Selbst das FBI sah 2004 die Kreditkatastrophe kommen. Doch Warnungen der 200-Mann-Taskforce landeten im Papierkorb.
Lange bevor die Kreditkrise die Schlagzeilen beherrschte machten Top FBI Mitarbeiter auf die Folgen der ungezügelten Kreditvergabepraktiken aufmerksam.
Wie die Los Angeles Times berichtet, machte das FBI darauf aufmerksam, dass der boomende Immobilienmarkt immer mehr Kriminelle auf den Plan rufe und dass mit Milliarden Verlusten zu rechnen sei.
„Es könnte das Potenzial einer Epidemie haben“ warnte schon 2004 Chris Swecker, leitender Kriminalbeamter einer Untersuchungskommission des FBI.
Das FBI nahm entsprechende Untersuchungen auf und kam bald zum dem Schluss, dass hier ein Problem ähnlich der S&L Krise in den Achtzigern am Horizont drohte. Das FBI wollte diese drohende Krise unbedingt verhindern, doch die informierten Behörden nahmen das Ergebnis der Untersuchungen zwar entgegen, unternommen wurde allerdings nichts.
Viele Beobachter sind der Meinung, dass die Warnungen auch im Behördendschungel untergingen. Diese wiederum waren kaum an den Warnungen interessiert, weil es 2004 keine Anzeichen eines Problems gab. Im Gegenteil: Immobilienpreise stiegen und alle schienen happy.
Das FBI kümmerte sich damals besonders um unseriöse Kreditvergabepraktiken seitens der Kreditvermittler. Urteil 2004: „Dies Geschäft ist immer mehr in der Hand von Betrügern und Schurken“.
Swecker wollte 2004 symbolische Strafverfolgungen gegen die schlimmsten Übeltäter einleiten. Doch die Justizbehörde wollte davon nichts hören und wies das FBI an, sich um die innere Sicherheit und nicht um „weiße Kragen Delikte“ zu kümmern.Swecker, der „Kronzeuge“ der damaligen Ermittlungen, ist nun pensioniert. Er will sich offiziell nicht zu den Vorgängen äußern.
Doch Insider sagen, dass nicht nur Swecker, sondern auch die komplette Spezialabteilung des FBI 2004 darauf gedrängt hätten, dass man diesen kriminellen Methoden begegnen müsse.
Insgesamt wären rund 200 Agenten des FBI mit dem Fall beschäftigt gewesen. Doch die Erkenntisse seien im Papierkorb gelandet oder von den Behörden ignoriert worden. Die Spezialeinheit wurde schließlich aufgelöst und die Mitarbeiter dem "Anti-Terror-Programm" unterstellt, wo es angeblich noch goßen Personamangel gab.
„Das FBI diagnostizierte korrekt, dass der Hypothekenbetrug zu einer Epidemie ungeheuren Ausmaßes werde, aber kam mit seinen Erkenntnissen nicht weiter“ sagte William K. Black, Bundesstaatsanwalt während der S&L Krise.
"Wir haben getan, was wir tun konnten" sagte Sharon Ormsby, Chef der Abteilung Wirtschaftskriminalität beim FBI. "Aber niemand wollte uns hören!"
Frühe Warnung: Chris Swecker leitete die Untersuchungskommission des FBI und wollte eine größere Katastrophe verhindern.
Los Angeles Times
http://www.latimes.com/news/printedition/front/la-fi-mortgagefraud25-2008aug25,0,1300577.story