Sammelklage gegen Wirecard: Jetzt droht auch noch Ärger aus USA. Leerverkaufspositionen bei Wirecard nahmen in den letzten Tagen drastisch zu. US-Investoren sind Millionen Aktien short. Weiß da jemand mehr? Charttechnischer Schicksalspunktpunkt rückt näher.
Wirecard Kurs 1 Jahr
Wirecard kommt nicht zur Ruhe. Die Gerüchteküche kocht - auch ohne neue Schlagzeilen von der Financial Times. Doch die Angst geht um: Kommt da noch was? Wieviele Leichen sind noch im Keller?
Unterdessen blasen große US-Investoren zum Großangriff: Sie gehen Wirecard millionenfach short. Wei da etwa jemand mehr?
In den zurückliegenden Tagen haben Leerverkäufer ihre Short-Positionen bei Wirecard extrem ausgebaut. Meldungen darüber im Bundesanzeiger versetzen die Aktie regelmäßig in Bewegung – werden zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Kaum veröffentlicht, sinkt der Kurs schnell um einige Prozentpunkte. Zuletzt gab die New Yorker Slate Path Capital bekannt, 1,5 Prozent der Wirecard-Aktien leerverkauft zu haben. Das entspricht 1,85 Millionen Papieren.
Zuvor hatte Odey Asset Management aus London öffentlich gemacht, 0,77 Prozent des ausgegeben Aktienkapitals leerverkauft zu haben.
Kriminalfall
Die Kursturbulenzen des Zahlungsabwicklers Wirecard sind nun ein Kriminalfall. Laut eines Berichts der FAZ soll der Staatsanwaltschaft München die brisante Aussage eines Leerverkäufers vorliegen. Der Zeuge soll demnach angeblich zugegeben haben, vorab darüber informiert worden zu sein, wann die "Financial Times" in ihrer Onlineausgabe über Wirecard berichtete. Danach verlor die Wirecard-Aktie in kurzer Zeit erheblich an Wert.
Ob gegen den Mann als Beschuldigten ermittelt wird, ist unklar. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I erklärte auf Anfrage der FAZ, dass sie zu den laufenden Ermittlungen keine Aussagen machen könne. Zunächst hatten die Strafverfolger keinen Anlass für Vorermittlungen rund um das Unternehmen aus Aschheim bei München gesehen. Zwischenzeitlich hat die Behörde aber ein Ermittlungsverfahren wegen Marktmanipulation gegen unbekannt eingeleitet. Ein Anfangsverdacht gegen die Konzernspitze besteht aber nicht.
Klagewelle in USA
In den USA hat die Anwaltskanzlei Bronstein, Gewirtz & Grossmann vor einem Bezirksgericht in Los Angeles eine Sammelklage gegen Wirecard eingereicht. Sie vertritt Anleger, die glauben, Wirecard habe sie mit falschen oder missverständlichen Aussagen in die Irre geführt. Hinzu komme, dass die Firma ihre Schwächen im internen Controlling heruntergespielt habe. Die Kläger argumentieren, dass sie die Aktien von Wirecard aufgrund falscher Tatsachen und Informationen gekauft hätten. Nach dem Kurssturz fühlen sich die Kläger betrogen und verlangen Schadenersatz.
Neben der Firma Wirecard selbst werden unter anderem Vorstandschef Markus Braun und Finanzchef Alexander von Knoop als Beklagte geführt. Auch Jan Marsalek, der das operative Geschäft verantwortet, und Susanne Steidl, zuständig für Produkte, tauchen als Beklagte auf.