Wenn zwei sich streiten... Was der Handelskrieg zwischen China und den USA für Deutschland bedeutet
Strafzölle sind schon länger kein reines politisches Druckmittel mehr, sondern reale Handelspolitik. Donald Trump setzte Anfang des Jahres erste Strafzölle auf Waschmaschinen und Solarzellen ein, es folgten Vergeltungsmaßnahmen und inzwischen ist ein Handelskrieg in vollem Gange.
Experten befürchten, dass Zölle im internationalen Handel immer zu Wohlfahrtsverlusten führen. Zunächst einmal leiden die Verbraucher in den USA und China unter den Zöllen. Wenn sich Stahlimporte erhöhen, werden die Preise für bestimmte Produktgruppen steigen. Toyota hat bereits angekündigt, dass sie die gestiegenen Produktionskosten auf die Verkaufspreise umlegen werden. Preissteigerungen sind auch in China zu erwarten – zum Beispiel auf Sojabohnen. Ganze Industrien leiden unter Zöllen und erhöhten Produktionskosten. Und nicht nur China und die USA müssen sich auf Veränderungen einstellen, auch Drittländer sind betroffen.
Deutschland, als Exportnation, ist sehr anfällig für jegliche Handelseinschränkungen. Dabei exportiert das Land weitaus mehr als dass es importiert. Der Leistungsbilanzüberschuss lag 2017 bei 257 Milliarden Euro und stellt damit den weltweit größten Bilanzüberschuss dar. Die USA und China sind für Deutschland extrem wichtige Handelspartner, sodass Strafzölle aus diesen Ländern die deutschen Exporte dorthin belasten können.
Die amerikanischen Zölle auf Stahl und Aluminium wird die deutsche Stahlindustrie im Vergleich zu anderen Ländern weniger intensiv treffen. Deutschland liegt in der Rangfolge der Stahlexporte in die USA nur auf Platz 8. Somit fürchten Stahlhersteller wie Thyssen Krupp die Folgen nur geringfügig. Die Wirtschaftsvereinigung Stahl warnt jedoch vor Handelsumlenkungen in den europäischen Markt als Folge der US-Zollpolitik. Wird mehr billiger Stahl aus zum Beispiel China oder Russland auf dem europäischen Markt angeboten, werden Unternehmen hierzulande die Folgen doch zu spüren bekommen.
Nachdem die EU als Reaktion auf die Aluminium- und Stahlzölle neue Zölle auf eine Reihe amerikanischer Kultgegenstände, drohte Trump mit Zöllen auf Autos. Aktuell nimmt die EU 10% Einfuhrzoll auf Autos aus den USA, während die USA nur 2,5% auf europäische Autos erheben. Dies ist dem US-Präsident schon länger ein Dorn im Auge. Über Twitter drohte er mit 20 Prozent Zöllen auf deutsche Autos.
Solche Zölle würde die deutsche Autoindustrie schlimm treffen: Jeder fünfte Job bei Porsche und BMW Leipzig hängt etwa am US-Export. In einem Gespräch zwischen EU-Kommissionspräsident Juncker und Trump einigen sich die beiden darauf, dass die EU und die USA vorerst auf die Einführung neuer Zölle verzichten werden.
Worum es Washington und Peking dabei geht und warum ihr Streit auch weltweite Auswirkungen hat, zeigt folgende Infografik.