Die USA haben ihr bereits am 31.Juli gemeldetes Wachstum für das Bruttoinlandsprodukt (Die Summe aller produzierten Waren und Dienstleistungen) für das 2.Quartal (April-Juni) von 1,9% auf sagenhafte 3,3% nach oben korrigiert!
Die bedeutendste Volkswirtschaft der Erde ist scheinbar nicht einmal in der Lage ein paar Zahlen halbwegs korrekt zu addieren um die wichtigste Kennziffer ihrer Wirtschaft zu bestimmen.
Beeindruckend. Dazu muss man wissen, dass die offiziell benannten US-Konjunkturdaten in der Regel das Papier nicht wert sind, auf dem sie veröffentlicht werden.
Sie kennen meine Erläuterungen über die „kreative“ Zahlenkosmetik der Bundesrepublik im Bezug auf beispielsweise die Inflationsrate oder die Arbeitslosenstatistik.
Im Vergleich zu dem, was diesbezüglich in den USA passiert, sind die deutschen Wirtschaftsdaten allerdings von astronomischer Genauigkeit. Da ist die Bezeichnung „kreativ“ eine schreckliche Untertreibung.
Bleiben wir beim Beispiel BIP: Hier wird das sogenannte „Netto-BIP“ angegeben. Man rechnet alle Waren und Dienstleistungen zusammen und zieht davon die Inflationsrate ab. Die Preissteigerungen sind ja keine echte Mehrleistung.
Die Gesamtinflationsrate wird mit 5% angegeben und ist mit unglaublichen Tricks, die hier den Rahmen sprengen würden, geschönt.
Die echte US-Inflationsrate liegt laut der renommierten „Schattenstatistik“ – einer Organisation, die sich unabhängig von der Regierung akribisch mit den wahren US-Wirtschaftsdaten beschäftigt - bei etwa 13 % !!
Wenn man also ehrlich rechnet, sind die USA bereits tief in der Rezession. Aber leider wissen das mal wieder die Wenigsten. Selbst unter den sogenannten Finanzprofis werden diese nachweislich zur Unkenntlichkeit „verbogenen“ Daten als wahr und echt angesehen. Die Reaktion haben wir heute Nachmittag an den Börsen erlebt.
Es nutzt allerdings wenig, sich darüber zu ereifern. Man muss akzeptieren: Wenn die Mehrheit der Investoren die falschen Fakten glaubt und sich daran orientiert, macht es keinen Sinn sich dagegenzustellen. „Recht haben“ und „Geld verdienen“ sind nicht immer identisch. Auch das ist Börse.
Wie machen die USA das bloß? Der Arbeitsmarktstatistik zufolge ist die nichtagrarische Beschäftigung im zweiten Quartal mit einer Jahresrate von 0,6 Prozent gefallen - trotz hehrer Annahmen bezüglich des Stellenaufbaus durch Firmenneugründungen. Die Baubeginne haben neuerlich um knapp elf Prozent nachgelassen, und der Autoabsatz ist im Vergleich zum Vorquartal sogar mit einer annualisierten Rate von einem Viertel eingebrochen. Der US-Ölverbrauch ist im ersten Halbjahr so stark gesunken wie seit 26 Jahren nicht mehr. Kurzum: So ziemlich alles, was man mengenmäßig zählen kann, deutet auf ein wirtschaftliches Drama hin und bestätigt damit die Klagen über das US-Geschäft der Firmen rund um die Welt. Aber nein, laut offizieller Lesart sind die USA im zweiten Quartal um 3,3 Prozent gewachsen. Dass der Außenbeitrag (Exporte plus 13,2 Prozent, Importe minus 7,6 Prozent) 3,1 Prozentpunkte dazu beigesteuert hat, lässt die Sache zunächst plausibel anmuten, ist angesichts des vermeldeten Rückgangs der Industrieproduktion um 3,2 Prozent dennoch irgendwie ein starkes Stück.
Zum Dank an alle jene, die ihnen das abnehmen, haben die USA noch ein ganz besonderes Schmankerl parat: die liquidesten und damit attraktivsten Finanzmärkte der Welt. Daher war es für sie auch kein Problem, über die vergangenen zehn Jahre ein Leistungsbilanzdefizit von kumuliert 5 177 Mrd. $ zu stopfen. Was die Liebhaber von US-Aktiva davon hatten, sieht man vermutlich am besten daran, dass sich die Nettovermögensposition der USA gegenüber dem Ausland in dieser Zeit aber nur um 1 662 Mrd. $ verschlechtert hat. Da müssen die Finanziers der USA also ein richtig gutes Geschäft gemacht haben. Im zweiten Quartal haben sich die nominalen Nettoexporte der USA übrigens auf einen annualisierten Wert von minus 710 Mrd $ belaufen, dem höchsten Defizit seit vier Quartalen. Nicht zu fassen, dass der Dax auf die US-BIP-Zahlen um 1,6 Prozent gesprungen ist.