Die ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright hat die Reaktion der Bush-Regierung auf die Krise in Georgien scharf kritisiert. Zur Frage, wie sie den russischen Einmarsch in Südossetien und Abchasien beantwortet hätte, sagte Albright dem SPIEGEL: "Ich wäre sofort nach Moskau gefahren, anders als die aktuelle Außenministerin Condoleeza Rice.
Ich hätte in einer sehr klaren Sprache den Russen gesagt, dass dieses Verhalten schlicht nicht akzeptabel ist. Gleichzeitig hätte ich aber versichert, dass ihnen keine Gefahr an ihren Grenzen droht. Ich hätte ihnen klargemacht, dass sie die Situation falsch eingeschätzt haben. Diese Fehleinschätzung muss jetzt korrigiert werden."
Albright plädierte für eine entschiedene Reaktion des Westens auf das russische Vorgehen. "Mit dem Einmarsch in ein souveränes Land hat Russland die rote Linie überschritten. Es ist besorgniserregend, dass das Moskauer Verhalten an das russische Zarenreich im 19. Jahrhundert erinnert. Das passt nicht im 21. Jahrhundert."
Albright weiter: "Wenn Putin nicht umdenkt, müssen wir nach Wegen suchen, Russland international zu isolieren."Ein erster Schritt müsse laut Albright besserer Militärschutz für Georgien sein. "Es ist nun klar, dass wir mit dem beschlossenen Nato-Mitgliedschaftsplan für Georgien weiter machen müssen. Da darf es jetzt kein Zögern geben."
Die Anerkennung der georgischen Provinzen mit der Kosovo-Unabhängigkeitserklärung gleichzusetzen, lehnte Albright scharf ab: "Der Vergleich passt nicht. Der serbische Präsident Slobodan Milosevic hat mit seinen Henkergesellen die ethnische Säuberung Serbiens und des Kosovo befohlen. Wir haben uns in vielen Uno-Resolutionen um eine Lösung der Krise bemüht und immer versucht, mit den Russen zusammen zu arbeiten.