Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch hält das deutsche Finanzsystem angesichts der anhaltenden Zinsflaute für anfällig.
"Aktuell bauen sich weiterhin Verwundbarkeiten im Finanzsystem auf", sagte Buch dem "Handelsblatt" (Montagausgabe). Deutschland habe auch wegen der günstigen Finanzierungsbedingungen zehn wirtschaftlich sehr gute Jahre gehabt.
In dieser Zeit hätten sich zyklische Risiken aufgebaut. "Kreditrisiken können tendenziell unterschätzt und Vermögenswerte, etwa am Immobilienmarkt, überschätzt werden."
Gefahren sieht Buch vor allem bei einem Konjunktureinbruch oder bei einem abrupten Zinsanstieg, wenn zum Beispiel die Risikoprämien auf den Märkten steigen. Insgesamt seien die deutschen Banken aber besser für eine Krise gerüstet als nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Jahr 2008. Die Institute hätten ihr Kapital deutlich gestärkt.
Problematisch seien jedoch die geringen Gewinnmargen der Banken, die damit zusammenhängen, dass der Sektor in Deutschland sehr wettbewerbsintensiv ist. Dies könne einen Strukturwandel in der Branche beschleunigen.
Die Bewertung von Klimarisiken für die Finanzstabilität steht nach Ansicht von Buch noch am Anfang. Gemeinsam mit anderen Notenbanken und Aufsichtsbehörden entwickele die Bundesbank Ansätze, um die Auswirkungen des Klimawandels auf den Finanzsektor genauer zu untersuchen. "Oft fehlen hierfür wichtige Informationen – zum Beispiel zu den Klimarisiken in den Unternehmensbilanzen."
Die Bundesbank-Vizepräsidentin sieht hier vor allem die Politik gefordert. Um Klimarisiken zu bewerten, seien letztlich klare Preissignale nötig. Diese zeigten den Marktteilnehmern transparent an, wo der größte Handlungsbedarf zur Vermeidung von CO2 bestehe. "Das erfordert klimapolitische Entscheidungen – das ist Aufgabe der Politik, nicht der Notenbanken."
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