Ölpreise wegen Zweifeln an Produktionskürzung unter Druck. Saudi-Arabien und Russland dämpfen Erwartungen an "OPEC+"-Treffen. - Powell-Rede führt zu schwächerem US-Dollar und steigendem Goldpreis.
Commerzbank Commodity Research
Die Ölpreise stehen seit gestern erneut unter Abgabedruck. Brent rutscht im Zuge dessen am Morgen unter 58 USD je Barrel auf ein 13-Monatstief, WTI kostet erstmals seit Oktober 2017 weniger als 50 USD. Kommentare des saudi-arabischen Energieministers al-Falih und von Russlands Präsident Putin ließen Zweifel daran aufkommen, dass sich die „OPEC+“-Gruppe bei ihrem Treffen am 6./7. Dezember in Wien auf eine hinreichend große Produktionskürzung verständigen kann.
Al-Falih gab zu verstehen, dass Saudi-Arabien die Produktion nicht allein kürzen werde. Insbesondere Saudi-Arabien hatte seine Produktion zuletzt massiv angehoben und damit das Überangebot maßgeblich verursacht. Nur wenn Saudi-Arabien den Großteil der Kürzung trägt, werden die anderen OPEC-Länder bereit sein, ebenfalls einen Beitrag zu leisten.
Ob Russland sich an einer Produktionskürzung beteiligen wird, ist weiterhin unsicher. Laut Präsident Putin kann Russland mit einem Ölpreis von 60 USD sehr gut leben. Putin und der saudi-arabische Kronprinz bin Salman wollen sich am Rande des morgen beginnenden G20-Gipfels treffen. Dabei dürfte es darum gehen, eine gemeinsame Linie für das „OPEC+“-Treffen in einer Woche auszuloten.
Sollte es zu keiner Übereinkunft kommen, droht in der nächsten Woche ein weiterer Preisrückgang. Der gestern vom US-Energieministerium gemeldete zehnte Wochenanstieg der US-Rohöllagerbestände in Folge zeigte erneut, dass zuviel Öl am Markt ist und daher Kürzungsbedarf besteht.
Edelmetalle:
Der US-Dollar vollzog gestern im Rahmen der Rede des Vorsitzenden der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, eine Kehrtwende. Von der schwächeren US-Währung profitierte Gold, das zulegte und heute Morgen weiter auf 1.225 USD je Feinunze steigt. Heute Abend wird das Protokoll der letzten Fed-Sitzung veröffentlicht, das zu einer weiteren Abschwächung des Dollar und damit zu einem weiteren Anstieg des Goldpreises führen könnte, sofern sich einige FOMC-Mitglieder vorsichtig über die konjunkturelle Entwicklung in den USA geäußert haben.
Palladium zündete gestern überraschend die Raketen und legte um 2,6% zu. Mit 1.188 USD je Feinunze erreichte es ein neues Rekordhoch. Dabei gab es eigentlich Gründe, die für fallende Preise gesprochen hätten. Diese wurden aber ignoriert. US-Präsident Trump hat gestern indirekt mit Strafzöllen auf Auto-Importe gedroht. Zeitungsberichten zufolge könnten diese schon nächste Woche angekündigt werden.
Platin hingegen verlor gegen den Trend 1,1%, nachdem der World Platinum Investment Council (WPIC) von hohen erwarteten Angebotsüberschüssen in diesem und im nächsten Jahr berichtet hatte (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern). Der Überschuss dieses Jahr kommt wegen einer schwachen Nachfrage zustande, die der WPIC mit -4% ansetzt.
Hier spielt insbesondere die Automobilindustrie eine Rolle, deren Nachfrage wegen schwacher Absätze von Dieselautos um 7% fallen soll. Die zweite große Nachfragekomponente, die Schmuckindustrie, verzeichnet ebenfalls einen Rückgang, trotz der niedrigen Preise. Dies kann von einer robusten Nachfrage aus der Industrie außerhalb des Automobilsektors nicht aufgefangen werden.