrügereien von Anfang an zu unterbinden, schützen sie das Kredit-Pyramiden-Spiel nicht nur – sie forcierten es sogar!
Damit bleibt nur folgender Schluss: Die FED, Greenspan, sowie die Chefs und die Manager der großen Investmentbanken legten es auf den Zusammenbruch an. Ja, sie provozierten ihn sogar. Und selbst als das Ende unausweichlich und sichtbar war, versuchten sie noch bis zum Schluss, sich daran zu bereichern.
Kein verantwortlich Handelnder hätte es so weit kommen lassen. Dass die Katastrophe nun da ist, ist kein Zufall, sondern Konsequenz eines Systems, welches alle Beteiligten mit großer krimineller Energie planten und bis zum Schluss künstlich am Leben hielten. Durch ihr Handeln wurde der Zusammenbruch bewusst und gewollt herbeigeführt.
Vielleicht wird die Geschichte zeigen, welche Rolle die US-Notenbank bei diesem größten Betrug aller Zeiten gespielt hat.