Haben die Ausbildungsprozesse der Universitäten zerstörerische Wirkung auf unser Wirtschats- und Finanzsystem, weil an allen Schaltstellen nicht mehr Erfahrung, sondern universitär gebildete, gleichlaufende Denkstrukturen sitzen.
Kostolany der in den zwanziger Jahren seine ersten Erfahrungen bei einem Börsenmakler in Paris sammelte, hielt ein echtes Wirtschaftsstudium für geradezu hinderlich. "Das wenige, was ich über Wirtschaft und Finanzen weiß, habe ich nicht an den Universitäten oder aus Fachbüchern, sondern im Dschungel gelernt. Bestimmt habe ich mehr Schulgeld bezahlt, als es mich in Harvard gekostet hätte." Besonders die Kompetenz der Volkswirte, Börsenvorhersagen zu treffen, zog er stets in Zweifel."Die Kursentwicklung hängt allein davon ab, ob mehr Dummköpfe als Papiere da sind oder mehr Papiere als Dummköpfe!" Seither hielt der Ungar die Massenpsychologie für die wichtigste Wissenschaft, um das Handeln der Börsenakteure zu verstehen, und seine eigenen Schlüsse daraus zu ziehen.
Die Folgen einer globalen gleichgeschalteten Ausbildung spüren wir heute eindrucksvoll, gleich auf welchen Markt oder Finanzprodukt wir blicken. Der Verbriefungsirrsinn und die systematischen Fehler der „Jungen Wilden“ bis zur Handelbarkeit von Risiken welche synthetisch auf die Größe eines Atoms reduziert worden sein sollen und dann doch unkontrolliert in einem Supergau enden.
Kostolany würde und Warren Buffet tut es: schimpfen auf diese jungen Studenten von Harvard und Co., die in die Banken kommen, überhaupt keine Erfahrung im Umgang mit Kapital und den Märkten haben, aber in wenigen Sekunden mittels Exceltabellen die mögliche Kapitalrendite auf die zehnte Nachkommastelle genau berechnen können und doch überhaupt nicht wissen, was sie da tun.
Viele der Denkfehler, die wir vielleicht auch mitgemacht haben, und die heute noch gelten sind Fehler die teuer, aber harmlos, sind. Denn Dummheit ist nicht strafbar.
„Bei jeder guten bürgerlichen französischen Familie hat man den dümmsten Sohn zur Börse geschickt. 90 Prozent der Börsenspieler haben keine Ideen, geschweige denn Überlegungen. Sogar Renn- und Totospieler haben Ideen und Motivation. Die Börsenspieler dagegen gehen meist nur blind mit der Masse“ so der Altmeister Kostolany.
Die gefährlichen, neuen Denkfehler sind grobe betriebswirtschaftliche Fehler bei der Realisierung von Strategien. Es musste schief gehen. Wenn geklonte Hochschulabsolventen mit Bonifikationsverträgen ausgestattet und mit edlen Visitenkarten vom Who is Who der Finanzbranche auf die Investoren losgelassen werden und ohne Erfahrung mit derselben Denkweise, derselben Sprache und derselben Ausbildung gleichzeitig an allen Wertschöpfungsstufen von der Produktentwicklung über Ratingagenturen, Verbriefungsinstitutionen und Wertpapierinvestoren offensichtliche unbeaufsichtigt Entscheidungen anhand standardisierter Vorgaben fällen.
Spielende Kinder haben an verschiedenen Stellen gleichzeitig kleine, von unschuldigen Kinderhänden geformte Schneebälle den Berg hinunter geworfen. Aus einigen dieser Schneebälle sind mittlerweile gewaltige Lawinen geworden.
Die einzige Hoffnung: irgendwann kommt jede Lawine im Tal an. Dann beginnt die Zeit des Aufräumens und der Ursachenforschung. Neu Regeln und Gesetze werden kommen, mit dem Ziel zukünftige Lawinenabgänge zu verhindern. Experten werden schon bald beruhigen auf uns einwirken und sagen die Gefahr sein gebannt und es werde alles nur Menschenmögliche getan um eine solche Katastrophe in Zukunft zu verhindern. Die Universitäten werden ihren Lehrplan anpassen und wir, wir werden es glauben und neues Vertrauen in die Experten und die Märkte finden, schließlich wollen wir alle Geld verdienen und keinen Aufschwung oder Gelegenheit verpassen.
Im Jahr 2018 wir der Autor in einem bequemen Massagesitz seines neuen selbstfahrenden chinesischen Luxuswagens folgende Nachricht auf dem Folienbildschirm vor sich lesen können: Internationalen Finanzmärkten droht Kollaps!