Einem Gutachten des Kieler Instituts für Weltwirtschaft im Auftrag des Bundesfinanzministeriums zufolge lohnen sich deutsche Auslandsinvestitionen viel mehr als häufig dargestellt. "Die deutschen Direktinvestitionen verzeichnen seit dem Jahr 2005, trotz Verlusten während der Finanzkrise, netto leichte Bewertungsgewinne", heißt es in dem Gutachten, über das das "Handelsblatt" (Mittwochausgabe) berichtet.
Damit sei auch die Kritik am hohen deutschen Handelsüberschuss überzogen.
"Deutschland braucht sich bei niemandem zu entschuldigen", sagte IfW-Forscher Stefan Kooths, einer der Studienautoren. "Etwa seit der Jahrtausendwende weisen deutsche Auslandsinvestitionen eine höhere Rendite auf als ausländische Investitionen in Deutschland", heißt es in dem Gutachten.
Seit den 2000er Jahren "liegt der Renditevorsprung der Auslandsanlagen bei knapp zwei Prozent", schreiben die Forscher. Und die Rentabilität dürfte noch unterschätzt werden, da sich die Produktivitätseffekte deutscher Investitionen nicht vollständig erfassen ließen.
Damit, so schreiben die Forscher, finde zwar eine Kaufkraftverlagerung in die übrige Welt statt. Und diese Kapitalabflüsse dürften noch eine Weile anhalten, womit auch der deutsche Leistungsüberschuss hoch bleiben dürfte. Doch wenn Investitionen von Unternehmen und anderen Anlagen in jene Länder fließen, wo die höheren Renditen zu erwarten sind,
erhöhten sich "damit die Konsummöglichkeiten sowohl in Deutschland als auch in der übrigen Welt", sagte Kooths. Deutschlands hoher Leistungsbilanzüberschuss sei somit auch Folge rationaler Investitionsentscheidungen, die unter einfachen Renditegesichtspunkten erfolgen, und von denen alle profitierten.
Deutschlands hoher Leistungsbilanzüberschuss steht international stark in der Kritik, insbesondere US-Präsident Donald Trump fordert Deutschland auf, den Überschuss zu senken.
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