Über 40 Prozent Verlust seit Mai
Nach der Anerkennung der abtrünnigen georgischen Provinzen Südossetien und Abchasien rauschten die Kurse noch mal 6% in den Keller. Internationale Anleger verkaufen russische Aktien um jeden Preis. Wie aus Moskau zu hören ist, machen auch schon erste Broker dicht, bzw. entlassen Personal, weil der Handel extrem zurückging.
Der Krieg imKaukasus und der Streit mit dem Westen hatten bereits in denvergangenen Wochen für heftige Kursverluste an der Moskauer Börsegesorgt. Da viele ausländische Anleger ihr Kapital abzogen, büßte derrussische RTS Index seit seinem Höchststand Ende Mai mehr als 40 Prozent ein und fieldamit auf den tiefsten Stand seit fast zwei Jahren. Mit großer Nervosität hätten die Anleger auf die Anerkennung derUnabhängigkeit von Südossetien undAbchasien durch Russland reagiert, sagten Experten.
Börse Moskau Kursentwicklung 6 Monate. Stand 27.8.2008
Immer mehr Analysten empfehlen: Raus aus Russland.
UBS hat hat die Kursziele für über 70 russische Unternehmen reduziert. Viele internationale Analysten erwarten eine regelrechte Kapitalflucht aus Russland. Das Vorgehen der Regierung - nicht nur im Georgienkonflikt - zeige immer mehr, dass die Wirtschaft in dem Land abhängig ist von einigen wenigen Oligarchen. Diese wiederum unterstünden den Weisungen Putins, so hört man aus Moskau.
Die Hoffnung auf eine faire Wirtschaftsentwicklung, ohne Korruption und dirigistische Maßnahmen seien erst einmal begraben. Hinzu kommen sinkende Rohstoffpreise, welche in Zukunft die Gewinne schmälerten. Der Konflikt würde die Menschen zusätzlich verängstigen und Anschaffungen erst einmal vertagt, so dass auch der Konsum in Russland nachlassen werde, meinen Experten.
Auch der Investmentbank JP Morgan zufolge dürfte die Entscheidung vonRusslands Präsident Medwedjew, die ProvinzenSüdossetien und Abchasien als eigenständige Staaten anzuerkennen, derohnehin angespannten Stimmung unter denInvestoren einen neuerlichen Schlag versetzen. Die Analysten gehendavon aus, dass global agierende Fonds weiteres Kapital aus Russlandabziehen und in Regionen mit geringerem Risiko investieren werden.
Hinzu kommt die Angst internationaler Anleger, dass es in Zukunft Sanktionen gegen Russland geben könnte. Dies sei laut Experten nicht ausgeschlossen, sollte der Georgienkonflikt weiter eskalieren. Denkbar seien die Beschränkung von Übernahmen durch russischeUnternehmen, Reisebeschränkungen für Regierungsvertreter oder gar dasEinfrieren von Vermögenswerten.